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Die Katastrophe

Die Katastrophe

Titel: Die Katastrophe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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das vermutlich die letzten Spuren von Bartwuchs aus der Haut ätzte, als er murmelte: »Ich behalte Sie im Auge, Miss West. Sie sind ein Risiko für dieses College.«
    Katie zuckte mit den Schultern. »Ich behalte Sie auch im Auge!«
    Dann wandte sie sich um und ging einfach davon.
    Sie spürte seine Blicke in ihrem Rücken und ihr Herz klopfte wie verrückt. Aber nicht weil sie die Drohungen des Dozenten fürchtete – nein, es war etwas anderes, das sie aus der Fassung brachte. Der schwarze Anzug. Der korrekt gezogene Seitenscheitel. Das Gesicht, das so glatt rasiert war, dass die Haut so dünn sein musste wie Pergament. Die teure Hornbrille. Und dazu diese Lederschuhe. Vermutlich maßgefertigt.
    Aber ausgerechnet sie störten das perfekte Bild. Denn sie waren schmutzig. Nicht nur staubig vom normalen Schmutz, ganz im Gegenteil: An den Sohlen und auf dem Leder klebte der Dreck in dicken Batzen, so als hätte Mr Forster an diesem Morgen bereits einen weiten Spaziergang unternommen. Einen Spaziergang in unwegsames Gelände. Vielleicht ins Sperrgebiet, wo Katie geklettert war.
    »Was wollte denn der Forster von dir?« Julia tauchte neben ihr auf.
    »Ach nichts Wichtiges.«
    »So sah es aber nicht aus.«
    »Sorry, ich muss zu meinem nächsten Kurs.«
    Julias Blick blieb misstrauisch, als sie fragte: »Wo warst du denn nun heute Morgen? Ich hab in deinem Zimmer auf dich gewartet.«
    Katie sah irritiert hoch. Ausgerechnet Julia spionierte ihr hinterher? Plötzlich bereute sie es, dass sie nicht abschloss, wie Debbie es zu tun pflegte.
    »Du hast bei mir herumgeschnüffelt?«
    »Ach was! Ich habe mich vor Debbie versteckt. Die war in der Küche und ich hatte keine Lust, dass sie mich sieht. Ich hab bei Chris übernachtet und verschlafen.«
    Das verlegene Grinsen in Julias Gesicht ließ Katie erleichtert aufatmen. Sie wollte keinen Stress mit ihr.
    »Erzähle ich dir später«, erklärte sie mit Blick auf die Uhr, die über jeder Glastür hing. »Wir müssen zu Mathe, schon vergessen?«
    Aber Julia ließ nicht locker. »Wieso hab ich das dumpfe Gefühl, dass du mir etwas verschweigst?«
    Katie sah sich um. Sollte sie Julia in ihren Plan einweihen? Schon jetzt? Sie hatte eine Idee, wie sie Julia überzeugen konnte. Die Frage war nur, ob das funktionierte.
    Der schlaksige Benjamin, Jahrgangsclown und selbst ernannter Videokünstler, schlenderte vorbei und zog das Objektiv von seiner Kamera. »He, ihr kommt zu spät zum Mathekurs. Könnt ihr mir erklären, was der Grund ist?« Die Kamera surrte. »Irgendetwas Wichtiges, was ich wissen sollte?«
    »Das sagst ausgerechnet du? Du bist der König des Zuspätkommens!«, sagte Julia und schob die Kamera weg.
    »Das ist eben das Geheimnis. Dass man es regelmäßig tut. Dann gewöhnen sich die Dozenten dran.«
    »Hau ab, Benjamin!«, sagte Katie.
    »Komm, ich habe den Blick des Regisseurs. Ich sehe es an deinem Gesicht, Katie, dass etwas im Busch ist. Und ich lechze nach Neuigkeiten!«
    Katie wandte Benjamin den Rücken zu und zog Julia mit sich.
    »Hey Leute, habt Erbarmen! Seit der Sache mit Angela Finder hat sich hier oben nichts Spektakuläres mehr ereignet«, rief Benjamin ihnen hinterher.
    Julia und Katie ignorierten ihn. Sie waren schon fast am Seminarraum angekommen, als Julia ihre Mitbewohnerin in die Ecke vor die Toiletten zog. »Okay«, sagte sie und sah sich um. »Die Luft ist rein. Spuckst du es nun aus oder nicht?«
    Katie sah sie lange an, bevor sie ihren Entschluss traf. »Du weißt etwas über die verschwundenen Studenten und den Gedenkstein im Wald oberhalb des Sees, oder?«, fragte sie schließlich.
    Julia starrte sie an. »Wie kommst du denn jetzt darauf?«
    »Gleich.« Sie beugte sich näher zu ihrer Mitbewohnerin. »Aber erst muss ich wissen, was das zu bedeuten hat, dass du immer wieder Blumen dorthin bringst.«
    »Vielleicht, weil ich es furchtbar finde, was passiert ist?« Julia runzelte die Stirn. »Katie – was soll das alles? Worauf willst du hinaus?«
    Katie warf einen Blick über den Rücken in den Flur, wo Benjamin sich schon wieder mit der Kamera näherte.
    »Ich bin sicher, die Lösung für das Verschwinden der Studenten liegt dort oben auf dem Gipfel des Ghost. Etwas ist damals passiert. Und ich habe beschlossen, hinaufzugehen und es herauszufinden.«
    »Du willst auf den Ghost? Wegen der Studenten?«
    »Macht dich das nicht neugierig? Wenn es einfach ein Bergunglück gewesen wäre, dann würde das College nicht den Mantel des Schweigens

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