Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
Vom Netzwerk:
anderen sein. Sie wirkten nicht wie eine zusammengehörige Gruppe, sondern wie ein bunt zusammengewürfelter Haufen von Ausgestoßenen, keiner von ihnen mehr als zwölf Jahre alt.
    »Helft uns!«, rief eines der jüngsten in der Sprache von Abrogan zu ihnen herauf. Eine weiße Narbe verlief quer über sein Gesicht. Der Rotschopf gleich neben ihm war wiederum einer der größten aus der Gruppe und stellte sich schützend neben ihn. Die anderen verstummten und überließen dem kleinen die Rolle des Rädelsführers. »Wir werden von Düsterlingen verfolgt!«
    »Öffnet den Eingang, Blurdo«, sagte Fretter.
    Blurdo nickte. »Die Düsterlinge sind immer noch auf der anderen Seite. Es bleibt noch genug Zeit.«
    Pinch, der die Szene unten aufmerksam verfolgt hatte, hob die Hand. »Halt!«, sagte er mit einer Befehlsstimme, die Wex noch nie bei ihm gehört hatte. »Ich würde damit noch warten, wenn ich ich wäre.«
    »Du hast hier nicht das Kommando«, rief Fretter ihm ins Gedächtnis.
    »Allerdings«, erklärte Blurdo. »Keiner von Euch beiden hat das.«
    »Da ja noch Zeit ist, dürfte ich vielleicht ein Wörtchen mit diesem armen Jungen reden?«
    Wex packte Pinch an der Schulter. »Was tust du da? Die Düsterlinge sind schon am Fluss. Sie werden jeden Moment über die armen Kerle herfallen!«
    »Ich werde nicht warten«, sagte Blurdo.
    Doch Pinch war bereits am Fenster. »Hallo, Fen. Wie ist die Aussicht da unten?«
    »Was?«, fragte der Junge verdattert. »Hier gibt es keinen Fen. Lasst uns rein! Schnell!«
    »Ach, tu nicht so, als würdest du mich nicht kennen, Fenward. Das ist einfach zu albern.«
    Wex sah, wie der verzweifelte Gesichtsausdruck des Jungen einem stechenden Blick wich. Der Rotschopf machte Anstalten, sich vor ihn zu stellen, aber Fen hielt ihn zurück.
    »Pinch …?«, fragte Fen voller Abscheu.
    »Ja, Fen?«
    »Dieser Junge ist ein Freund von Euch?«, fragte Blurdo.
    Fretter stand dieselbe Frage ins Gesicht geschrieben.
    »›Freund‹ wäre ein bisschen viel gesagt«, erwiderte Pinch. »Es gab eine Zeit, da standen wir uns mit allem gebührenden Misstrauen respektvoll gegenüber.« Er wandte sich wieder dem Jungen zu. »Also, Fen, sind wir Freunde?«
    Der Größere der beiden spuckte angewidert aus, und Fen knirschte mit den Zähnen. Sein Stolz verbot ihm, die Frage zu bejahen.
    Pinch nickte. Fens Schweigen war Antwort genug. »Um Eure Frage gleich zu beantworten, Blurdo: Unter keinen Umständen solltet Ihr diesen Jungen und seinen jämmerlichen Haufen Tunichtgute in den Turm lassen.«
    Fen gab sich noch nicht geschlagen. »Wir sind doch nur einfache Kinder, und sie werden uns töten!«
    »So wie die alte Frau in Haselzahn?«, erwiderte Pinch. »Ist das ihr Tuch da auf deinem Kopf?«
    »Wir haben keinen Streit mit dir, Pinch!«, blaffte Fen.
    »Nicht, solange ich hier oben und in Sicherheit bin, während ihr da unten im Dreck liegt wie die räudigen Straßenköter. Aber ich kann mich an einen durchaus hitzigen Streit erinnern, als es darum ging, den Inhalt der Kutsche eines gewissen toten Kaufmanns aufzuteilen.«
    »Hört nicht auf ihn!«, beschwor Fen die anderen, die am Fenster standen. »Er ist ein bekannter Dieb!«
    Fretter musterte Pinch. Der Junge sprach die Wahrheit. Blurdo war verwirrt und zu nichts anderem in der Lage, als dem Gezänk stumm zuzuhören.
    »Mag sein«, gab Pinch zu. »Aber kein Mörder. Nicht von alten Frauen und auch nicht von arglosen Bauern, Fen. Ich habe schon Menschen getötet, wie ich bereitwillig zugebe, aber niemals unschuldige.«
    Fen verstummte, außer sich vor Wut.
    Pinch wandte sich an Blurdo. »Diese Kleinen sind eine gemeingefährliche Bande von Halsabschneidern, Hafenwaisen von der Küste, die sich jetzt als marodierende Banditen verdingen. Ich bin nicht stolz darauf, eine Weile bei ihnen gewesen zu sein. Und als sie anfingen, mordend durch die Dörfer zu ziehen, habe ich für immer mit ihnen gebrochen. Vor ein paar Jahren sind sie dann im Schleier verschwunden. Ich glaube, ich habe schon einmal von ihnen erzählt.«
    Wex erinnerte sich noch gut an die Geschichte von den Kinderbanditen. Er hatte sie nur halb geglaubt.
    Ein krummer hölzerner Stab mit Federn am Ende bohrte sich dreißig Schritte von Fens Gruppe entfernt in den Boden, und die Kinder drängten sich enger zusammen.
    »Was ist das?«, fragte Blurdo.
    »Ein Pfeil«, antwortete Fretter. »Ich werde es Euch erklären, sobald wir hier fertig sind.«
    Drei weitere schlugen ein, alle genauso weit

Weitere Kostenlose Bücher