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Die Katze die Brahms spielte

Die Katze die Brahms spielte

Titel: Die Katze die Brahms spielte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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Leinenstuhl. Whatley hatte noch einen Schluck aus der Flasche gemacht und war eingedöst.
Qwilleran war kein Angler, doch er hatte Filme über diesen Sport gesehen, und was er gerade erlebt hatte, war wohl kaum typisch. Sein Fang hatte nicht gekämpft wie ein Fisch; als er an die Oberfläche gekommen war, hatte er nicht herumgespritzt wie ein Fisch; und ganz gewiß hatte er nicht ausgesehen wie ein Fisch.
In Mooseville angekommen, marschierte er sofort ins Tourismusbüro. Ihm war nicht nach freundlicher Konversation zumute, doch er mußte die Etikette einhalten und zuerst einmal über das Wetter reden. »Sie hatten recht mit dem Nebel, Roger. Wie lange, glauben Sie, wird er anhalten?«
»Bis morgen mittag sollte er sich aufgelöst haben.«
»Ist Ihre Frau gut nach Hause gekommen?«
»Um halb zwei in der Früh. Für die letzten zwanzig Meilen hat sie zwei Stunden gebraucht. Sie war völlig erledigt, als sie schließlich ankam. Was haben Sie bei diesem Nebel gemacht, Qwill?«
»Ich war auf dem See fischen.«
»Wie bitte? Sie haben eine Halluzination. Die Boote sind heute nicht hinausgefahren.«
»Die Minnie K schon. Wir waren vier Stunden auf dem See, und das waren drei Stunden zuviel.«
Roger griff nach einem Ordner. »Von der Minnie K habe ich noch nie gehört. Und sie steht nicht auf der Liste der registrierten Boote. Wo haben Sie sie entdeckt?«
»Ein Hotelgast hat die Expedition organisiert. Er heißt Whatley.«
»Ja, ich kenne ihn. Übergewichtig und kurzatmig. Er war schon dreimal hier, um sich zu beschweren. Wieviel haben sie verlangt? Ich nehme an, Sie haben keinen Fisch gefangen.« »Nein, aber etwas anderes habe ich gefangen«, sagte Qwilleran.
»Es hat sich nicht wie ein Fisch benommen, und als ich es an die Oberfläche zog, schnitt der Skipper die Angelschnur durch und hatte es recht eilig, ans Ufer zurückzukehren. Was er gesehen hatte, gefiel ihm nicht, und mir auch nicht. Es sah aus wie eine Leiche.«
Roger schluckte und strich sich über den schwarzen Bart. »Das war vermutlich ein alter Gummireifen oder etwas in der Art. In dem Nebel konnte man das sicher nicht so genau erkennen. Die Fischer binden Reifen an die Kaimauer – als Puffer, wissen Sie. Bei einem Sturm können sie losgerissen werden. Wir hatten Dienstag nacht einen heftigen Sturm...«
»Hören Sie schon auf, Roger! Wir wissen beide, daß Ihnen das Fremdenverkehrsamt vorschreibt, was Sie sagen müssen. Ich möchte diesen – diesen Gummireifen der Polizei melden. Wo finde ich den Sheriff?«
Roger wurde rot und wirkte schuldbewußt, aber nicht reuevoll. »Hinter der Holzkirche. Es ist das Gebäude mit der Flagge.«
»Übrigens habe ich gestern Nacht eine Überraschung erlebt«, fuhr Qwilleran etwas freundlicher fort. »Ihre Schwiegermutter hat mir Truthahnfleisch und eine Nachricht in der Hütte hinterlassen, aber sie hat nicht unterschrieben. Ich weiß nicht, wie ich ihr danken soll.«
»Ach, so ist sie – schusselig. Aber nett. Sie lacht viel. Sie heißt Mildred Hanstable, und sie wohnt in der Dünensiedlung, östlich von Ihnen. Aber ich muß Sie warnen. Sie wird darauf bestehen, Ihnen Ihre Zukunft vorherzusagen und eine Spende dafür erwarten.«
»Ist das nicht verboten?«
»Es ist für einen wohltätigen Zweck. Sie sammelt Geld für irgendein Gerät für die Herzstation des Krankenhauses von Pickax.«
»Dann kann sie auf mich zählen«, sagte Qwilleran. »Ich werde die Maschine selbst brauchen, bevor dieser Erholungsurlaub zu Ende ist.«
Als er zur Hütte zurückkam, war es noch immer hell; das Licht wurde durch den Nebel gefiltert. Drinnen roch es nach Essig, was ihn an die selbstgemachte Messingpolitur der Antiquitätenhändler erinnerte. Und wirklich, die Messinglaterne über der Bar war frisch poliert. Tom war dagewesen, trotz seiner Anweisung, nur zu kommen, wenn er es ihm auftrug. Qwilleran hatte seine alte Uhr und etwas Kleingeld auf der Kommode im Schlafzimmer liegengelassen, und alles war noch da. Er zuckte die Achseln.
Als er seine Freunde rief, kam Yum Yum aus dem Gästezimmer gelaufen, doch Koko war zu beschäftigt, um zu reagieren. Er hockte auf dem Elchkopf und führte aufgeregte Selbstgespräche – er gab leise, melodische Laute von sich, die tief aus seiner hellen Brust kamen.
»Was machst du denn da oben?« wollte Qwilleran wissen.
Koko veränderte seine Position auf dem Geweih. Er richtete sich auf den Hinterbeinen auf und streckte eine Vorderpfote aus, als suche er nach Halt, um sich hinaufzuziehen. Der Elchkopf war

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