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Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
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Euren Namen und Euer Begehr!«, erwiderte der Mann, die Augen unter der Hutkrempe zu misstrauischen Schlitzen verengt.
    Wex war erleichtert und überrascht zugleich, dass er den Zwerg verstehen konnte. Der Dialekt war dem, mit dem er aufgewachsen war, gar nicht unähnlich.
    »Wir brauchen Zuflucht«, antwortete Fretter.
    »Wer schickt Euch?«, fragte Blurdo.
    »Wir sind treue Untergebene des Fürsten Kryst von Abrogan.«
    »Krystal?«
    »Nein, nur Kryst.«
    »Von jenseits der Berge?«
    »Ja.«
    »Dann vertrauen wir Euch nicht, und wir können Euch keine Zuflucht gewähren.«
    »Aber wir werden von Feinden verfolgt. Von Düsterlingen.«
    Blurdo klappte die Hutkrempe hoch, und seine Augen wurden groß wie Handteller. »Umso mehr Grund, Euch abzuweisen!«
    Fretter wandte sich an Blu. »Ihr habt mit diesem seltsamen Volk Handel getrieben. Rede du mit ihm.«
    Blu winkte Blurdo zu und redete in seiner kehligen Sprache auf ihn ein.
    Blurdo nickte, aber sein harter Blick wurde nicht weicher. »Dich und die Tochter des Dido kennen wir, aber deine Begleiter gefallen uns nicht. Es ist beschlossen. Wir werden euch nicht über den Fluss bringen.«
    Blu sprach weiter, und Blurdo nickte.
    »Ich weiß, dass ihr beiden jedes Gewässer überqueren könnt, Flussmensch. Doch selbst wenn, werden wir euch nicht in den Turm lassen. Und wenn Düsterlinge in der Nähe sind, wie du sagst, müssen wir uns sofort zurückziehen. Keine Zeit, hier mit euch herumzutrödeln.« Blurdo bedeutete seinen Männern, zum Turm zurückzukehren.
    Brynn hatte die Verhandlungen beobachtet und aufmerksam zugehört. Sie beugte sich vornüber, als spreche sie mit einem der Kinder, und sagte: »Cirilla, zeige dich.«
    Ausdruckslos starrte Cirilla aufs gegenüberliegende Ufer. Sie schien zum ersten Mal andere Menschen zu sehen, die waren wie sie.
    »Die Kinder«, drängte Brynn. »Sag ihnen, dass wir Kinder dabeihaben.«
    Ein Ruck ging durch Cirilla. Sie reckte das Kinn und schob sich ans vordere Ende des Pulks.
    »Heda! Heda, Feigling!«
    Wex zuckte zusammen, und Pinch musste ein Lachen unterdrücken.
    Fretter versuchte, Cirilla an der Schulter festzuhalten, um sie zum Schweigen zu bringen, aber sie schüttelte ihn ab.
    »Welche Sorte Mann lässt dreißig kleine Waisen schutzlos vor seinem Tor und liefert sie dem sicheren Tod aus? Ein Mann, der keiner ist, wenn du mich fragst!«
    Blurdo drehte im Gehen den Kopf, um zu sehen, wer ihn da so beleidigte, erweckte aber nicht den Eindruck, die Unterhaltung fortführen zu wollen. Doch als er Cirilla erblickte, blieb er wie angewurzelt stehen.
    »Habe ich jetzt deine geneigte Aufmerksamkeit?«, sprach Cirilla weiter. »Dann höre Folgendes: Wenn ihr euch in eurem Turm verkriecht und tatenlos zuseht, wie diese Kinder hingeschlachtet werden, werdet ihr den Müttern da drinnen erklären müssen, dass das eure Schuld war. Bin gespannt, was sie dazu sagen. Ich jedenfalls habe mir meine Meinung dazu bereits gebildet, und sie fällt nicht besonders schmeichelhaft aus!«
    Blurdo wandte sich um und stapfte hastig zurück ans Ufer. Seine Männer standen einen Moment lang verdutzt da, dann eilten sie hinter ihm her, um ihren Anführer mit ihren Lanzen zu schützen.
    »Wer bist du?«, fragte er verunsichert. Er schien weniger beleidigt als fasziniert und starrte Cirilla mit dem gleichen Interesse an, mit dem die Expeditionsmitglieder zuvor Blurdo und seine Männer bestaunt hatten.
    »Cirilla«, antwortete sie.
    »Was hast du mit diesen großen Menschen zu schaffen?«
    »Die sind meine …« Cirilla zögerte. Sie wusste nicht, wie sie diese seltsam zusammengewürfelte Truppe aus Soldaten und Ausgestoßenen bezeichnen sollte. »… Gefährten. Wir sind auf einer Expedition.«
    »Und diese großen Leute akzeptieren dich?«
    Wex hörte den Unterton in der Stimme des Mannes: Misstrauen und Wut.
    Cirilla schaute hinüber zu Curdwell und den anderen. Die Palastwachen akzeptierten sie ganz eindeutig nicht . Sie verachteten sie, machten sich über sie lustig und hatten sie aus irgendeinem Grund im Kerker von Skye gefangen gehalten, bis ihr Herrscher Cirilla gezwungen hatte, in seine Dienste zu treten. Sie nannten sie »Missgeburt«.
    »Ja«, erwiderte Cirilla. »Sie akzeptieren mich. Wenn ihr uns reinlasst, werden sie mich danach wie eine Adlige behandeln.« Sie warf Fretter einen vielsagenden Blick zu.
    Fretter nickte, was nur bedeuten konnte, dass er bei Kryst um vollen Straferlass für Cirilla ersuchen würde, welches Verbrechen auch immer

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