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Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
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verebbten, griff er nach der Lederrolle.
    Pinch zog Wex beiseite. »Ich könnte mir vorstellen, der Hauptmann bittet dich gleich, dein Handwerk doch noch einmal auszuüben, wie?«, flüsterte er.
    »Mein Handwerk?«
    »Er wird sagen, du sollst einfach einen Weg zeichnen, der uns aus dem Schlamassel bringt, in den er uns geführt hat.«
    »Aber das hat er doch gar nicht.«
    »Ach, was bist du doch für ein naiver Junge.« Pinch schüttelte den Kopf. »Er ist ein Lakai von diesem Kryst. Immer auf der Suche nach neuem Ruhm und der nächsten Beförderung. Und er wird keins von beidem bekommen, wenn er seinem Herrn nicht durch irgendeine wackere und selbstmörderische Torheit neues Land verschafft. Du hast selbst gehört, wie er mit Lothario darüber gesprochen hat.«
    »Aber er war dagegen hierherzukommen. Lothario hat ihn überredet.«
    »Sie haben gesprochen, sind die Möglichkeiten durchgegangen und haben Position bezogen. Und dann, was haben die beiden schließlich beschlossen, hm?«
    »Hierherzukommen.«
    »Exakt. Und als es schiefgegangen ist, wer hat da die Schuld bekommen, wer wurde degradiert?«
    »Ich.«
    »Eben. Kein Ruhm für dich. Kein Dank. Nur ein Butterbrot als Lohn.«
    »Ja, aber …«
    »Jetzt, wo er die Hälfte seiner Männer verloren hat, wird er dich bitten, seine Haut zu retten. Liege ich da richtig?«
    Wex wollte nicht zugeben, dass Pinch recht hatte, aber sein Schweigen war Antwort genug.
    »Wer, denkst du, wird den Ruhm einheimsen für die Entdeckung des Bergs, wenn wir wieder zu Hause sind, schön kuschlig in Sicherheit?«, fuhr Pinch fort.
    »Wer will schon Ruhm für einen Berg voll Ungeheuer?«
    »Kryst schickt seine Armee, und die werden sie vernichten. Und was haben wir dann?«
    »Keine Ahnung.«
    Pinch verdrehte die Augen. »Der Berg, er wird den Namen von Fretter bekommen. Hast du’s jetzt kapiert?«
    »Glaube schon.«
    »Also. Du bist ja nicht blöd. Und hier ist noch etwas Schlaues, was ich denken würde, wenn ich du wäre.« Pinch kam ganz dicht heran, so nah an Wex’ Ohr, wie er bei ihrer ersten Begegnung gewesen war. »Du zeichnest, und Dinge passieren. Wir wissen zwar nicht, wie oder warum, aber überleg dir dies: Wenn du uns einen Fluchtweg zeichnest, worum der Hauptmann dich wahrscheinlich bitten wird, könntest du doch auch noch was anderes zeichnen, eine kleine Aufmerksamkeit für dich und deine Freunde.«
    »Meine Freunde?«
    »Etwas für uns «, erklärte Pinch und legte Wex einen Arm um die Hüfte, als wären sie schon von Kindesbeinen an beste Freunde.
    Wex schüttelte misstrauisch den Kopf. »Das letzte Mal, als du mich so berührt hast, hast du das Schwert meines Vaters gestohlen.«
    »Ich habe es dir zurückgegeben.«
    »Wie kannst du überhaupt an so etwas denken, während wir auf der Flucht sind, um unser nacktes Leben zu retten?«
    Pinch grinste. »Ich kann immer an Geld denken.«
    Wex konnte Pinchs Argument nicht ganz von der Hand weisen, aber irgendwie schien es ihm falsch. »Ich werde darüber nachdenken«, sagte er schließlich.
    »Tu das. Aber kein Wort zu unserem Hauptmann, verstanden? Er hat andere Sorgen, als darüber nachzudenken, was am besten für dich wäre.«
    Wie aufs Stichwort unterbrach Fretter ihr Gespräch. »Wexford, komm mit«, sagte er. »Und Kraven.« Er blickte sich kurz um. »Und Arkh.«
    Wex gehorchte und hörte noch, wie Pinch ihm hinterherhauchte: »Eine Schatzgrube.« Seine Stimme war sanft wie eine Brise, und er zwinkerte. »Mal uns einen kleinen Schatz, Junge.«
    Die drei entfernten sich von der Gruppe. Als sie ein Stück weit weg waren, blieb Fretter stehen und nahm die Rolle mit der Karte vom Rücken.
    »Du wirst eine weitere Zeichnung anfertigen.«
    »Wie bitte?«
    »Beleidige mich nicht, indem du so ungläubig tust. Ich würde dich nicht darum bitten, wenn Kraven mich nicht dazu gedrängt hätte. Seine Stimme hat einiges Gewicht nach allem, was er in der Höhle an Wissen offenbart hat.«
    »Und was soll ich zeichnen?«
    »Einen Weg, der diesen Berg hinunterführt«, erklärte Fretter. »Direkt und ohne Umschweife«, fügte er hinzu. »Keine Bäume. Keine Krater.«
    »Gut, das kann ich tun«, erwiderte Wex. »Aber werden sie nicht denken, dass ich wieder etwas Böses erschaffe?« Er deutete auf die Soldaten, die Brynn schützend in ihre Mitte genommen hatten.
    Cirilla, Pinch und Mungo standen etwas abseits, behielten den Wald im Auge und lauschten in den Nebel.
    »Wenn du sie hier herausbringst, dürfte alles Bisherige vergessen

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