Die Karte der Welt (German Edition)

zu den Pferden lief und die Karte holte, die selbst Fretter zurückgelassen hatte. Mit der langen Lederröhre auf dem Rücken schwang er sich den Fels hinauf. Die Soldaten verteilten sich über die Wand, ließen die verwirrten Pferde auf dem Knochenfriedhof stehen, schwer bepackt mit Taschen voll Proviant, Winterkleidung und Kettenhemden.
    Da brachen die Kraterbewohner zwischen den Palmen hervor und stürzten sich unter wildem Geschrei auf die Pferde. Es brauchte fünf von ihnen, um das erste der kräftigen Tiere zu Boden zu ringen.
    »Sieh nicht hin«, sagte Arkh zu Wex. »Furcht zehrt an der Kraft, und du wirst all deine Kraft brauchen, wenn du ihnen entkommen willst.«
    Aber die Wilden verfolgten sie nicht mehr.
    »Diese verfluchten Kreaturen geben auf!«, rief Garrot, der bereits ein ganzes Stück höher geklettert war als Wex.
    Tatsächlich standen die violett gefleckten Ungeheuer, nachdem sie die Pferde überwältigt hatten, jetzt am Fuß der Felswand und blickten nach oben, als warteten sie auf etwas.
    Verhaltener Jubel erhob sich unter den Soldaten, und Garrot lächelte ob der guten Nachricht, die zu verkünden er die Ehre gehabt hatte.
    Noch während alle sich freuten, kam eine Eidechse über die Felswand gekrabbelt und reckte den Kopf in Garrots Richtung, als wäre sie verärgert über den Eindringling. Mühelos sprang sie von Stein zu Stein, als hätte sie Leim an den Füßen. Das schlanke, vielleicht eine Elle lange Tier zeigte nicht die geringste Angst vor dem bulligen Soldaten, lief, immer waagrecht an der Wand entlang, direkt auf ihn zu und sprang schließlich auf seine Schulter.
    »Na, Garrot, da hast du endlich mal einen Freund gefunden, wie?«, kommentierte Pinch.
    Garrot nahm eine Hand vom Fels, um die Eidechse zu verscheuchen, stellte aber sofort fest, dass er so das Gleichgewicht nicht halten konnte, und brach den Versuch ab.
    Die Eidechse schien es sich so richtig bequem zu machen, sperrte das breite Maul auf und streckte ihre lange, spitze Zunge heraus. Dann bohrte sie die Zunge mit einem blitzschnellen, kräftigen Stoß in Garrots Hals.
    »Bei allen verdammten Göttern!«, fluchte der Soldat und schüttelte sich, aber das Tier hielt sich mit sicherem Griff der kleinen, spitzen Krallen an Garrots Kittel fest.
    Die anderen, die inzwischen weitergeklettert waren, hielten nun inne und starrten auf die bizarre Szene. Der schrumpelige Bauch der Eidechse begann sich auszudehnen und verfärbte sich zu einem hellen Rosafarbton.
    Garrot nahm noch einmal eine Hand vom Fels, aber er konnte das Biest nicht abschütteln, ohne selbst den Halt zu verlieren. Stattdessen entschied er sich, so schnell wie möglich den Rest der Wand zu erklettern, während die Eidechse weitertrank und anschwoll wie ein Wasserschlauch. Garrots Bewegungen wurden immer langsamer, während ihm der Lebenssaft ausgesaugt wurde. Er hatte vielleicht zwei Drittel der Strecke geschafft, als seine Finger erschlafften.
    Die aufgedunsene Eidechse riss ihre Zunge los und sprang zurück auf die Felswand, wo der geschwächte Gardist sich noch einen Moment lang schwankend halten konnte. Dann fiel er.
    Mungo bellte etwas Unverständliches, und Pinch übersetzte eilig: »Seid auf der Hut, ihr da unten!«
    Die anderen krochen, schwangen und duckten sich aus dem Weg, als Garrot über die Felsen schrammend in die Tiefe stürzte. Mit einem dumpfen Knall schlug er auf, und als die wartenden Ungeheuer sich auf ihn stürzten, konnte Wex nur beten, dass er bereits tot war.
    Die aufgeblähte Eidechse bewegte sich nun weit weniger schnell und schleppte sich schwerfällig auf ein Loch im Fels zu. Wex erkannte, dass es sich um eine Höhle handeln musste. Zu seinem Entsetzen sah er drei weitere Reptilienköpfe neugierig daraus hervorlugen.
    »Da sind noch mehr von diesen Teufelsbiestern!«, rief Cirilla.
    »Was sollen wir nur tun?«, wimmerte Spärling. »Unser Schicksal ist besiegelt!«
    »Mein Schicksal war schon vorher besiegelt«, erklärte Pinch. »Ich werde versuchen, nach oben zu kommen. Was ist mit euch?«
    Stumm beobachte Fretter, wie die Eidechsen aus der Höhle schossen.
    Pinch schüttelte den Kopf. »Hierüber habt Ihr wohl nichts auf der Akademie gelernt, was, Kommandant?«, sagte er und kletterte los. Von untrügerischem Überlebensinstinkt geleitet, fand er Griffe und Tritte und kam erstaunlich schnell voran.
    Doch kaum hatten die ersten drei Eidechsen die Höhle verlassen, kamen auch schon die nächsten hinterher. Mindestens sieben waren es