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Die Katastrophe

Die Katastrophe

Titel: Die Katastrophe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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zusammen mit Julia den Memory-stick in den See geworfen hatte und das Wasser ihrer beide Geheimnisse verschluckt hatte, da war sich Katie sicher gewesen, dass auch sie begriff. Doch inzwischen hatte es immer wieder Augenblicke gegeben, in denen sie an Julia zweifelte. Nicht daran, dass Julia keinen Grund hatte, das Wissen, das Angela Finder über sie alle gesammelt hatte, zu vernichten, sondern ob Julias Persönlichkeit stark genug wäre, den Kampf mit dem Tal aufzunehmen.
    Kampf mit dem Tal, dachte sie im nächsten Moment. Mann, Katie, dreh jetzt nicht durch.
    Sie nahm neben Julia Platz, die sie besorgt musterte. »Wo warst du denn heute Morgen?«, flüsterte sie Katie zu. »Ich hab in dein Zimmer geschaut, aber du warst spurlos verschwunden. Gleich nach dem Frühstück hätte ich den Suchtrupp alarmiert!«
    »Später«, erwiderte Katie mit Blick auf Debbie, die sie beide neugierig musterte und kurz davor war, die Frage nach der Verletzung zu wiederholen. Um von sich abzulenken, hob Katie die Hand und befahl: »Kein Wort, keine Frage und schon gar keine blöden Kommentare zu meinem Pflaster! Haltet einfach die Klappe und lasst mich in Ruhe frühstücken! Im Gegensatz zu euch habe ich nämlich noch Zeit, bis mich dieser Mistkerl von Mr Forster mit seinen Endlossätzen nervt.«
    »Wenn du das Fach so hasst, warum hast du dann Französisch als Schwerpunkt gewählt?«, fragte Rose. Die schöne Rose, die so sanft tat und doch ihre Meisterschaft darin suchte, anderen zu beweisen, wie unzulänglich sie waren. So jedenfalls kam es Katie manchmal vor.
    »Und warum trägst du eine Glatze?« Katie funkelte Rose an. »Habe ich nicht gesagt, keine Fragen?«
    Für einen Moment herrschte eisiges Schweigen am Tisch. Sogar Robert sah von seinem Buch über Quantenphysik auf.
    Katie spürte, wie Julia sie von der Seite musterte. Ja, sie wusste, sie war sozusagen der Eiswürfel in jeder gemütlichen Runde. Sobald sie erschien, sank die Stimmung auf unter null Grad, selbst wenn sie gut drauf war wie heute.
    Rose erhob sich, blieb einige Sekunden unschlüssig stehen und wandte sich schließlich an Julia. »Kommst du mit, Julia? Isabel sucht Freiwillige für die Infostände über die unterschiedlichen Projektgruppen am Grace.«
    Julia sah unschlüssig von Katie zu Rose.
    Katie ertappte sich dabei, wie sie sich plötzlich sehnlichst wünschte, Julia würde bleiben.
    Beim Anblick der Drillingsgipfel im strahlenden Sonnenschein und der Aussicht auf den Trubel hier im College hatte sich ihr Plan verfestigt. Sie konnte ihn einfach nicht mehr aus dem Kopf kriegen und genau darüber musste sie unbedingt mit Julia reden.
    Aber bei Julia konnte man sich nie sicher sein. Manchmal hatte sie das Gefühl, in ihr steckten eigentlich zwei unterschiedliche Persönlichkeiten. Oft passte Julia sich allem einfach an, ohne irgendetwas zu hinterfragen, und nahm den leichtesten Weg, nur damit sie bei niemandem aneckte. Dann wieder spielte sie die Coole. Wenn Julia sich jetzt dafür entschied, mit Rose zu gehen, da war sich Katie zu hundert Prozent sicher, würde sie die Mitbewohnerin nicht in ihren Plan einweihen. Aber Katie würde einen Teufel tun und Julia auch nur einen einzigen bittenden Blick zuwerfen, geschweige denn irgendeinen Ton sagen. Sollte sie doch mit Rose losziehen und der Gouverneurin und allen anderen die neue Elite des Landes präsentieren. Sollte sie doch dem stolzen Eltern-pack das Grace als Paradies verkaufen. Ihr doch egal.
    Seltsamerweise war es Debbie, die die Situation zugunsten von Katie entschied, denn sie sprang plötzlich auf, und ehe Rose noch wusste, was ihr geschah, fauchte sie schon los: »Warum fragst du eigentlich nie mich, Rose? Immer nur Julia! Ausgerechnet Julia! Als ob nicht schon genug Jungs auf sie stehen würden!«
    Wie so oft, wenn Debbie sich aufregte, versprühte sie großzügig ihren Speichel an ihre Umgebung. Zwar blieb Katie diesmal verschont, doch sie bemerkte, wie Robert seine runde Brille abnahm und sie angewidert trocken wischte, während Debbie weitergiftete: »Meinst du etwa, Julia, ich weiß nicht, was du nachts treibst? Dass du dich ein Stockwerk tiefer von einem Bett zum anderen...«
    »Halt sofort die Klappe, Debbie, oder...« Plötzlich stand David am Tisch und trug diesen wütenden Ausdruck im Gesicht, bei dem Katie immer dachte, sie wollte diesen Jungen nicht zum Feind haben. David war jemand, der seine Aggressionen ständig unterdrückte, und wenn sie einmal zum Ausbruch kämen, dann würde es zu

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