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Die Kathedrale des Meeres

Titel: Die Kathedrale des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falcones Ildefonso
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betrachten. Er wuchs und gedieh. Bernat wiegte seinen Sohn in den Armen und sah Habiba an, die junge Maurin, um sie stumm um etwas mehr Zeit zu bitten. Manchmal versuchte er ihn zu streicheln, aber seine schwieligen Hände schadeten der zarten Kinderhaut, und Habiba nahm ihm den Kleinen sofort wieder weg. Im Laufe der Wochen gelangte er zu einem stummen Einverständnis mit der Maurin – sie sprach nie mit ihm –, und Bernat streichelte mit dem Handrücken über die rosigen Wangen des Kleinen. Wenn das Mädchen ihm schließlich bedeutete, den Jungen zurückzugeben, küsste er ihn auf die Stirn, bevor er ihn ihr überreichte.
    Im Laufe der Monate stellte Jaume fest, dass Bernat sinnvollere Aufgaben in der Werkstatt übernehmen konnte. Die beiden hatten sich zu respektieren gelernt.
    »Die Sklaven haben keinen Verstand im Kopf«, berichtete der Verwalter Grau Puig. »Sie arbeiten nur aus Angst vor der Peitsche, sie geben überhaupt nicht acht. Euer Schwager hingegen …«
    »Sag nicht, dass er mein Schwager ist!«, unterbrach ihn Grau wieder einmal, da sich Jaume nur zu gerne seinem Meister gegenüber diese Spitze herausnahm.
    »Der Bauer«, verbesserte sich der Verwalter mit vorgetäuschter Verlegenheit, »der Bauer hingegen ist anders. Er zeigt Interesse selbst an den niedersten Arbeiten. Er reinigt die Öfen, wie sie noch nie …«
    »Und was schlägst du vor?«, unterbrach ihn Grau erneut, ohne von den Papieren aufzublicken, die er gerade durchsah.
    »Nun, man könnte ihm Aufgaben mit größerer Verantwortung übertragen, und so billig, wie er uns kommt …«
    Bei diesen Worten sah Grau den Verwalter an.
    »Täusch dich nicht«, sagte er. »Er hat uns kein Geld gekostet wie die Sklaven, er erhält auch keinen Lehrvertrag und muss nicht entlohnt werden wie die Gesellen. Aber er ist der teuerste Arbeiter, den ich je hatte.«
    »Ich meinte ja auch nur …«
    »Ich weiß, was du meintest.« Grau widmete sich wieder seinen Papieren. »Tu, was du für richtig hältst, aber lass dir eines gesagt sein: Der Bauer darf nie vergessen, wo sein Platz in dieser Werkstatt ist. Andernfalls werfe ich dich hinaus, und du wirst niemals Meister werden. Hast du mich verstanden?«
    Jaume nickte, doch von diesem Tag an arbeitete Bernat direkt den Gesellen zu. Er stand sogar über den Lehrlingen, die nicht in der Lage waren, mit den großen, schweren Formen aus feuerfestem Ton zurechtzukommen, die auf die richtige Temperatur gebracht werden mussten, um das Steingut oder die Keramik zu brennen. Mit diesen wurden große, bauchige Krüge mit kleiner Öffnung, schmalem Hals und flachem Boden gefertigt, die bis zu zweihundertachtzig Liter fassten und zum Transport von Getreide oder Wein gedacht waren. Bislang hatte Jaume diese Arbeit mindestens zweien seiner Gesellen übertragen müssen. Mit Bernats Hilfe genügte einer für den gesamten Vorgang: Die Form musste gefertigt und gebrannt werden, dann wurde eine Schicht aus Zinn- und Bleioxid als Schmelzmittel auf die Krüge aufgetragen, und diese wurden ein zweites Mal bei geringerer Temperatur gebrannt, damit sich Zinn und Blei miteinander verbanden und die Krüge mit einer harten weißen Glasur überzogen.
    Jaume war zufrieden mit seiner Entscheidung: Die Produktion der Werkstatt hatte sich beträchtlich gesteigert und Bernat arbeitete weiterhin mit der gleichen Sorgfalt wie zuvor. »Besser sogar als jeder der Gesellen!«, musste er eines Tages eingestehen, als er zu Bernat und dem zuständigen Gesellen ging, um das Meistersiegel auf den Boden eines neuen Krugs zu prägen.
    Jaume versuchte die Gedanken zu erraten, die sich hinter dem Blick des Bauern verbargen. Es war weder Hass in seinen Augen, noch schien er nachtragend zu sein. Er fragte sich, was ihm widerfahren war, dass es ihn hierher verschlagen hatte. Er war nicht wie die anderen Verwandten des Meisters, die in der Töpferei erschienen waren. Sie alle hatten sich für Geld kaufen lassen, Bernat hingegen … Wie er seinen Sohn streichelte, wenn die Maurin ihn zu ihm brachte! Er wollte die Freiheit und arbeitete dafür härter als jeder andere.
    So vergingen das Jahr und der eine Tag, die nötig waren, um Bernat und seinem Sohn das Ende der Leibeigenschaft zu bringen. Grau Puig erhielt den erwünschten Sitz im Rat der Hundert der Stadt. Aber Jaume konnte keine Veränderung an dem Bauern bemerken. Ein anderer hätte seine Bürgerrechte eingefordert und sich auf der Suche nach Vergnügungen und Frauen in die Straßen Barcelonas

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