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Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
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beiden, zwischen den Bäumen zu bleiben und sich ruhig zu verhalten, während er sich näher heranwagte.
    Wex beobachtete, wie Poppy auf die Lichtung trat. Der Koch war ein einfacher Fußsoldat. Etwas zu fett vielleicht, aber irgendwie passte es zu ihm und seinem bärbeißigen Charakter. Denkbar einfache Aufgaben bestimmten sein Leben: jagen, damit die Kompanie frisches Fleisch hatte, und das Erlegte anschließend kochen, damit seine Kameraden es essen konnten.
    Poppy reckte den dicken Hals und stapfte hinaus auf die Wiese, den Langbogen in der Hand. Das schlanke Schwert, mit dem er der von den Pfeilen zu Boden gebrachten Beute den Todesstoß versetzen würde, baumelte an seiner Hüfte. Plötzlich hellte sich Poppys Gesicht auf, und Wex folgte seiner Blickrichtung.
    Ein kräftiger Bulle stolzierte über den Rand der Lichtung. Er hatte Poppy gesehen, ergriff aber nicht die Flucht.
    Der Koch ging weiter, langsam und gleichmäßig, um das Tier nicht zu erschrecken. Wenn er noch ein bisschen näher herankommen konnte, am besten bis zur Mitte der Lichtung, wäre die Distanz schön kurz und das Schussfeld vollkommen frei.
    Poppy galt als guter Bogenschütze. Seine Kameraden behaupteten sogar, er könnte einen rennenden Hasen mit einem einzigen Pfeil erlegen – Poppy war nicht der Typ, der sich eine Mahlzeit entgehen ließ.
    Geduckt pirschte er weiter, einer Beute auf der Spur, die ihn längst entdeckt hatte und dennoch nicht floh. Zumindest bis jetzt nicht. Poppy durfte das Tier nur nicht aufscheuchen, bevor er nahe genug heran war, um einen gefiederten Schaft in der Flanke des Ochsen zu versenken.
    Das Tier blickte ihn beinahe nachdenklich an, als versuche es, ihn einzuschätzen.
    Seltsam , dachte Wex. Aber wilde Rinder verhielten sich manchmal eigenartig, und Poppy schien das ungewöhnliche Verhalten nicht zu kümmern. Er hatte jetzt die Mitte der Lichtung erreicht und ging in die Hocke, ein Knie auf den Boden gestützt.
    Der Bulle drehte sich in seine Richtung. Als würde er Poppys Verweilen als Signal interpretieren, begann er, gemächlich auf ihn zuzutraben.
    Erfreut und erstaunt zugleich griff Poppy nach seinem Bogen.
    Ganz schön unerschrocken für ein wildes Tier, fand Wex und war sicher, dass Poppy das Gleiche dachte. Selbst Brynn, deren Erfahrung mit Rindern kaum über die gelegentlichen Einkäufe beim Dorfmetzger hinausgehen dürfte, schien neugierig.
    »Er läuft gar nicht weg«, sagte sie.
    »Das wird er gleich, wenn du nicht dein vornehmes Mundwerk hältst«, erwiderte Wex flüsternd.
    Der Bulle war etwas schlanker als die Arten, die die Bauern auf den Weiden hielten, aber die Muskeln, die im Rhythmus seines Trabs zuckten, sahen gewaltig aus. Er bewegte sich mit einer Leichtigkeit, wie Wex sie bei Weidevieh noch nie gesehen hatte. Eine Leichtigkeit, die auf große Schnelligkeit hindeutete.
    Poppy legte einen Pfeil an die Sehne und spannte sie bis zum Ohr, aber der Schusswinkel war nicht mehr gut. Das Tier war schon viel zu nahe heran, und die Schädelplatte eines Ochsen war hart wie ein Panzer. Ein Pfeil könnte einfach daran abprallen, selbst wenn er genau zwischen die schwarzen Augen gezielt war.
    Schnaubend stand Poppy auf. Es war an der Zeit, sich wieder in die Deckung der Bäume zurückzuziehen und sich eine bessere Schussposition zu suchen.
    Brynn kaute nervös und angespannt auf ihrem Ärmel herum.
    Poppy wandte sich um und schlenderte von dem näher kommenden Bullen weg, doch das Tier kam mit jedem Schritt näher. Der Koch war nicht gerade ein Leichtgewicht und hatte Mühe, das Tempo zu beschleunigen, während das Rind ihn in entspanntem Galopp verfolgte. Er griff nicht direkt an, aber es war deutlich erkennbar mehr als nur Neugier, die den Koloss antrieb. Er verfolgte ein bestimmtes Ziel – und zwar schnitt er Poppy den Rückweg ab und lotste ihn stattdessen hinaus auf die offene Lichtung.
    Er treibt Poppy vor sich her wie der Bauer sein Vieh , dachte Wex halb amüsiert.
    Noch schien kein Grund zur Beunruhigung zu bestehen. Poppy konnte sich auf einen der Bäume flüchten, falls der Bulle tatsächlich angriff. Brynn kicherte sogar über die missliche Lage des dicken Kochs. Endlich musste er einmal laufen. Würde ihm bestimmt guttun.
    Der Bulle stieß einen Laut aus, ein langgezogenes, tiefes Muhen, das ganz anders klang als das, das sie zuvor von der Wiese aus vernommen hatten. Es hörte sich irgendwie bestimmter an, wie eine Warnung … oder ein Signal.
    Wex fragte sich, was das gehörnte

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