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Die Katze die Brahms spielte

Die Katze die Brahms spielte

Titel: Die Katze die Brahms spielte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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für fünfzehn Piepen mitnimmt.«
Qwillerans sparsames Naturell witterte eine Gelegenheit, und unter dem Einfluß des Medikaments und der unwirklichen Atmosphäre verspürte er eine tollkühne Abenteuerlust. Als die beiden den Speisesaal verließen, folgte er ihnen.
»Entschuldigen Sie bitte, haben Sie da etwas von einem Boot gesagt, das billiger ist als die anderen?«
»Und ob! Fünfzehn Mäuse für sechs Stunden. Geteilt durch drei (schnauf) sind das fünf Piepen pro Kopf. Nicht schlecht. Das Boot (schnauf) gehört zwei jungen Burschen. Haben Sie Interesse?«
»Kann man bei diesem Wetter überhaupt fischen?«
»Diese jungen Typen sagen, es spielt keine Rolle. Übrigens«, schnaufte er, »mein Name ist Whatley – aus Cleveland – Haushaltswaren en gros.« Dann stellte er seine Frau vor, die ein frostiges Benehmen an den Tag legte, und erbot sich zu fahren, da er den Weg zum Kai kannte. »Das Boot liegt außerhalb der Stadt. Deshalb (schnauf) ist es auch billiger. Man muß sich ein wenig umsehen, wenn man Geld sparen will.«
Die Fahrt zum Kai war geradezu qualvoll langsam; sie schlichen im Schneckentempo durch Nebelschwaden, die bis zum Boden reichten. Einmal konnte man die vier riesigen Leuchtlettern des FOO schwach durch den Nebel schimmern sehen. Etwas später kündigte sich unverkennbar die Cannery Mall an, obwohl vom Einkaufszentrum nichts zu sehen war. Danach fuhren sie meilenweit durch das Nichts. Jede Meile kam ihnen vor wie fünf. Whatley fuhr verbissen weiter. Keiner sprach. Qwilleran sah angestrengt auf die Straße und erwartete, daß plötzlich unmittelbar vor ihnen zwei gelbe Scheinwerfer oder die Rückleuchten eines liegengebliebenen Holzlasters auftauchten.
»Wie wollen Sie wissen, daß Sie da sind?« fragte er.
»Es ist nicht zu verfehlen. Wenn am Straßenrand (schnauf) ein Wrack von einem Boot liegt, müssen wir abbiegen.«
Als das Wrack schließlich aus dem Nebel auftauchte, bog Whatley auf einen matschigen Weg ein, der einen Kanal entlangführte, in dem weitere Wracks lagen.
»Es tut mir schon leid, daß ich mitgekommen bin«, verkündete Mrs. Whatley. Es war die erste Bemerkung, die sie machte.
Am Ende des Weges erstreckte sich ein wackeliger Landesteg in den See, und die drei Landratten tasteten sich über die modrigen Bretter vorwärts. Das Wasser schlug leise plätschernd gegen die Pfähle, und man konnte das Knarren eines Schiffsrumpfes hören, der am Landesteg scheuerte.
Am Pier von Mooseville hatte Qwilleran die strahlend weiße Fischerflotte gesehen. Boote mit Namen wie Lady Aurora , Queen of the Lake und Northern Princess priesen auf Plakaten ihre ständige Funkverbindung mit dem Land, ihre Sonartechnik, Tiefenmeßgeräte und Autopilotanlagen an. Daher war er auf die Minnie K nicht vorbereitet. Sie war ein alter grauer Kahn, dessen Oberfläche von der abblätternden Farbe ganz rauh war. Verkrustete Stellen am Deck und an der Reling erinnerten an Besuche von Möwen und die Innereien toter Fische. Die zwei Mannschaftsmitglieder, die körperlich an-, geistig jedoch eher abwesend waren, sahen genauso schäbig aus wie ihr Gefährt. Ein Junge mochte etwa siebzehn sein, schätzte Qwilleran, der andere etwas jünger. Keiner besaß jene wache Aufmerksamkeit, die Vertrauen erweckt hätte. Es gab keine Begrüßung, niemand stellte sich vor. Die Jungen beäugten die Passagiere mit Argwohn. Als sie ihr Geld kassiert hatten, brachten sie in größter Eile das Boot in Gang, wobei sie einander sinnlose Silben zubrüllten.
Qwilleran fragte den Jüngeren, wie weit sie hinausfahren wollten, und bekam ein Grunzen zur Antwort.
Mrs. Whatley sagte: »Das ist ja das letzte. Das Boot stinkt infernalisch.«
»Was erwartest du denn für fünf Piepen?« fragte ihr Mann. » Die Queen Elizabeth ?«
Die Passagiere setzten sich auf zerschlissene und verschmutzte Leinenstühle, und die Minnie K bewegte sich langsam durch das Wasser; sie kräuselte kaum die Oberfläche. Mr. Whatley nickte von Zeit zu Zeit ein, und seine Frau schlug ein Taschenbuch auf und schaltete das Hörgerät ab. Ungefähr eine Stunde lang tuckerte das Boot apathisch durch das dichte Weiß des Nebels; der Fischgeruch, den es ausströmte, vermischte sich mit dem Geruch der Abgase. Dann wurde das Brummen des Motors noch tiefer, und die Jungen holten träge die Angelausrüstung hervor: Angelruten mit riesigen Rollen, kupferne Angelschnüre und Messingblinker.
»Und was mache ich damit?« fragte Qwilleran. »Wo ist der Köder?«
»Sie brauchen nur den

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