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Die Kathedrale des Meeres

Titel: Die Kathedrale des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falcones Ildefonso
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Augenblick.
    »Ich an deiner Stelle würde mich nicht unterwerfen.«
    Joan versuchte sich an der Unterhaltung zu beteiligen. »Sie sind nur katalanische Barone! Vergeben kann nur der Herr.«
    »Und wovon sollen wir leben?«, fragte Arnau.
    »Mach dir darum keine Sorgen, mein Junge. Ich habe ein wenig Geld gespart, damit werden wir zurechtkommen. Wir werden uns anderswo Arbeit suchen. Grau Puig ist nicht der Einzige, der Pferde hat.«
    Bernat ließ keinen Tag verstreichen. Noch am selben Abend versuchte er, eine neue Anstellung für sich und Arnau zu finden. Er fand ein Adelshaus mit Stallungen und wurde vom Hausverwalter freundlich empfangen. Viele in Barcelona beneideten Grau Puig um seine gut gepflegten Pferde, und als Bernat sich als der zuständige Mann vorstellte, zeigte der Verwalter Interesse, ihn einzustellen. Doch als Bernat am nächsten Tag erneut in den Stallungen erschien, um die Bestätigung für eine Nachricht zu erhalten, die er bereits mit seinen Söhnen gefeiert hatte, wurde er nicht einmal empfangen. »Sie haben nicht genug bezahlt«, log er beim Abendessen. Bernat versuchte es auch in anderen Adelshäusern, die über Stallungen verfügten, doch wenn es schien, als sei man gewillt, sie anzustellen, war am nächsten Morgen alles anders.
    »Du wirst keine Arbeit finden«, erklärte ihm schließlich ein Stallmeister. Er hatte Mitleid mit Bernat, dem die Verzweiflung ins Gesicht geschrieben stand. »Die Baronin wird nicht zulassen, dass du eine Anstellung findest. Nachdem du bei uns warst, erhielt mein Herr eine Nachricht von der Baronin, in der diese ihn bat, dir keine Arbeit zu geben. Es tut mir leid.«
    »Du Bastard.«
    Er sagte es ihm ins Ohr, leise, aber bestimmt, die Vokale lang gedehnt. Tomás fuhr zusammen und versuchte zu entkommen, doch Bernat packte ihn von hinten um den Hals und drückte zu, bis der Stallknecht zusammensackte. Erst dann lockerte er den Griff. Wenn die Adligen Botschaften erhielten, hatte Bernat überlegt, musste ihm jemand folgen. »Lass mich durch die Hintertür raus«, bat er den Stallmeister. Tomás, der sich in einer Ecke gegenüber der Stalltür postiert hatte, sah ihn nicht kommen. Bernat schlich sich von hinten an.
    »Du hast das Zaumzeug so präpariert, dass es sich löste, stimmt's? Und jetzt, was willst du noch?« Bernat drückte erneut den Hals des Stallburschen zu.
    »Was … was tut das noch zur Sache?« Tomás schnappte nach Luft.
    »Was willst du damit sagen?« Bernat drückte fest zu. Der Stallknecht ruderte mit den Armen, konnte sich jedoch nicht befreien. Nach einigen Sekunden merkte Bernat, wie Tomás erneut in sich zusammensackte. Er ließ seinen Hals los, bis er wieder zu sich kam. »Was willst du damit sagen?«, fragte er noch einmal.
    Tomás schnappte ein paar Mal nach Luft, bevor er antwortete. Sobald wieder Farbe in sein Gesicht kam, erschien ein spöttisches Grinsen auf seinen Lippen.
    »Bring mich um, wenn du willst«, sagte er atemlos, »aber du weißt ganz genau, wenn es nicht das Zaumzeug gewesen wäre, dann wäre es eben etwas anderes gewesen. Die Baronin hasst dich und wird dich immer hassen. Du bist nur ein flüchtiger Unfreier und dein Sohn der Sohn eines flüchtigen Unfreien. Du wirst keine Arbeit in Barcelona finden. Die Baronin hat es befohlen, und wenn ich es nicht mache, wird dir ein anderer hinterherspionieren.«
    Bernat spuckte ihm ins Gesicht. Tomás rührte sich nicht und sein Grinsen wurde noch breiter.
    »Es gibt keinen Ausweg, Bernat Estanyol. Dein Sohn wird um Entschuldigung bitten müssen.«
    »Ich werde mich entschuldigen«, gab Arnau an diesem Abend mit geballten Fäusten und Tränen in den Augen nach, nachdem er die Erklärungen seines Vaters angehört hatte. »Gegen den Adel kommen wir nicht an, und wir brauchen Arbeit. Diese Schweine! Diese verdammten Schweine!«
    Bernat sah seinen Sohn an. »Dort werden wir frei sein«, hatte er ihm wenige Monate nach seiner Geburt beim Anblick von Barcelona versprochen. Und dafür alle diese Mühen und all diese Anstrengungen?
    »Nein, Junge. Warte. Wir werden uns etwas anderes suchen …«
    »Sie haben das Sagen, Papa. Der Adel hat das Sagen. Auf dem Land, auf Eurem Grund und Boden und auch in der Stadt.«
    Joanet beobachtete sie schweigend. »Man schuldet der Obrigkeit Gehorsam und Fügsamkeit«, hatten ihm seine Lehrer beigebracht. »Des Menschen Freiheit liegt in Gottes Reich, sie ist nicht von dieser Welt.«
    »Sie können nicht ganz Barcelona beherrschen. Nur die Adligen besitzen

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