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Die Katakomben von Acron

Die Katakomben von Acron

Titel: Die Katakomben von Acron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Zaubermutter offenbaren und auf deren Verständnis hoffen.
    Burra bemerkte, daß Yacub zusammenzuckte. Obwohl die Kapuze sein Gesicht verdeckte, glaubte sie zu wissen, daß er erschrak.
    »Ich muß mit Gaidel reden«, sagte sie und schilderte mit kurzen, aber eindringlichen Worten, welch ungeheuerliche Bestie in den Katakomben von Acron ihr Unwesen trieb.
    »Du bist eine Kriegerin des Schwertmonds«, stellte die Frau fest, die zuerst gesprochen hatte.
    Burra nickte und nannte nun ihren Namen:
    »Burra von Anakrom.«
    »Ich habe von dir gehört«, bestätigte die Traumtänzerin. »Und ich denke, dein Bericht wird die Zaubermutter interessieren. Keiner anderen würde ich glauben, was du erzählst. Es klingt einfach ungeheuerlich.«
    Damit war die Entscheidung gefallen.
    »Gehen wir«, sagte Burra schweren Herzens. Noch hatte sie nicht eingestehen müssen, daß sie an allem Schuld trug.
    Mit Erstaunen bemerkte sie, daß Yacub ihnen folgte. Die Traumtänzerinnen beachteten ihn nicht.
    Aber dann, nach einer Biegung des Ganges, war die Bestie verschwunden.

6.
    Der Weg durch das Labyrinth dauerte lange, aber noch länger ließ man sie warten, als sie schon glaubte, ihr Ziel erreicht zu haben. Drei der Traumtänzerinnen blieben bei ihr, während die beiden anderen durch ein eisenbeschlagenes Portal im angrenzenden Raum verschwanden.
    Burra hatte versucht, wenigstens einen flüchtigen Blick zu erhaschen, aber es war ihr verwehrt worden.
    Allmählich wurde sie ungeduldig.
    »Was ist los?« platzte sie schließlich heraus. »Glaubt man mir nicht mehr?«
    »Ungeduld drückt Angst aus und zeugt von mangelndem Vertrauen«, erhielt sie zur Antwort.
    Von da an schwieg Burra.
    Endlich öffnete sich die Pforte abermals.
    »Zaem erwartet dich«, wurde der Amazone bedeutet. Die Traumtänzerinnen ließen sie allein.
    Stolz aufgerichtet, wie es sich für eine Kriegerin des Schwertmonds gehört, doch die Augen ehrfürchtig niedergeschlagen, stapfte Burra los. Sie wandte den Blick auch nicht, als hinter ihr das Portal krachend zuschlug.
    Der Raum, in den sie kam, war groß, maß mindestens fünfzig Schritte in der Länge. Magische Feuer erfüllten ihn mit wärmendem Licht.
    Burra war wie geblendet. Kaum etwas konnte sie erkennen.
    »Tritt näher!«
    Sie folgte der Aufforderung. Die Stimme gehörte Zaem, der Zaubermutter, von der sie einst den Kuß erhalten hatte, der noch immer wie Feuer auf ihrer Stirn brannte, und der ihr das Recht gab, als Amazone für Vanga und den Schwertmond zu kämpfen.
    »Burra von Anakrom – aus deinem Mund ist Ungeheuerliches zu vernehmen…«
    Scharf und einschneidend klangen diese Worte – fast als vermöge Zaem ihrer Kriegerin bis auf die Seele zu schauen. Einer plötzlichen Regung nachgebend, sank Burra auf die Knie. Wußte die Zaubermutter bereits von ihrer Verfehlung?
    »Sie mich an!« donnerte Zaem.
    Die Blendung wich von Burra. Nur wenige Schritte vor ihr stand eine hochgewachsene Frau. Der Umhang, den sie trug, besaß die Farbe des Regenbogens. Mit einem tiefen Violett . zeigte sich am Kragen die dunkelste Färbung, die über verschiedene Blautöne zu einem kräftigen Grün und schließlich ins Gelbe überging. Die Mantelmitte leuchtete in etlichen Rotabstufungen, und nach unten hin zum Saum wurden die Farben in der umgekehrten Reihenfolge wieder heller.
    »Mutter«, murmelte Burra ergeben. »Verfüge über mich.«
    Zaem war spindeldürr und besaß das Gesicht eines Vogels. Schon damals, als die Amazone ihr zum erstenmal gegenüberstand, war sie überaus hager gewesen. Aber dieser Eindruck hatte sich inzwischen noch verstärkt – ihre Backenknochen, ihr Kinn und die Nase traten deutlich hervor.
    »Ich kam mit einem Luftschiff Zaemora, weil Gaidels Zustand mir Sorge bereitet«, sagte die Zaubermutter, » und weil ich den Krieg der Hexen gegen Zahdas siegreich beenden will. Aber mir scheint, daß es auch andere Dinge gibt, mit denen weder meine Kriegerinnen noch meine Hexen fertigwerden.«
    Zaem war eine Frau, die sich vor allem das Wohl Vangas zum Ziel gesetzt hatte. Um dieses zu erreichen, war ihr jedes Mittel recht.
    Zaem war herrschsüchtig – Güte oder gar Verständnis kannte sie nicht. Sie funkelte Burra an.
    »Du zählst zu meinen besten Kriegerinnen…«
    »… dennoch habe ich gefehlt«, gestand die Amazone in tiefster Demut ein. »Ich bin es nicht wert, länger das Schwert in deinem Namen zu führen.« Niemand außer ihr selbst vermochte zu ermessen, welche innere Qual sie sich damit

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