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Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
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Mund kam, was nicht gerade hilfreich war für seinen zukünftigen Beruf als Bettler. Also habe ich ihn in meinem kleinen Geschäft engagiert. Ich habe Fracht verkauft von Schiffen, bevor sie überhaupt im Hafen waren. Hat eine Zeit lang ganz gut funktioniert, bis ein paar übelgelaunte Kunden ihn verprügeln wollten, nachdem ihre Lieferung nie aufgetaucht ist.«
    Der Abstieg war erfreulich einfach und führte durch vertraute Vegetation, aber sie hatten keine Pferde mehr, und die Erschöpfung nach dem Desaster im Krater und der anschließenden Kletterpartie forderte zusätzlichen Tribut.
    »Ich habe aus sicherer Entfernung beobachtet, wie der große Kerl vier erwachsene Männer niedergestreckt hat, bevor sie ihm etwas anhaben konnten. Beeindruckend, kann ich dir sagen, für einen Jungen von dreizehn Jahren. Er hatte eindeutig Talent dafür, und natürlich konnte ich so einen Freund nicht im Stich lassen. Also lief ich los und habe der Stadtwache erzählt, wie ein paar Schläger versucht haben, einen armen Einwandererjungen auszurauben, der nicht einmal die hiesige Sprache spricht. Und bis sie herausgefunden hatten, was wirklich los war, waren wir schon über alle Berge. Seitdem arbeiten wir immer zusammen. Wir haben unser Brot mit Baronen und Bettlern geteilt, mit Bauern zu Abend gespeist genauso wie mit Prinzessinnen. Mit einer war ich sogar mal verheiratet, eine Torheit, die ich allein mir selbst zuzuschreiben habe. Oh, aber sie hatte einiges zu bieten. Mehr als genug für einen Mann, nicht wahr, Mungo?« Er gackerte, und Mungo fiel prompt in das alberne Gekicher mit ein. »Sei vorsichtig mit den Frauen der Nobilität, sage ich immer. Freue dich an ihnen, aber sei auf der Hut.«
    Wex lauschte gern Pinchs Übertreibungen. Die Tatsache, dass er unter den gegebenen Umständen überhaupt in der Lage war, solche Possen zu reißen, war beeindruckend genug, und es lenkte Wex’ Gedanken vom anstrengenden Marschieren ab. Er fürchtete lediglich, wenn er Pinch nicht Einhalt gebot, würde der sich bald als König von ganz Abrogan ausgeben. Solch ruchlose Lügen waren eine Gotteslästerung, wie die Priester immer sagten, und das Letzte, was sie jetzt brauchten, waren weitere Unglücke, die die erzürnten Götter ihnen sandten.
    »Aus so nobler Gesellschaft direkt in den Kerker von Skye?«, unterbrach Wex in dem Versuch, Pinch zu ein wenig mehr Wahrheitstreue zu bewegen.
    »Tja, die Große Küstenstadt mag viele Vorzüge haben, aber Nachsichtigkeit gehört nicht dazu. Nach einer Weile kann es dort ganz schön heiß werden, wenn du verstehst, was ich meine. Also haben wir uns auf die Straße nach Skye begeben, um noch einmal ganz von vorn anzufangen. Unterwegs hätten wir beinahe am Galgen geendet. Ein großes Missverständnis mit einem Herzog. Du erinnerst dich an die Prinzessin, die ich erwähnt habe? Mittlerweile finde ich die Geschichte ja selbst komisch, und ich werde sie dir bei Gelegenheit erzählen. Aber du hast mich nach dieser ungemütlichen Herberge in Skye gefragt, und nachdem wir ohnehin denselben Weg haben, werde ich dir gerne davon berichten.« Pinch nahm einen tiefen Atemzug, dann sagte er seufzend: »Es waren die Katzen.«
    »Die Katzen?«
    »Du ahnst ja gar nicht, wie viele herrenlose Katzen durch die Straßen von Skye streunen, und sie sind leicht zu fangen. Genau das haben wir gemacht. Sie eingefangen, um ihr Fell zu verkaufen, das Fleisch, die Zähne, als Schmuckanhänger für die Damen und so weiter. Wir haben alles verwendet, nichts weggeworfen. Ein ehrliches Geschäft. Leider wussten wir nicht, dass sie unter dem Schutz des Gesetzes standen. Anscheinend gibt es so eine Art Priesterorden in Skye, der die kleinen Streuner verehrt.«
    »Die Felis.«
    »Genau! So nennen sie sich, aber ich sage nur muschitolle Schwachköpfe zu ihnen. Wir hatten über zweihundert von den blöden Viechern in den Karren gepfercht, den ich mir geliehen hatte, als die Stadtwache uns aufhielt und irgendwelche Papiere bezüglich unserer Fracht sehen wollte. In der Großen Küstenstadt hätte ich selbst für einen Mord weniger bekommen. Eine Woche Kerker pro Katze, kannst du dir das vorstellen?«
    »Ganz bestimmt«, murmelte Cirilla. »Wenn du auch nur ein einziges Wort glaubst, das aus seinem Mund kommt, kannst du deinen Verstand auch gleich selbst erdrosseln.«
    Pinch grinste sie schief an. »Wenn es dir lieber ist, kannst du uns ja für die nächsten ein, zwei Wegstunden mit deiner eigenen Geschichte die Zeit vertreiben.«
    Cirilla

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