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Die Katastrophe

Die Katastrophe

Titel: Die Katastrophe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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ihr laut zu: »Nimm meine Hand!« Es war Paul. Er schaffte es kaum, das Dröhnen zu übertönen. »Und pass beim Gehen auf. Wände und Boden sind total glitschig.«
    Katie klammerte sich an Pauls Hand, während ihr Herz gegen die Brust hämmerte. Sie fühlte, wie ihr der Schweiß das Rückgrat hinunterrann.
    »Du zitterst ja«, hörte sie nun Pauls Stimme direkt neben sich. »Ist dir kalt oder hast du etwa Angst?«
    Diesmal lag kein Spott in seiner Stimme, sondern eher Sorge. Oder täuschte sie sich?
    Sie räusperte sich. Gott, sie durfte sich bloß nichts anmerken lassen. »Kalt! Was sonst.«
    »Ist das nicht Wahnsinn, welchen Lärm dieser Fluss macht, obwohl er so weit entfernt ist?«
    Ja, es war Wahnsinn. Es war Wahnsinn, dass Katie hier in diesem dunklen Tunnel in der Tiefe steckte, statt irgendwo in luftigen Höhen zu hängen. Aber sie wusste, sie hatte nur eine Chance, wenn sie sich diesem Wahnsinn stellte.
    Sie öffnete die Augen und blinzelte in die Helligkeit. Bis auf Benjamin hatten alle ihre Stirnlampen angeschaltet. Doch auch wenn diese nicht ausreichten, um auch nur einen Bruchteil des Raums, in dem sie sich befanden, auszuleuchten, konnte Katie erkennen, dass es sich um eine natürliche unterirdische Höhle handeln musste. Sie mündete in einen langen niedrigen Tunnel, der an den Seitenwänden von Rissen durchzogen war. Holzbalken stützten die Decke ab.
    Eine neue Welle der Übelkeit schwappte über sie hinweg.
    Katie schloss abermals die Augen. Denk an etwas anderes, irgendetwas!
    Nein, nicht an Korea. Nicht an den Garten ihrer Großmutter. Nicht an ihre Eltern und schon gar nicht an Sebastien! Denk überhaupt nicht an die Vergangenheit. Denk an die Zukunft. Stell dir einfach vor, dass du morgen oben auf dem Gipfel des Ghost stehst und die Sonne scheint.

15
    K atie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als sie endlich wieder wagte, die Augen zu öffnen. Es kam ihr wie Stunden vor, doch vermutlich waren es nur Sekunden gewesen.
    »Mann, hier ist es verdammt kalt!«, hörte sie Julia jammern.
    »Zieht am besten eure Bergausrüstung an«, riet Ana.
    Im Schein der Stirnlampen suchten alle in ihren Rucksäcken nach ihren dicken Goretex-Jacken und zogen sie über.
    »Und passt auf, dass ihr nichts liegen lasst.«
    Katie holte tief Luft. Okay, sie konnte das hier tun. Wenigstens war sie nicht allein hier unten.
    Sie konzentrierte sich darauf, ihre Jacke überzustreifen. Dann richtete sie ihr ganzes Augenmerk darauf, den Rucksack ordentlich zu verschließen.
    »Wenn ihr endlich fertig seid, gehen wir los!« Ana gewöhnte sich allmählich einen Tonfall an, der dem eines Feldherrn glich.
    Katie schnaubte gereizt auf und spürte gleichzeitig, wie etwas Leben in sie zurückkehrte.
    Geht doch, dachte sie mit einem Gefühl der Erleichterung.
    Langsam setzten sie sich in Bewegung. Die rechte Hand an die Tunnelwand gepresst, tastete Katie sich nach vorne, die ganze Zeit damit beschäftigt, gegen das Bedürfnis anzukämpfen, einfach umzudrehen und zurück ins Freie zu flüchten.
    Der Boden des unterirdischen Gangs war mit Geröll und zersplitterten Steinen bedeckt. Sie konnten nicht aufrecht gehen, sondern mussten sich gebückt vorarbeiten. Vor Katie leuchtete Pauls Stirnlampe. Trotz der Feuchtigkeit an den Wänden wirbelten sie mit jedem Schritt Geröllstaub auf, der in der Luft hängen blieb und der den Lichtstrahl schon nach wenigen Sekunden verschluckte.
    Sie waren erst wenige Meter vorangekommen, als die Gruppe vor Katie stockte.
    »Was ist los?«, schrie sie.
    »Keine Ahnung.« Das kam von Paul.
    Im nächsten Moment drängte sich Benjamin an ihnen vorbei zurück in Richtung Einstieg. »Scheiße, verdammter Mist!«, hörte Katie ihn im Vorbeilaufen fluchen.
    »Was ist los?«, schrie sie ungeduldig.
    »Mir ist die Abdeckkappe der Kamera heruntergefallen, als ich die Jacke herausgenommen habe«, rief er über die Schulter.
    »Vergiss doch die Kappe«, erwiderte sie.
    Er blieb stehen. »Wenn ich das tue, kann ich die ganze Kamera vergessen. Der Staub und die Feuchtigkeit würden sie ruinieren.«
    Katie stieß einen Seufzer aus. »Verdammt Benjamin, pack das Ding einfach in den Rucksack, in der Dunkelheit kannst du sowieso nicht filmen.«
    »Nein, ich geh nicht weiter ohne die Abdeckung. Hey, die Kamera ist mein drittes Auge – mein Krückstock, wenn du so willst. Wartet einfach hier, ich bin ja gleich zurück.«
    Warten? Der hatte sie wohl nicht alle! Katies einzige Chance war die Flucht nach vorn!
    »Mach,

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