Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Katastrophe

Die Katastrophe

Titel: Die Katastrophe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
Vom Netzwerk:
die Hilflosigkeit ihr den Atem raubte. Das hier war ihre Tour, ihr Plan. Doch keiner schien sich darum zu kümmern. Das Ganze hatte sich verselbstständigt – und schlimmer noch, es steuerte in die einzige Richtung, vor der sich Katie mehr als alles in der Welt fürchtete. Aber schon kramten alle in ihrem Gepäck herum, um nach den Lampen zu suchen, und auch Katie zog automatisch ihre Stirnlampe aus dem Seitenfach und zog sie über den Kopf.
    Blieb ihr eine Wahl?
    »Hoffentlich funktionieren die auch«, meinte Benjamin und lachte nervös auf. »Aber meine Kamera behalte ich bei mir.«
    »Meinst du, dass du dadrinnen filmen kannst?«
    »Ich würde noch Live-Bilder aus meinem Sarg senden.« Wieder dieses Lachen, fast als fürchte er, in naher Zukunft genau in diese Situation zu kommen.
    »Julia, gibst du mir deinen Rucksack?« David stand dicht am Felsen und streckte die Hand aus. Einer nach dem anderen reichte ihm seinen Rucksack und er schob sie vorsichtig durch den Spalt. Katie hoffte, es würde ewig dauern. Ihre Gedanken überschlugen sich. Gab es noch eine Möglichkeit, die anderen dazu zu bringen, den Plan aufzugeben?
    »Und das Wasser?«, platzte sie heraus.
    Die anderen starrten sie verdutzt an.
    »Welches Wasser?«, fragte Julia.
    »Dadrinnen bricht irgendwo Wasser ein. Ich habe es deutlich gehört.«
    »Das ist der unterirdische Fluss, der weiter unten in den See mündet«, erwiderte Ana, packte ihren Rucksack und schob ihn durch den Spalt. »Aber das Flussbett liegt einen halben Kilometer entfernt hinter der Tunnelwand. Es klingt nur so, als sei er in der Nähe. Vermutlich gibt es dort irgendwo einen Wasserfall.«
    Die anderen akzeptierten diese Erklärung ohne weitere Nachfragen.
    Katie biss sich auf die Lippen. Hilflos musste sie zusehen, wie Julia, Benjamin und David einer nach dem anderen im Spalt verschwanden, bis nur noch Katie, Ana und Paul übrig blieben.
    »Wer geht als Nächster?«
    Als weder Katie noch Paul reagierten, schob Ana sich durch den Spalt. Es sah wirklich aus, als würde sie durch die Wand gehen.
    Schweigen herrschte, bis Paul achselzuckend sagte: »Ich hatte dir angeboten, die Sache alleine durchzuziehen. Du wolltest die anderen ja unbedingt dabeihaben.«
    Katie ging noch einmal blitzschnell ihre Möglichkeiten durch. Sie hatte keine Ahnung, wo genau sie sich befanden. Deshalb war sie auf Ana angewiesen gewesen. Ana, die den Weg durch den Tunnel kannte. War das nicht Beweis genug, dass sie wusste, was sie tat?
    »Nein«, sagte sie mit zusammengebissenen Zähnen. »Ich lasse die anderen nicht im Stich.«
    »Hast du schon einmal daran gedacht«, erwiderte Paul und trat auf den Spalt zu, »dass sie dich im Stich lassen könnten?«

    Im nächsten Augenblick war Katie allein.
    Den anderen folgen?
    Umkehren?
    Das kam in keinem Fall infrage.
    Sie ignorierte den Spalt und tastete sich am Felsen entlang. Der Stein war noch immer heiß. Sie konnte ihn kaum anfassen. Aber sie ließ nicht los. Ihre Finger suchten nach einem Riss, an dem sie sich festklammern konnte. Hier war eine Unebenheit. Kaum spürbar. Katie zog sich daran nach oben, zog die Beine nach, rutschte ab und... fiel zurück. Es war unmöglich. Die Wand war zu glatt und so heiß, dass sie es nicht lange aushielt.
    Hier alleine hochzukommen, war nicht gefährlich, sondern tatsächlich völlig aussichtslos.
    Sie holte tief Luft und starrte in den Spalt.
    Komm schon, Katie. Du schaffst das.
    Das hier ist ein Klacks gegen das, was du schon gemacht hast. Du bist eine dreißig Meter hohe Brücke hinuntergesprungen. Du kletterst free solo. Du wirst es auch durch dieses Loch schaffen, verdammt noch mal.
    Sie tat es einfach. Sie spürte fast unmittelbar, wie sich ihr Puls beschleunigte, als sie sich durch den Spalt schob und es um sie herum immer düsterer wurde. Ihre Hand griff an die Stirn. Sie schaltete die Stirnlampe an und zwängte sich durch den engen Felsen.
    Die Übelkeit traf sie schlagartig.
    Du hättest es ihnen sagen können, schoss ihr durch den Kopf. Du hättest einfach zugeben können, dass du unter Klaustrophobie leidest.
    Aber was hätte das gebracht? Damit hätte sie nur Schwäche gezeigt. Nein, sie hatte schon einmal ihrer Angst nachgegeben. Damals hatte sie sich geschworen, dass ihr das nie wieder passieren würde.
    Das Rauschen tobte wieder in ihren Ohren, aber diesmal war sie sich nicht sicher, ob es wirklich das Wasser war oder das Blut, das in ihren Adern pochte.
    Plötzlich spürte sie eine Berührung.
    Jemand schrie

Weitere Kostenlose Bücher