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Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
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Ungeheuer Poppy damit sagen wollte. »Runter von meiner Wiese« vielleicht.
    Dann kam der Antwortruf, und Wex begriff, dass es sich bei dem Muhen nicht um eine Mitteilung an Poppy gehandelt hatte, sondern über ihn. Ein weiterer Ruf ertönte. Diesmal kam er von den Bäumen, auf die Poppy zuhielt, dann noch einer und noch einer, und schon bebte der Wald vor Poppy nur so vor Rindergebrüll. Wex versuchte, in dem Dickicht etwas zu erkennen, während Poppy unbeirrt weiterlief, offensichtlich aus Angst, der Bulle könnte ihn von hinten überrennen. Wex hörte ein Rascheln.
    Lange, gehörnte Schädel kamen zwischen den Nadeln zum Vorschein. Sie hatten fast das gleiche Braun wie die Stämme der Fichten, und das struppige Fell machte sie neben der rauen Rinde der Bäume beinahe unsichtbar. Gute Tarnung , dachte Wex.
    In Gruppen trabten sie aus dem Dickicht, zuerst drei, dann sechs, dann mehr als Wex zählen konnte. Geradezu planmäßig formten sie einen Halbkreis, in den der Bulle Poppy immer tiefer hineintrieb.
    »Ha!«, lachte Brynn. »Die Kühe haben ihn umzingelt.«
    Wex lachte nicht. Aber er sagte auch nicht, sie solle still sein, denn die Jagd war bereits in vollem Gang, und das bisschen Lärm würde daran jetzt auch nichts mehr ändern.
    Poppy verlangsamte das Tempo und zog seine Kniehosen hoch, die im Laufen heruntergerutscht waren, um zu bedecken, was die Jungen in Zornfleck den »Schlund der Hölle« nannten, wann immer das Hinterteil eines fetten Dörflers aus dem Hosenbund lugte.
    Das hier waren keine Kühe, wie Wex mit einem Schlag klarwurde. Sie mochten ähnlich aussehen, aber sie benahmen sich nicht wie ihre braven Vettern auf der Weide, und ihre muskulöse Statur wirkte viel zu aggressiv. Am auffälligsten jedoch war das seltsam geformte Maul, das viel größer aussah als bei zahmem Zuchtvieh.
    Poppy blieb stehen und drehte sich um.
    Der Bulle kam immer näher, während von der anderen Seite eine Wand aus gehörnten Schädeln Poppy zu Leibe rückte. Die gesamte Herde hatte den Wald mittlerweile verlassen. Mit kurzen muhenden Lauten verständigten sie sich untereinander, links und rechts rannten zwei der Kreaturen los und schlossen den Kreis um Poppy. Er war umzingelt.
    »Wie schnell sie sind«, sagte Brynn und fasste damit in Worte, was Poppys offensichtliches Problem war. »Diese Tiere sind wohl doch keine so einfache Beute.«
    »Sie sind eben wild und haben noch Instinkte, die zahme Rinder schon längst verloren haben«, erklärte Wex. »Und unser großer Jäger ist auf den ältesten Trick der Welt reingefallen. Komm, wir helfen ihm besser, sie zu vertreiben.«
    Wex und Brynn erhoben sich. Sie wollten gerade hinaus auf die Lichtung gehen, als Wex unvermittelt stehen blieb. Kurz bevor Brynn aus dem Dickicht treten konnte, legte er ihr eine Hand auf die Schulter. »Wir bleiben besser noch in Deckung«, flüsterte er.
    Die beiden schlichen um den Rand der Lichtung herum auf den Ort des Geschehens zu, während der Bulle wartete, bis der Rest seiner Herde in Position war.
    Poppy hingegen wartete nicht. Er drehte sich um und rannte direkt auf den Bullen zu. Es war die einzige Möglichkeit. Gegen die beinahe zwanzig Rinder hatte er nicht die geringste Chance, also griff er den einzelnen Stier an. Sein Bauch schwabbelte bei jedem Schritt, während er auf den Herdenführer zuhielt und immer wieder »Hehoo!« schrie, um ihn zu verscheuchen.
    Der Bulle scharrte mit den Hufen, rührte sich aber nicht von der Stelle. Hinter Poppy hob ein dumpfes, rumpelndes Geräusch an – die Herde setzte ihm nach.
    Poppy zog sein Schwert. Vielleicht hoffte er, den Bullen damit so weit einzuschüchtern, dass er ihn vorbeilassen würde. Er fuchtelte mit den dicken Armen, als wollte er dem Stier die breite Kehle aufschlitzen, doch er verlor bereits an Tempo, während das Donnern der Hufe in seinem Rücken immer lauter wurde. Bald war es ein ohrenbetäubendes Dröhnen.
    »Sie werden ihn einholen, bevor er auch nur den halben Weg geschafft hat«, bemerkte Brynn nervös.
    »Wir müssen etwas unternehmen!«, rief Wex.
    Aber es war zu spät. Wex hatte noch nicht einmal den Rand der Lichtung erreicht, als das erste Tier Poppy von hinten umrannte und er mit dem Gesicht voran auf den Boden schlug. Das Schwert entglitt seinem Griff und flog in hohem Bogen durch die Luft.
    Ein Horn erwischte ihn an der Schulter, Poppy wurde herumgewirbelt, und das nächste Tier trat ihm mit seinem vollen Gewicht auf das ausgestreckte Knie. Ein fürchterliches

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