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Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
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Behausungen verwendeten. Die runden Räume und Verbindungstunnel dazwischen waren bestimmt nicht von Menschenhand erschaffen. Und normalerweise waren Türme gerade.
    »Sie hat recht«, räumte Wex sein. »Der Turm sieht aus wie ein Termitenhügel. Er ist nur ein bisschen groß für Termiten.«
    »Zu groß für die, die wir in Nordabrogan kennen«, erwiderte Brynn. »Aber die Tierwelt in diesen verfluchten Landen ist von allen möglichen Monstern bevölkert, und der Bau sieht aus, als wäre er schon seit Urzeiten verlassen. Vielleicht gab es einmal Termiten, die so groß waren wie ein kleingewachsener Mensch?«
    »Zumindest Eure Vorstellungskraft ist groß«, entgegnete Spragg.
    »Nein«, sagte Wex. »Sie ist klug. Zu klug. Eine ihrer unangenehmen Eigenschaften.«
    Brynn blickte Wex wütend an. »Du hast allen Respekt verloren. Du behandelst mich schon schlecht, seit …«
    »Seit du Adara angelogen hast?«
    Brynn fühlte sich ertappt. »Seit sie sich vor den Augen aller so unverschämt zur Schau gestellt hat!« Sie atmete einmal tief aus, um sich zu beruhigen. »Sie ist das falsche Mädchen für dich. Du bist ein launischer Künstler, und sie ist eine impulsive Streunerin. Es würde niemals funktionieren mit euch.«
    »Sie brennt vor Leidenschaft.«
    »Ja, ich habe gesehen, wie sie voller Leidenschaft ein lebendiges Wesen in Stücke gehauen hat.«
    Wex zögerte. Ein Wortgefecht mit Brynn, die nicht nur schlau, sondern auch gebildet war, konnte er nicht gewinnen. Außerdem hatte sie in gewisser Weise recht. Wie Adara den Düsterling einfach hingerichtet hatte, wie das Blut der Kreatur ihr auf die pumpende Brust und das fliegende Haar gespritzt war, das alles kam ihm vor wie eine bizarre Variation ihres Tanzes auf dem Fluss, nur im wahren Leben. Es war verstörend.
    Noch bevor Wex etwas entgegnen konnte, eilte einer von Blurdos Männern durch den Tunnel herbei. Er deutete auf Wex und Spragg. »Der Scharfsichtige und der Zeichner, kommt mit mir nach oben. Es gibt etwas für Euch zu tun.«
    Wortlos signalisierte Wex Brynn, dass ihre Unterhaltung noch nicht beendet war.
    »Du weißt, dass es stimmt, Wexford«, beharrte Brynn. »Es ist die Wahrheit in meinen Worten, die deine Zunge lähmt.«
    Aber es stimmt trotzdem nur zur Hälfte , dachte Wex, während er durch eine Luke nach der anderen gescheucht wurde. Jede einzelne war gesichert und verriegelt, was es so gut wie unmöglich machte, nach oben zu gelangen, wenn man nicht das entsprechende Klopfzeichen kannte, um eingelassen zu werden. Außerdem war der Verlauf der Tunnel verwirrend, und manchmal wurden sie so niedrig, dass selbst Wex kriechen musste. An einigen Stellen würde Mungo nie und nimmer durchkommen in dem Fall, dass sie nach oben fliehen mussten. Andererseits waren sie auf diese Weise zumindest vor den größeren Düsterling sicher, selbst wenn es ihnen gelang, das untere Stockwerk zu überwinden.
    »Ein Junge deines Standes sollte sich gegenüber einer Adligen nicht ungebührlich benehmen«, erklärte Spragg mit geschwellter Brust, während sie gebückt durch die Tunnel hasteten. »Es könnte sogar sein, dass Brynn mir irgendwie gefällt. Und wenn mein Bruder sie nicht für sich beansprucht, wäre ich nur ungern derjenige, der dir wegen deines Gebarens eine Lektion erteilen muss.«
    » Könnte sein , dass sie dir irgendwie gefällt ?« Wex musste lachen. »Soll ich ihr erzählen, wie du dir in die Hosen gemacht hast?«
    »Das ist nicht komisch!«
    »Tut mir leid«, erwiderte Wex kichernd, »aber es ist schwer, mir vorzustellen, wie du mir eine Lektion erteilen willst, wenn du nicht mal dein Wasser halten kannst.«
    Spragg blickte ihn schnaubend an, dann lächelte er. »Das war ein verdammt großes Biest«, sagte er. »Wer kann’s mir schon verübeln?«
    »Riesig«, stimmte Wex zu. »Und, nein, ich kann’s dir nicht verübeln.«
    Schließlich erreichten sie das Stockwerk, das die Zwerge als ihre »Ratskammer« bezeichneten. Sie wurden zu einem Fenster geführt, und als Wex hinausblickte, wäre er beinahe ohnmächtig geworden. Der Turm wölbte sich an dieser Stelle so stark nach außen, dass er senkrecht nach unten sehen konnte. Auf einem so hohen Gebäude war Wex noch nie gewesen.
    Spragg grinste. »Bei den Göttern! Wir sind hier ja noch weiter oben als auf dem Kirchturm von Pathia.«
    Von dem Fenster aus konnte man in drei Himmelsrichtungen mehrere Wegstunden weit sehen, und auf der gegenüberliegenden Seite der Ratskammer befand sich ein weiteres. Wie

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