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Die Kathedrale des Meeres

Titel: Die Kathedrale des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falcones Ildefonso
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Alle Katalanen wissen damit umzugehen, es ist ihre Pflicht. Noch eine?«
    Arnau schüttelte den Kopf.
    »Und dieser Dolch?« Der Offizier zeigte auf die Waffe, die Arnau am Gürtel trug. Als dieser ihm die abgestumpfte Spitze zeigte, warf er den Kopf in den Nacken und brach in schallendes Gelächter aus. »Damit bekommst du nicht einmal ein Jungfernhäutchen zerrissen«, sagte er immer noch lachend. »Du wirst dich im Umgang mit einem richtigen Dolch üben, Mann gegen Mann.«
    Er kramte in einer Truhe und überreichte ihm eine Machete, die viel länger und schwerer war als sein Dolch. Arnau fuhr mit dem Finger über die Klinge. Von da an übte er jeden Tag zusammen mit Eiximèns Garde den Zweikampf mit seinem neuen Dolch. Er bekam auch eine bunte Uniform, die aus einem Panzerhemd, einem Helm – den er putzte, bis er glänzte – sowie robusten Lederschuhen bestand, die mittels geschnürter Bänder um die Waden befestigt wurden. Die harte Ausbildung wechselte sich mit echten Kämpfen ab, ohne Waffen, Mann gegen Mann, die von den Offizieren der Adligen im Lager abgehalten wurden. Arnau trat für die Truppen des königlichen Vasallen an, und es verging kein Tag, ohne dass er ein oder zwei Kämpfe vor Publikum bestritt, das sich johlend um die Kämpfenden drängte und Wetten abschloss.
    Einige Kämpfe genügten, damit sich Arnau einen Ruf unter den Soldaten erwarb. Wenn er in der knapp bemessenen freien Zeit, die ihm blieb, durchs Lager ging, merkte er, wie sie ihn beobachteten und mit dem Finger auf ihn deuteten. Es war ein merkwürdiges Gefühl, wenn in seiner Gegenwart die Gespräche verstummten und alle Blicke auf ihm ruhten.
    Der Offizier Eiximèn d'Esparças lächelte über die Frage seines Kameraden.
    »Ob ich mich dafür wohl mit einem ihrer Mädchen vergnügen kann?«, wollte er wissen.
    »Natürlich. Die Alte ist verrückt nach deinem Soldaten. Sie würde alles tun, um ihn zu sehen. Du kannst dir nicht vorstellen, wie ihre Augen glänzten.«
    Die beiden lachten.
    »Wohin soll ich ihn bringen?«
    Francesca wählte für den Anlass ein kleines Gasthaus außerhalb von Figueras.
    »Stell keine Fragen und tu, was man dir sagt«, wies der Offizier Arnau an. »Da ist jemand, der dich sehen möchte.«
    Die beiden Offiziere begleiteten ihn bis zu dem Gasthaus und dort auf das elende Zimmerchen, in dem bereits Francesca wartete. Als Arnau eintrat, schlossen sie die Tür und verriegelten sie von außen. Arnau fuhr herum und versuchte sie zu öffnen. Dann hämmerte er gegen das Holz.
    »Was ist los?«, brüllte er. »Was soll das?«
    Die Antwort der Offiziere bestand in schallendem Gelächter.
    Arnau hörte ein Weilchen zu. Was hatte das zu bedeuten? Plötzlich merkte er, dass er nicht alleine war, und drehte sich um. Hinter ihm stand Francesca am Fenster und beobachtete ihn, schwach beschienen von einer Kerze, die an einer der Wände hing. Trotz des schummrigen Lichts leuchtete ihr grünes Kleid. Eine Hure! Wie viele Weibergeschichten hatte er an den wärmenden Feuern im Feldlager gehört, wie viele Männer brüsteten sich damit, ihr Geld mit einem Mädchen verjubelt zu haben, das stets noch besser, noch schöner und noch williger gewesen war als das vorherige. Dann schwieg Arnau immer und blickte zu Boden. Er war hier, weil er vor zwei Frauen davongelaufen war! Vielleicht war dieser grobe Streich eine Folge seines Schweigens, seines offensichtlich mangelnden Interesses an Frauen … Wie oft hatte man ihn wegen seiner wortkargen Art gestichelt!
    »Was soll das alles?«, fragte er Francesca. »Was willst du von mir?«
    Sie konnte ihn noch nicht erkennen. Die Kerze spendete nicht genügend Licht, aber seine Stimme … Seine Stimme war die eines Mannes, und er war groß und kräftig, wie ihr das Mädchen erzählt hatte. Sie merkte, dass ihre Knie zitterten und ihre Beine nachgaben. Es war ihr Sohn!
    Francesca musste sich räuspern, bevor sie sprach.
    »Beruhige dich. Ich will nichts, was dich in deiner Ehre verletzen könnte. Außerdem«, setzte sie hinzu, »sind wir allein. Was könnte ich, eine schwache Frau, gegen einen jungen, kräftigen Mann wie dich ausrichten?«
    »Warum lachen sie dann da draußen?«, fragte Arnau, der immer noch an der Tür stand.
    »Lass sie lachen, wenn sie wollen. Der Verstand des Menschen geht krumme Wege, und im Allgemeinen geht er vom Schlimmsten aus. Wenn ich ihnen die Wahrheit gesagt und ihnen erzählt hätte, warum ich dich unbedingt sehen will, wären sie vielleicht nicht so

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