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Die Katastrophe

Die Katastrophe

Titel: Die Katastrophe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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im Spiel von Licht und Schatten etwas anderes auf.
    Im nächsten Moment machte sie einen Satz nach vorne. Die Stimmen der anderen waren weit entfernt zu hören. Sie riefen nach ihr und Ana. Aus ihren Stimmen war Beunruhigung zu hören. Doch sie antwortete nicht.
    Licht und Schatten.
    Eine breite schwarze Linie.
    Das konnte nur eines bedeuten.
    Und tatsächlich – an der Stelle, wo der halbrunde Pfeiler auf die Bergwand traf, war eine Öffnung zu erkennen, eine tiefe Felsspalte. Katie trat näher und starrte hinein. Die Spalte war nicht breiter als einen halben Meter.
    Ohne zu überlegen, kletterte Katie am Felsen hoch und zwängte sich, die Füße zuerst, in die Öffnung. Und gerade als sie dachte, sie müsste für immer hier stecken bleiben, konnte sie sich befreien.

14
    K atie fand sich in völliger Dunkelheit wieder.
    Aber das war nicht das Schlimmste. Nein, sondern die Tatsache, dass Katie rundum von Felsen umgeben war. Als sie beide Hände ausstreckte, berührte sie den blanken kalten Fels. Feuchtigkeit durchdrang ihre Kleidung. Wände und Boden waren glitschig, die Luft nasskalt und faulig.
    Katies Körper reagierte innerhalb von Sekunden. Ihr Herz hämmerte gegen das Brustbein – wie gestern, als sie im Aufzug stecken geblieben war. Dann spürte sie, wie ihr Atem schwerer wurde. Ihr Verstand signalisierte: Du bist eingesperrt! Du kommst hier nicht mehr raus!
    Sie trat einen Schritt zurück und stieß mit dem Ellbogen gegen eine Wand. Der Schmerz linderte für Sekunden das Gefühl der Angst, bevor die Panik mit voller Wucht zurückkehrte.
    Schreien. Katie wollte schreien, aber etwas hielt sie davon ab. Ihre Stimme hätte nie die Kraft, den Lärm zu übertönen, der sie aus dem Innersten des Berges zu überrollen schien. Ein Donnern und Dröhnen, das von den Felsen wiedergegeben wurde. Ein Geräusch, wie wenn ein Zug mit Hochgeschwindigkeit durch einen Tunnel rast. Die Wände tobten um sie herum.
    Es hatte keinen Sinn, um Hilfe zu schreien. Ihre Stimme würde einfach verschluckt werden.
    Sie hörte noch etwas, ganz nah – ein Rasseln – ihr eigener Atem. Ihre Hände tasteten sich nach vorne. Der Ausgang. Irgendwo hier musste der Ausgang sein. Fuck! Wo war der verdammte Spalt, durch den sie gekommen war? Kein Licht war zu sehen. Kein einziger Sonnenstrahl verirrte sich hierher und sie wusste, warum. Weil diese Felsspalte, durch die sie sich gezwängt hatte, so unfassbar schmal war und eine Länge von fast zwei Metern hatte.
    Um sie herum herrschte vollkommene Düsterkeit, in der nur noch dieses Brausen zu existieren schien und ihr eigener rasselnder Atem.
    Wasser. Sie wusste es plötzlich. Hier brach irgendwo Wasser herein. Mit voller Wucht.
    Aber wo? Wie weit entfernt war sie?
    Egal. Sie musste so schnell wie möglich hier raus. Doch ohne ihre Stirnlampe war sie der Dunkelheit völlig ausgeliefert.
    Instinkt.
    Ana hatte davon gesprochen.
    Katie, verlass dich auf deinen Instinkt.
    Irgendwo links musste der Durchgang sein, durch den sie sich gezwängt hatte. Nur wo war links? Ihre Hände fuhren über die Mauern, die sie umgaben. Risse, Spalten, Steine.
    Ein Schmerz ging durch ihre Hand, der sich mit dem Schmerz in ihrem Ellbogen vereinte. Nichts. Hier war einfach nichts. Unwillkürlich presste sie sich mit dem Rücken an die Wand hinter ihr, rutschte an ihr entlang. So hatte sie sich durch den Spalt geschoben, so musste sie auch wieder hinausgelangen. Es konnte doch nicht sein, dass es keinen Ausgang gab. Es gab immer einen Ausgang. Immer!
    Und dann spürte sie es. Spürte, wie sich die Wand hinter ihr veränderte. Wie sie sich plötzlich glatt anfühlte. Wie abgeschliffen. Sie drehte sich um, legte ihr Gesicht auf den blanken Stein, der hier innen eiskalt war, ließ es einige Sekunden liegen und beruhigte sich langsam.
    Menschen, dachte Katie. Menschen haben den Felsen bearbeitet. Irgendwann. Warum, wozu? Egal. Jetzt zählte nur, dass diese Menschen einen Eingang geschaffen hatten und, was noch wichtiger war, einen Ausgang.
    Sie breitete die Arme aus. Links ertastete sie wieder Risse und Unebenheiten, doch rechts – vollkommene Glätte. Langsam schob sie sich weiter in diese Richtung, vorsichtig, behutsam, voll darauf konzentriert, jede Veränderung zu registrieren.
    Und dann endlich – ihre Hand griff ins Leere. Das musste er sein, der schmale Durchgang zwischen dem Berg und dem Pfeiler, durch den sie sich gezwängt hatte. Sie klammerte sich an die Steinkante und zog sich nach vorne, bis ihr Körper wie

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