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Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
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seine Stellung im Kampf verteidigen. Vill hatte aus nächster Nähe beobachtet, wie ein junger Düsterling eher aus Versehen die Keule eines in die Jahre gekommenen Gruppenmitglieds angetippt hatte und daraus sofort ein Kampf entstanden war. Der ältere der beiden bekam einen harten Schlag auf den Schädel und gab sofort auf in dem Wissen, dass er keinen zweiten einstecken konnte. Daraufhin wurde er gleich aufs Neue herausgefordert und fiel um einen weiteren Rang, diesmal ohne einen Kampf zu riskieren. Er konnte sich nur behaupten, indem er den nächst niedriger Stehenden halb totprügelte, um zu beweisen, dass er seine Keule durchaus noch einsetzen konnte. Es war ein ehrliches System, wie Vill fand. Sie kämpften ganz offen, und das ständig. Täuschung und Verrat waren komplexe Konstrukte, die sie noch nicht verstanden.
    Etwas, mit dem er sie bei Gelegenheit noch weiter beeindrucken konnte. Beispielsweise, wenn es das nächste Mal darum gehen sollte, seine Position zu behaupten.

14
    »Bewegung auf dem Grat«, meldete der junge Winster vom Höhleneingang aus. »Die Schimmelbrüder versuchen, uns von oben den Weg abzuschneiden. In etwa zwei Stunden werden sie hier sein. Wir dürften ungefähr eine halbe brauchen, um die Felswand hinaufzuklettern. Also können wir als Erste da sein.«
    Sie hatten Gelegenheit gehabt, sich kurz auszuruhen, lange genug für Kraven und die anderen Erschöpften, um wieder ein wenig zu Kräften zu kommen.
    »Wir brechen auf«, befahl Fretter. »Helft den Schwachen.«
    Niemand widersprach, und innerhalb kürzester Zeit fanden sie sich mitten in der Wand wieder, genauso auf der Suche nach Tritten und Griffen wie vor dem Eidechsenhinterhalt.
    Wex klettere neben Pinch. Unentwegt schnatterte der Dieb vor sich hin und kletterte dabei mit bestürzender Leichtigkeit, während Wex nur schnaufend und ächzend vorwärtskam. Offensichtlich fühlte Pinch sich nur dann wohl, wenn er sein Mundwerk benutzen konnte, und Wex blieb nichts anderes übrig, als das brave Publikum zu spielen und sich seine Lebensgeschichte anzuhören.
    Wie Pinch berichtete, war er Mungo in der »Großen Küstenstadt« begegnet, einem sich ständig ausdehnenden Hexenkessel, der im Lauf der Jahre von so vielen Völkern aus so unterschiedlichen Ländern so viele Namen bekommen hatte, dass keiner davon die Zeiten überdauert hatte.
    »Ich bin als Hafenwaise aufgewachsen, ich nenne das Haise«, plapperte er, »in einer Stadt, die so ungemütlich ist, dass sogar die Ratten Schutzgeld bezahlt haben. Meine Finger waren schon flink, noch bevor ich laufen konnte, aber ich habe nie etwas gestohlen, für das ich keine Verwendung hatte, außer vielleicht ein oder zwei Küsschen. Habe gelernt, Leuten etwas auf- oder abzuschwatzen, bevor ich auch nur einen einzigen Buchstaben lesen konnte, aber ich habe nie einen Menschen um sein Geld gebracht, der es sich nicht leisten konnte.« Er zwinkerte. »Meinen großen Freund hier hat es von den warmen Inseln herübergespült. Sie übertreiben es dort ein bisschen mit dem Wachsen, weißt du, und seine Eltern sind auf der Überfahrt irgendwie verschollen. Diesen Teil seiner Geschichte kenne ich nicht besonders gut, weil er nicht so gern darüber spricht.«
    Oben angekommen halfen Mungo und Poppy ihnen auf den Grat. Pinch und Wex waren die Letzten. Der Rest der Gruppe hatte sich bereits auf der anderen Seite zum Abstieg bereitgemacht. Es hing dichter Nebel in der Luft, und sie konnten kaum eine Furchenlänge weit sehen, aber sie waren fest entschlossen, so viel Abstand wie möglich zwischen sich und die »Schimmelbrüder« zu bringen, wie die Soldaten ihre Verfolger nun nannten. Zum Glück war der Untergrund so warm, dass der Boden schneefrei war und sie gut vorwärtskamen.
    Wex war nun nicht mehr der Kartenzeichner der Expedition, und die Soldaten beäugten ihn mit unterschiedlichen Graden der Verachtung. Mit gemischten Gefühlen nahm er zur Kenntnis, dass Brynn sich den beiden Winsters angeschlossen hatte, die außer ihr die Einzigen von adligem Geblüt waren, während er selbst angewiesen wurde, sich an den geschwätzigen Pinch und die anderen Missgeburten zu halten. Wahrscheinlich galt er mittlerweile selbst als eine.
    »Mungo war so groß«, sprach Pinch leise weiter, damit nur Wex ihn hören konnte, »dass er schon als kleiner Junge aussah wie ein erwachsener Mann. Niemand hatte auch nur das kleinste bisschen Mitleid mit ihm. Und seine Sprache … Keiner hat das Gestammel verstanden, das aus seinem

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