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Die Kathedrale des Meeres

Titel: Die Kathedrale des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falcones Ildefonso
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gestürzt, doch Bernat tat nichts dergleichen. Was war mit dem Bauern los?
    Bernat wurde den Gedanken an den Jungen aus der Schmiede nicht los. Er fühlte sich nicht schuldig, denn dieser Unglücksrabe hatte ihm den Weg zu seinem Sohn verstellt. Aber wenn er tot war … Er konnte sich zwar von dem Joch seines Herrn befreien, aber auch nach einer Frist von einem Jahr und einem Tag war er nicht vor der Bestrafung wegen Mordes losgesprochen. Guiamona hatte ihm geraten, keinem davon zu erzählen, und so hatte er es gehalten. Er durfte kein Risiko eingehen. Vielleicht hatte Llorenç de Bellera nicht nur Befehl gegeben, ihn wegen Landflucht zu verhaften, sondern auch wegen Mordes. Was würde aus Arnau, wenn man ihn festnahm? Auf Mord stand die Todesstrafe.
    Sein Sohn wuchs und gedieh prächtig. Er sprach noch nicht, aber er lief bereits und gluckste fröhlich vor sich hin. Obwohl Grau immer noch nicht das Wort an ihn richtete, hatte Bernat sich durch seine neue Position in der Werkstatt – um die sich Grau nicht kümmerte, weil er mit seinen Geschäften und Aufträgen beschäftigt war – noch mehr Achtung erworben. Mit dem stillschweigenden Einverständnis Guiamonas, die aufgrund der neuen Situation ihres Mannes ebenfalls sehr beschäftigt war, brachte ihm die Maurin das Kind, das nun meist wach war, öfter als früher vorbei.
    Bernat durfte sich nicht in der Stadt blicken lassen, wollte er nicht die Zukunft seines Sohnes zerstören.

 
ZWEITER TEIL
    DIENER DES ADELS

6
    Weihnachten 1329
Barcelona
    Arnau war nun acht Jahre alt und hatte sich zu einem aufgeweckten Jungen entwickelt. Das lange, kastanienbraune Haar fiel ihm lockig auf die Schultern und umrahmte ein hübsches Gesicht, in dem die großen, klaren, honigfarbenen Augen hervorstachen.
    Grau Puigs Haus war weihnachtlich geschmückt. Der Töpfermeister, der im Alter von zehn Jahren dank der Hilfe eines großzügigen Nachbarn den väterlichen Grund und Boden verlassen konnte, hatte seinen Weg in Barcelona gemacht. Nun wartete er gemeinsam mit seiner Frau auf das Eintreffen der Gäste.
    »Sie kommen, um mir ihre Ehrerbietung zu erweisen«, sagte er zu Guiamona. »Wann hat man schon einmal gesehen, dass Adlige und Händler das Haus eines Handwerkers betreten?«
    Sie beschränkte sich darauf, ihm zuzuhören.
    »Selbst der König unterstützt mich. Verstehst du? Der König! König Alfons.«
    An diesem Tag wurde in der Werkstatt nicht gearbeitet. Bernat und Arnau saßen trotz der Kälte draußen auf dem Boden und beobachteten von dem Platz aus, auf dem die Krüge lagerten, das unablässige Kommen und Gehen der Sklaven, Gesellen und Lehrburschen. In den vergangenen acht Jahren hatte Bernat keinen Fuß mehr ins Haus der Puigs gesetzt. Doch das machte ihm nichts aus, sagte er sich, während er Arnaus Haar streichelte. Da saß, an ihn geschmiegt, sein Sohn – was wollte er mehr? Der Junge aß und lebte bei Guiamona und wurde sogar gemeinsam mit Graus Kindern von einem Lehrer im Lesen, Schreiben und Rechnen unterwiesen. Doch er wusste, dass Bernat sein Vater war, denn Guiamona hatte dafür gesorgt, dass er es nicht vergaß. Was Grau anging, so behandelte er seinen Neffen mit absoluter Gleichgültigkeit.
    Arnau benahm sich gut im Haus. Bernat hatte ihn immer wieder dazu ermahnt. Wenn er lachend in die Werkstatt stürmte, erhellte sich Bernats Gesicht. Die Sklaven und die Gesellen, selbst Jaume, beobachteten mit einem Lächeln auf den Lippen, wie der Junge auf den Vorplatz gerannt kam, um dort zu warten. Wenn Bernat mit seiner Arbeit fertig war, lief er zu ihm und umarmte ihn stürmisch. So manchen Abend, wenn die Werkstatt schloss, ließ Habiba ihn entwischen, und dann saßen Vater und Sohn schwatzend und lachend beisammen, unbeeindruckt von dem geschäftigen Treiben um sie herum.
    Die Lage hatte sich verändert. Grau kümmerte sich nicht mehr um die Einnahmen aus der Werkstatt und schon gar nicht um die anderen Dinge, die mit ihr zusammenhingen. Trotzdem war sie unverzichtbar für ihn, denn dem Betrieb verdankte er seine Ämter als Zunftmeister, Ratsherr von Barcelona und Mitglied des Rats der Hundert. Doch nachdem er diese Bedingung erfüllt hatte, war Grau Puig ganz in die Politik und die Hochfinanz eingestiegen, was für einen Ratsherrn der gräflichen Stadt nicht sonderlich schwer war, und hatte seinem Gesellen Jaume die Verwaltung der Werkstatt überlassen.
    Seit dem Beginn seiner Herrschaft im Jahr 1291 hatte Jaime II. versucht, sich gegen die Oligarchie der

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