Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
Vom Netzwerk:
entfernt.
    »Sie schießen auf uns!«, wimmerte Fen. »Wir haben nicht mehr lange zu leben!«
    Spragg schüttelte den Kopf. »Diese Pfeile sollten sie gar nicht treffen. Es ist eine List. Die Bestien auf der anderen Seite des Flusses wollen uns glauben machen, ihre Komplizen wären in Gefahr.«
    »Ihr liefert uns dem sicheren Tod aus!«, brüllte Fen.
    »Nicht wir«, erwiderte Pinch. »Das habt ihr euch schon selbst zuzuschreiben. Ihr hättet vorsichtiger sein sollen bei der Auswahl eurer Freunde.« Er trat vom Fenster weg. »Ich habe alles gesagt. Schüttet ihnen etwas siedendes Öl über die Köpfe und sagt ihnen Lebewohl.«
    Blurdo starrte Pinch verdattert an. »Nachdem ich die eine Kinderbande retten sollte, soll ich nun die andere in den sicheren Tod schicken? Ihr großen Leute verwirrt mich.«
    »Barbaren!«, fauchte Curdwell. »Ich sollte selbst runtergehen und sie raufholen!«
    Der bullige Soldat drückte Blatt an sich, machte jedoch keine Anstalten, Fen und seine Begleiter hereinzulassen.
    Pinch schien allmählich am Ende mit seinem Humor und knurrte: »Wenn du diesen Bengeln gestattest, hier zu schlafen, du aufgeblasener Palastlakai, werden du und dein süßer kleiner Junge morgen mit aufgeschlitzten Kehlen erwachen.«

35
    Fen und seine Bande lungerten noch eine Weile vor dem Turm herum, und ein paar weitere Pfeile verfehlten sie kläglich. Schließlich gingen sie zurück zum Fluss und hangelten sich an dem Seil zurück auf die andere Seite.
    Vill erwartete sie bereits.
    »Wir haben unser Bestes gegeben, ehrlich«, sagte Fen. Der große Rothaarige stand wie üblich neben ihm.
    »Und es ist dir nicht gelungen, in den Turm zu kommen«, erwiderte Vill knapp. »Ich habe deinen Plan dem meinen vorgezogen, weil du mir versichert hast, diese Leute würden euch aus Mitgefühl Einlass gewähren.«
    »Manche haben eben mehr Mitgefühl, andere weniger.«
    »So wie ich«, entgegnete Vill. Nachdenklich fuhr er fort. »Ich würde sogar sagen, ich habe weniger Mitgefühl, als du dir vorstellen kannst. Und jetzt muss ich mir überlegen, wie du und deine Bande, mir auf andere Weise von Nutzen sein könnt.«
    Fen warf Vill einen bösen Blick zu und befühlte gedankenverloren die Narbe, die quer über sein Gesicht verlief. Narben waren wichtige Lektionen, die einem das Leben erteilte, wie Vill aus seiner eigenen Geschichte wusste. Erfahrung. Der Junge war ein Denker, jemand, der die Dinge aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtete und dabei stets seinen Vorteil suchte. Und das machte ihn gefährlich.
    »Mein Plan war gut«, sagte Fen, »und wir haben es so gut gemacht, wie wir konnten.«
    »Der Plan war fehlerhaft. Ihr habt es versucht und seid gescheitert.«
    »Ich konnte doch nicht wissen, dass jemand uns erkennen würde! Sie wollten uns schon reinlassen, aber da war dieser Mann, der hat uns verraten.«
    Vill musterte ihn nur mit unbewegter Miene, und Fen schürzte die Lippen.
    »Das ist nicht gerecht!« Fen war kurz davor zu weinen. Er war immerhin nur ein kleiner Junge. Und als solcher hatte er nicht viel Fleisch auf den Knochen. Aber es gab ja noch vierzehn andere. Genug, um Vills Soldaten zwei volle Tage zu verpflegen.
    »Verzweifle nicht«, sagte Vill schließlich. »Verzweiflung trübt die Gedanken. Die Angelegenheit ist ganz einfach. Es geht einzig und allein darum herauszufinden, welches jetzt die beste Verwendung für euch ist. Denke darüber nach und bring mir Antworten. Andernfalls werde ich mir welche überlegen, die dir weit weniger gefallen könnten.«
    Vill gab den wartenden Düsterlingen ein Zeichen. Sie sabberten schon vor freudiger Erwartung. »Bewacht sie. Sie werden noch nicht gefressen. Fresst zuerst das Reh.«

36
    »Ich weiß, was das ist«, sagte Brynn.
    »Wovon redest du?«, erwiderte Wex. Er hatte versucht, ihr aus dem Weg zu gehen, und sich mit Spragg davongestohlen, weil er mit ihm über die seltsame Szene sprechen wollte, die sich zwischen Pinch und den Kinderbanditen abgespielt hatte.
    »Das hier. Dieser Turm«, erklärte sie. »Ich weiß, was er ursprünglich einmal war.«
    »Und ich muss mich mal mit dir über deine Fähigkeiten als Übersetzerin unterhalten«, erwiderte Wex in dem Versuch, das Thema zu wechseln.
    »Es ist ein Termitenhügel.«
    »Ein was?«, fragte Spragg.
    Eigentlich hatte Wex Brynn ein Geständnis abringen wollen. Sie sollte zugeben, dass sie Adara belogen hatte. Wex sah sich um. Die glatten weißen Wände ähnelten verblüffend dem Material, das Termiten für ihre

Weitere Kostenlose Bücher