Die Kathedrale des Meeres
Bernat über seine Zukunft entschieden hatten.
»Es ist sehr hart, Joanet … Joan. Ich putze und putze, und wenn endlich alles glänzt, macht ein Pferd einen Ausritt, und ich fange wieder von vorne an. Und das nur, wenn Tomás mich nicht anschreit und mir ein Paar Steigbügel oder Zaumzeug bringt, damit ich noch einmal darübergehe. Beim ersten Mal gab er mir eine Kopfnuss, doch dann kam unser Vater … Das hättest du sehen sollen! Er setzte ihm die Mistgabel auf die Brust und drückte ihn gegen die Wand, und Tomás begann zu stottern und sich zu entschuldigen.«
»Deshalb wäre ich so gerne bei euch.«
»Ach was!«, entgegnete Arnau. »Seither rührt er mich nicht mehr an, aber es gibt immer etwas, das schlecht geputzt ist. Er macht es selbst schmutzig, weißt du? Ich hab's gesehen.«
»Weshalb sagt ihr es nicht Jesús?«
»Papa sagt, er würde mir nicht glauben. Jesús ist mit Tomás befreundet und würde ihn verteidigen, und die Baronin würde jede Gelegenheit nutzen, um uns anzugreifen. Sie hasst uns. Weißt du, du wirst viele Dinge in der Schule lernen. Ich werde nur das Zeug putzen, das andere schmutzig machen, und mich anschreien lassen.«
Die beiden schwiegen eine Weile, stapften durch den Sand und schauten aufs Meer hinaus.
»Nutz deine Chance, Joan«, sagte Arnau plötzlich und wiederholte die Worte, die er von Bernat gehört hatte.
Joan kam gut voran im Unterricht. Er legte großen Eifer an den Tag, seit ihn der Priester, der zugleich ihr Lehrer war, vor den anderen belobigt hatte. Joan durchfuhr ein angenehmes Kribbeln und er ließ sich von seinen Klassenkameraden bestaunen. Wenn seine Mutter noch lebte! Er würde auf der Stelle losrennen, um sich auf die Kiste zu hocken und ihr zu berichten, wie man ihn gelobt hatte. Der Klassenbeste, hatte der Lehrer gesagt, und alle, alle hatten ihn angesehen. Er war noch nie irgendwo der Beste gewesen!
An diesem Abend kam Joan, eingehüllt in eine Wolke der Zufriedenheit, nach Hause. Pere und Mariona hörten ihm lächelnd und erwartungsvoll zu und baten ihn, noch einmal zu wiederholen, was er gesagt hatte, denn vor lauter Freudenrufen und Gestikulieren war eigentlich nichts zu verstehen gewesen. Als Arnau und Bernat eintrafen, sahen die drei zur Tür. Joan wollte ihnen entgegenlaufen, doch das Gesicht seines Bruders hielt ihn davon ab. Man sah, dass er geweint hatte, und Bernat hatte eine Hand um seine Schulter gelegt und drückte ihn fest an sich.
»Was ist denn?«, fragte Mariona und ging auf Arnau zu, um ihn zu umarmen. Doch eine Handbewegung von Bernat ließ sie innehalten.
»Das muss man aushalten«, sagte er, an niemand Bestimmtes gewandt.
Joan suchte den Blick seines Bruders, doch Arnau sah Mariona an.
Und sie hielten es aus. Tomás, der Stallbursche, wagte es nicht, Bernat zu piesacken, Arnau hingegen schon.
»Er ist auf Streit aus, mein Junge«, versuchte Bernat Arnau zu trösten, wenn dieser wieder einmal beinahe platzte vor Wut. »Wir dürfen nicht in die Falle tappen.«
»Aber wir können nicht ein Leben lang so weitermachen, Papa«, beschwerte sich Arnau irgendwann.
»Das werden wir nicht. Ich habe gehört, wie Jesús ihn ein paar Mal ermahnt hat. Er arbeitet nicht gut und Jesús weiß das. Die Pferde, mit denen er zu tun hat, sind nicht mehr zu führen, sie treten aus und beißen. Nicht mehr lange, und er wird fallen. Nicht mehr lange, mein Junge.«
Und wie Bernat vorausgesehen hatte, ließen die Folgen nicht lange auf sich warten. Die Baronin legte großen Wert darauf, dass Graus Kinder reiten lernten. Es war besser, wenn Grau nichts davon erfuhr, doch die beiden Knaben mussten reiten lernen. Also verließen sie mehrmals wöchentlich nach dem Unterricht die Stadt, Isabel und Margarida in der von Jesús gelenkten Kutsche, die Jungen, der Hauslehrer und Tomás zu Fuß, wobei der Stallbursche ein Pferd am Zügel führte. Auf einem freien Feld vor den Stadttoren erhielten sie nacheinander von Jesús Reitunterricht.
Jesús hielt in der rechten Hand ein langes Seil, das er am Zaumzeug des Pferdes befestigt hatte, sodass das Tier gezwungen war, im Kreis zu laufen. In der linken Hand hielt er eine Peitsche, um das Tier anzutreiben. Die Reitschüler saßen einer nach dem anderen auf und ritten, seinen Anweisungen und Ratschlägen folgend, im Kreis um den Stallmeister herum.
An diesem Tag ließ Tomás, der das Gespann vor der Kutsche beaufsichtigte, kein Auge vom Maul des Pferdes. Es war nur ein Ruck nötig, der fester war als gewöhnlich,
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