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Die Kathedrale des Meeres

Titel: Die Kathedrale des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falcones Ildefonso
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mit Blicken.
    »Ich mache es nur für meinen Vater«, sagte Arnaus Miene.
    »Die Füße!«, kreischte die Baronin. »Küss uns die Füße!«
    Arnau wollte sich erheben, doch die Baronin hinderte ihn daran.
    »Auf die Knie!«, brüllte sie durch den ganzen Salon.
    Arnau gehorchte und rutschte auf den Knien zu ihnen. Nur für meinen Vater. Nur für meinen Vater. Ich tue es nur für meinen Vater … Die Baronin hielt ihm ihre seidenen Pantoffeln hin und Arnau küsste sie, zuerst den linken, dann den rechten. Ohne hochzusehen rutschte er hinüber zu Grau. Der zögerte, als der Junge vor ihm kniete, den Blick starr auf seine Füße geheftet. Doch als seine Frau ihn wutentbrannt ansah, hob er sie nacheinander zum Mund des Jungen. Arnaus Cousins taten es ihren Eltern nach. Arnau versuchte den seidenen Pantoffel zu küssen, den Margarida ihm entgegenstreckte, doch als seine Lippen den Schuh berühren wollten, zog sie ihn weg und kicherte. Arnau versuchte es erneut, und wieder lachte seine Cousine ihn aus. Schließlich wartete sie, bis der Junge seinen Mund auf den Pantoffel presste, erst den einen, dann den anderen.

15
    Barcelona
15. April 1334
    Bernat zählte die Münzen, die Grau ihm ausbezahlt hatte, und tat sie, vor sich hin murmelnd, in die Geldbörse. Sie müssten eigentlich ausreichen, aber … diese verfluchten Genuesen! Wann würde die Belagerung enden, unter der das Prinzipat litt? Barcelona hungerte.
    Bernat befestigte die Börse an seinem Gürtel und machte sich auf die Suche nach Arnau. Der Junge war abgemagert. Bernat sah ihn besorgt an. Es war ein harter Winter gewesen. Aber zumindest hatten sie ihn überstanden. Wie viele konnten das von sich behaupten? Bernat presste die Lippen aufeinander und strich seinem Sohn übers Haar. Dann legte er ihm die Hand um die Schulter. Wie viele Kinder waren an Kälte, Hunger und Krankheiten gestorben? Wie viele Väter konnten nun noch die Hand um die Schultern ihrer Söhne legen? »Zumindest bist du am Leben«, dachte er.
    An diesem Tag lief ein Schiff mit Weizen im Hafen von Barcelona ein, eines der wenigen, denen es gelungen war, den Belagerungsring der Genuesen zu durchbrechen. Das Getreide wurde von der Stadt zu astronomischen Summen aufgekauft, um es dann zu einem bezahlbaren Preis an die Bewohner weiterzugeben. An diesem Freitag gab es Weizen auf der Plaza del Blat. Seit den frühen Morgenstunden strömten die Menschen herbei und machten sich die Plätze streitig, um zuzusehen, wie die Beamten das Korn abmaßen.
    Trotz der Bemühungen der Ratsherren, ihn zum Schweigen zu bringen, predigte seit einigen Monaten ein Karmelitermönch gegen die Mächtigen. Er warf ihnen vor, die Hungersnot verursacht zu haben, und beschuldigte sie, heimlich Getreide zu horten. Die Brandreden des Mönchs hatten Eindruck auf die Gläubigen gemacht und die Gerüchte verbreiteten sich in der ganzen Stadt. An diesem Freitag versammelten sich immer mehr Menschen auf der Plaza del Blat. Sie diskutierten und drängten sich vor den Ständen, an denen die städtischen Beamten mit dem Getreide hantierten.
    Die Behörden berechneten die Menge an Korn, die jedem Barcelonesen zustand, und betrauten den Marktaufseher der Plaza del Blat mit der Überwachung des Verkaufs.
    »Mestre hat gar keine Familie!«, wurden wenige Minuten nach dem Beginn des Verkaufs die ersten Rufe laut. Sie galten einem zerlumpten Mann, der in Begleitung eines noch abgerisseneren Jungen war. »Sie sind alle während des Winters gestorben.«
    Die Beamten nahmen Mestre das Getreide wieder weg, doch immer neue Beschuldigungen waren zu hören: Der da habe einen Sohn an einem anderen Stand anstehen. Jener habe bereits gekauft. Dieser habe keine Familie. Das sei nicht sein Sohn. Er habe ihn nur mitgebracht, um mehr zu bekommen …
    Der Platz verwandelte sich in eine Gerüchteküche. Die Menschenschlangen lösten sich auf, es kam zu Auseinandersetzungen, und aus Argumenten wurden Beschimpfungen. Jemand verlangte lautstark, dass die Obrigkeit das heimlich gehortete Getreide verkaufen sollte, und das wütende Volk stimmte in die Forderung mit ein. Die Beamten sahen sich einer zahlenmäßig überlegenen Menge gegenüber, die sich vor den Verkaufsständen drängte. Die Büttel des Königs begannen, gegen die hungernden Menschen vorzugehen, und nur eine rasche Entscheidung des Marktaufsehers rettete die Lage. Er ordnete an, das Getreide in den Palast des Stadtrichters am östlichen Ende des Platzes zu bringen, und setzte den Verkauf für

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