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Die Katze die Brahms spielte

Die Katze die Brahms spielte

Titel: Die Katze die Brahms spielte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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Richtung Norden unterwegs waren, sagte er: »Okay, schieß los. Du und Fanny, ihr scheint euch ja recht gut verstanden zu haben.«
»Sie glaubt, daß wir beide verlobt sind, und ich habe es nicht bestritten, weil ich wollte, daß sie redet. Es war wirklich schmeichelhaft, wie sie mich ins Vertrauen gezogen hat.«
»Braves Mädchen! Was hat sie dir anvertraut?«
»Ihre Methode, zu bekommen, was sie will. Sie manipuliert die Leute mit großen Versprechungen und kleinen Drohungen. Sie sagt, jedermann will etwas oder verbirgt etwas. Es kommt darauf an, die Schwächen der Menschen herauszufinden. Ich glaube, für sie ist das eine Art Hobby.«
»So ein durchtriebenes Ding! Zuckerbrot und Peitsche!«
»Natürlich funktioniert es besser, wenn man einen Haufen Geld hat.«
»Natürlich. Was funktioniert da nicht besser?«
»Sie hat mir eine kleine goldene Pistole gezeigt, die sie bei sich trägt. Damit schüchtert sie die Leute ein. Nur so zum Spaß.«
»Sie hat einen seltsamen Humor. Was hat sie zum Mord an Dunfield gesagt?«
»O Gott! Sie hat diesen Mann wirklich gehaßt. Sie wurde so wütend, daß ich dachte, gleich trifft sie der Schlag.«
»Buck war der einzige, den sie nicht manipulieren konnte.«
Rosemary kicherte. »Er beschuldigte sie, in ihrem Hinterhof Marihuana zu ziehen. Kannst du dir das vorstellen?«
»Und ob.«
»Was den Mord anlangt, sagte sie. Leute, die mit dem Feuer spielen, müssen damit rechnen, daß sie sich verbrennen, und dann hat sie ein paar Kraftausdrücke verwendet – ich war schockiert.«
Qwilleran schmunzelte in seinen Schnurrbart. Er dachte daran, daß Rosemary sehr leicht zu schockieren war.
»So eine nette alte Dame«, fuhr Rosemary fort. »Wo hat sie bloß solche Ausdrücke her?«
»Aus New Jersey wahrscheinlich.«
Es gab noch mehr zu berichten: Von der Bibliothek mit den viertausend ledergebundenen Büchern, alle angelesen; von den vier Schränken mit Tante Fannys spektakulärer Garderobe; von der Staffordshire-Sammlung im Frühstückszimmer, um die sie von drei bedeutenden Museen beneidet wurde; vom georgianischen Tafelsilber im Speisesaal...
»Bleib stehen!« rief Rosemary, als sie zur Truthahnfarm kamen. »Ich laufe schnell hinein und frage, ob sie einen küchenfertigen Truthahn haben. Den kann ich dir kochen, bevor ich abreise.«
Qwilleran fuhr in den Hof und parkte neben dem unvermeidlichen blauen Pick-up. »Mach schnell. Es ist bald sieben.«
Neben der Reihe von Truthahnställen stand ein Metallschuppen mit der Aufschrift: Groß- und Einzelhandel . Man hörte, daß jemand drinnen war.
Rosemary lief in das Gebäude und war nach kaum zwei Minuten mit einem großen runden Ding in einem Plastikbeutel wieder draußen. Sie wirkte grün im Gesicht. Sie war das Bündel auf den Rücksitz. »Bring mich weg von hier, bevor ich mich übergebe. Der Gestank war unglaublich!«
»Eine Truthahnfarm riecht nun mal nicht wie ein Rosengarten«, sagte Qwilleran.
»Du brauchst mir nichts über Farmen zu erzählen«, sagte sie indigniert. »Ich bin auf einer aufgewachsen. Das hier war etwas anderes.«
Sie war ungewöhnlich still, bis sie auf dem Parkplatz vor der Hütte anlangten.
»Ich möchte mich umziehen, bevor sie kommen«, sagte sie. »Mir ist heute nach etwas Rotem.«
Qwilleran reichte ihr den Schlüssel. »Geh dich nur umziehen. Ich bringe den Truthahn hinein. Ich hoffe, er paßt in den Kühlschrank.«
Sie lief zur Hütte und betrat die Veranda. Im nächsten Moment schrie sie auf.
»Rosemary! Was ist los?« rief Qwilleran und rannte hinterher.
»Schau!« rief sie und starrte auf die versperrte Tür.
Dort baumelte ein kleines Tier, das am Hals aufgehängt war; das Seil war über einen Verandabalken geschlungen.
»O mein Gott!« stöhnte Qwilleran. Ihm war übel. Dann sagte er erstaunt: »Es ist ein wildes Kaninchen!«
»Zuerst dachte ich, es wäre Yum Yum.«
»Ich auch.«
Es war eines jener kleinen braunen Kaninchen, die immer beim Werkzeugschuppen Kiefernzapfen knabberten. Es war erschossen und dann mit einem Henkersknoten aufgehängt worden.
Qwilleran sagte: »Geh hinunter an den Strand und beruhige dich, Rosemary. Ich kümmere mich um das hier.« Er überlegte: War das eine Drohung? Oder eine Warnung? Oder nur ein Schabernack? Irgend jemand war von der Düne her aus dem Wald gekommen – aus dem Dickicht, das die Katzen nicht aus den Augen ließen. Jeder, der sich heimlich zur Hütte schleichen wollte, würde wohl aus dieser Richtung kommen.
Er ließ das traurige Fellbündel hängen und ging um

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