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Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
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eine Landkarte breitete sich vor ihnen das Gelände aus, das sie in den letzten Tagen durchquert hatten. Sie waren so weit oben, dass die Lichtung um den Turm aussah wie ein kleiner runder Teller. Der Fluss war nur ein dünnes, bläulich weißes Bändchen und die weiten Fluren dahinter ein Flickenteppich aus grüner und gelber Wolle. Zu seiner Rechten entdeckte Wex einen Apfelhain. Ein kleiner, umgelenkter Bach floss hindurch und über das dahinterliegende Feld. Am Fuß des Turms sah er ein Seilzugsystem mit Eimern daran. Wahrscheinlich diente es zum Transport der Äpfel und zur Trinkwasserversorgung, vielleicht sogar zur Bewässerung der Felder. Das kleine Volk hatte sich hier eine neue Heimat geschaffen, auch wenn sie sich immer noch nach ihren Tälern sehnten.
    Blurdo und Cirilla traten ans Fenster.
    »Ihr seht schärfer als jeder andere von Euch großen Leuten«, sagte Blurdo zu Spragg, »und Ihr alle seht besser als wir Kleingewachsenen. Wir möchten, dass Ihr unsere Augen seid.« Er zog ein Bündel Holzstäbe mit angesengten Spitzen hervor und reichte sie Wex. »Cirilla sagt, du könntest das Land in Bilder bannen. An der Wand hier neben dem Fenster ist noch Platz. Könntest du für uns aufmalen, was dein Kamerad mit den scharfen Augen sieht, auf dass auch wir anderen wissen, was draußen vor sich geht?«
    Wex nahm einen der Stäbe und wog ihn zwischen Daumen und Zeigefinger.
    »Wo sind Fretter und Kraven?«, fragte er.
    »Großen Leuten ist es nicht gestattet, diesen Raum zu betreten«, erklärte Blurdo. »Ihr beiden seid die ersten. Cirilla hat mich überredet.«
    Spragg spähte nach draußen.
    »Geradeaus hinter dem Fluss ist ein Lager. Dreißig Düsterlinge in etwa. Vermutlich weitere fünf bis zehn zwischen den Bäumen. Die Kinderbanditen sind auch dort, zusammengepfercht, wahrscheinlich gefesselt. Südlich davon schleichen zehn durchs Dickicht, auf Addels Brücke zu. Noch mal zehn im Norden. Nein, zwanzig. Es sind zwei Trupps, anscheinend in Zehnergruppen aufgeteilt. Wahrscheinlich gibt es noch mehr davon, auch wenn ich sie im Moment nicht sehen kann, was eine Gesamtzahl von über achtzig Düsterlingen ergibt.«
    Blurdo schnappte erschrocken nach Luft, versuchte aber, in Anwesenheit von Cirilla nicht allzu verängstigt zu wirken.
    Spragg ging ans gegenüberliegende Fenster. »Keine Bewegung hier im Osten. Sie haben uns noch nicht umzingelt. Aber bald.«
    »Düsterlinge umzingeln niemanden«, erklärte Blurdo.
    Wex verdrehte die Augen. »Und sie rotten sich auch nicht zu Gruppen von über achtzig zusammen, haben keine Bogen und benutzen keine Kinder als Köder. Bis gerade eben.«
    »Zeichne alles auf«, befahl Blurdo.
    Wex machte sich an die Arbeit, glücklich, wieder eine Aufgabe zu haben. Untätig herumzusitzen und zu warten, bis endlich der Angriff kam, war nervenzermürbend, aber hier oben, in der Spitze des Turms, fühlte er sich wie ein Gott – abgesehen von der Tatsache vielleicht, dass ihm schwindlig war und er Angst hatte, aus dem Fenster zu fallen. Die Düsterlinge schienen unendlich weit weg, wie Punkte auf einer Landkarte oder Figuren auf einem Spielbrett.
    Er setzte den angekohlten Stab an die Wand und begann zu zeichnen. Spragg wiederholte, was er gesehen hatte, und Wex trat hin und wieder ans Fenster, um Proportionen und Bezugspunkte zu überprüfen. Die Landschaft stellte er mit einfachen schwarzen Strichen dar und bildete nur die laut Spragg strategisch wichtigen Punkte ab. Der Fluss wurde zu einer geschlängelten Linie, Baumgruppen zu pilzförmigen Klecksen, ein Zehnertrupp Düsterlinge zu einem gehörnten Kopf mit einem Pfeil, der die Richtung anzeigte, in die sie sich bewegten. Für den Turm selbst schien ihm ein kleiner Fleck in der Mitte der Karte am geeignetsten, mit einer kreisförmigen Schraffur darum herum, die für die gerodete Lichtung stand.
    Blurdo und die anderen Ratsmitglieder versammelten sich um Wex’ Karte, flüsterten und deuteten ehrfürchtig auf sein Werk, als wären sie Mäzene auf einer Ausstellung.
    »Ihr solltet Hauptmann Fretter gestatten, diese Karte zu studieren«, schlug Spragg vor. »Er ist bewandert in der Kunst der Kriegsführung.«
    »Krieg, also?«, wiederholte Blurdo, als spreche er mit sich selbst. Seine Stimme klang resigniert und niedergeschlagen, und es war keine Spur mehr von dem Selbstbewusstsein und der Kühnheit zu hören, die er bei der Begegnung am Fluss an den Tag gelegt hatte. Offensichtlich hatte das Zwergenoberhaupt gehofft, die

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