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Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
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Land.«
    Das stimmte. Ein kluger Vorschlag. Zunächst zögerlich und dann immer schneller setzten sie sich in Bewegung.
    »Beeilt euch«, drängte Pinch. »Tut, was das Mädchen sagt!«
    Wex war beeindruckt. Der Dieb wusste, dass sie ihm nicht vertrauten, also berief er sich einfach auf die Autorität der Grafentochter.
    Brynn stützte die Soldaten, während sie ins seichte Wasser wateten, um sich an den Baumstamm zu klammern, den Mungo für sie festhielt.
    Das Schmelzwasser war bitterkalt, und Wex’ Beine wurden taub. Er ging als Letzter, immer noch unsicher, ob es das Richtige war, auch wenn der Tod, der ihnen auf den Fersen war, die Entscheidung eigentlich erleichtern sollte.
    »Du hast doch nicht etwa Angst?«, fragte Brynn. »Ich dachte, du wärst mutig.«
    Das war genug. Wex biss sich auf die Lippe und sprang, den Bauch voran, ins Wasser. Keuchend fuchtelte er mit den Armen, um einen der Äste zu erwischen, bis Pinch ihn am Kragen packte und ihn an den Baumstamm zog.
    »Legen wir ab«, sagte Pinch zu Mungo.
    Der Riese presste die breite Schulter gegen den Stamm und schob ihn in die Strömung. Panisch krallten sich die Soldaten fest, und Wex hätte schwören können, dass er sah, wie Pinch grinste. Die Fluten packten sie mit roher Gewalt, und sie schossen flussabwärts, gerade in dem Moment, als die Aussätzigen am Ufer auftauchten.
    Wex’ Fluss brachte sie mit großer Geschwindigkeit weg von den Verfolgern und ging dabei nicht gerade sanft mit ihnen und ihrem behelfsmäßigen Fluchtgefährt um, aber er zog sie auch nicht in die Stromschnellen.
    Ihre Füße baumelten hinter ihnen in der Strömung und berührten ab und zu den Boden, während alle sich an den Stamm klammerten und aneinander; eine Gemeinschaft aus Missgeburten, Schurken, Adligen und Soldaten, die an Land undenkbar gewesen wäre. Der junge Winster hielt sich sogar an Arkh fest, der seine Klauen ins Holz geschlagen hatte, um nicht abzurutschen. Wenige in Zornfleck und Skye konnten schwimmen, wie es schien, und Wex war da keine Ausnahme. Nur Pinch und Mungo glitten mühelos dahin und beobachteten das Ufer vor ihnen. Mungos riesenhafter Körper hüpfte im Wasser auf und ab wie ein Korken. Geschmeidig wie ein Fisch bewegte er sich von rechts nach links, vor und zurück, und half den anderen, die Mühe hatten, sich über Wasser zu halten. Er kommt aus den südlichen Meeren , erinnerte sich Wex, wo wahrscheinlich alle schwimmen können. Weil sie müssen.
    Anfangs war der Fluss nicht besonders breit gewesen, doch je weiter sie kamen, desto mehr Bäche mündeten hinein, und er schwoll immer weiter an. Bald schon berührten ihre Füße den steinigen Boden nicht mehr, und das Ufer hatte sich bedrohlich weit zurückgezogen.
    »Wann gehen wir an Land?«, fragte Fretter Pinch.
    Der Hauptmann hielt die Röhre mit der Karte verzweifelt in die Höhe, damit sie nicht nass wurde, auch wenn Wex der Meinung war, dass ein bisschen Wasser der dicken Tierhaut darin bestimmt nichts anhaben konnte.
    »Bald«, erwiderte Pinch. »Ich hätte nichts dagegen, mindestens eine Wegstunde zwischen uns und diese verfaulenden Blutsauger zu bringen, aber ich fürchte, so lange halten wir es in dem eisigen Wasser nicht aus.«
    »Wie kommen wir an Land?«, fragte Curdwell.
    »Wir paddeln. Aber keine Sorge, wenn wir nicht vorher in die Stromschnellen gezogen werden und ersaufen wie die Hunde, taucht bestimmt bald eine Landzunge oder eine Kiesbank auf.«
    Doch der Fluss wurde immer breiter, gespeist von Dutzenden Schmelzwasserbächen aus den umliegenden Bergen. Je länger sie dahintrieben, desto weiter zog sich das Ufer zu beiden Seiten zurück, und schon bald fanden sich die bibbernden Flüchtlinge in der Mitte einer rasant fließenden Wasserstraße von einer Furchenlänge Breite wieder.
    Spärling verlor den Halt. Sein Kopf machte einen kleinen Hüpfer, dann war er weg.
    Pinch ließ den Baumstamm los und tauchte hinter ihm her. Seine Lederstiefel ragten kurz aus dem Wasser und verschwanden dann unter den Wellen. Keuchend kam er wieder nach oben, die Hände leer.
    »Mungo!«, rief er. »Bring sie an Land. Es wird zu kalt.«
    Da tauchte Spärling wieder auf, und Pinch schwamm erneut auf ihn zu, doch es war deutlich zu sehen, dass auch ihm kalt war. Steif bewegte er sich in der vom Wasser schweren Kleidung. Nie und nimmer würde er den ertrinkenden Soldaten rechtzeitig erreichen.
    Mungo begann mit kräftigen Beinschlägen, den Baumstamm Richtung Ufer zu bewegen, und sogar Brynn half mit.

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