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Die Katze die Brahms spielte

Die Katze die Brahms spielte

Titel: Die Katze die Brahms spielte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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ihn unlängst in der Nacht wegen einer Eule angerufen, und vorige Woche habe ich eine Leiche im See gemeldet, die anscheinend jedermann für einen Gummireifen hielt.«
Nick drehte sich abrupt zu ihm. »Wo haben Sie diese Leiche gesehen?«
»Ich war auf einem Boot fischen und habe sie an meinem Angelhaken herausgezogen.« Genüßlich erzählte Qwilleran die Geschichte der Minnie K; die gespannte Aufmerksamkeit seiner Zuhörer tat ihm wohl.
Nick fragte: »An welchem Tag war das? Erinnern Sie sich?«
»Letzten Donnerstag.«
»Und die Stimmen auf dem anderen Schiff? Konnten Sie sie deutlich hören?«
»Nicht jedes Wort, aber gut genug, um zu wissen, was vorging. Der Motor hatte den Geist aufgegeben, und sie stritten darüber, wie man ihn wieder flottmachen konnte, glaube ich. Einer der Typen hatte eine hohe, unmelodiöse Stimme. Der andere Mann hieß Jack, und er hatte einen britischen Unterschicht-Akzent, würde ich sagen.«
Nick warf Lori einen Blick zu. Sie nickte. Dann sagte er: »Engländer werden hier oben immer Jack genannt. Das hat sich in den Tagen des Bergbaus hier so eingebürgert. Vorige Woche ist einer der Häftlinge ausgebrochen. Er hatte einen Cockney-Akzent.«
Qwilleran sah ihn verblüfft und triumphierend zugleich an. »Er wollte nach Kanada fliehen! Irgend jemand hat ihn mit dem Boot über den See gebracht – im Nebel!«
»Sie versuchen es alle«, sagte Nick. »Es ist reiner Selbstmord, aber sie versuchen es... Ganz unter uns gesagt, Qwill: Jeder hier weiß von dem Geschäft mit den entflohenen Häftlingen, aber wir wollen nicht, daß es in die Zeitungen kommt. Sie wissen, wie die Medien sind. Sie bauschen alles auf.«
»Brechen viele Gefangene aus?«
»Der übliche Prozentsatz. Sie wollen nie in den Süden. So eir armes Schwein gibt einem einheimischen Skipper gutes Gele damit er ihn nach Kanada bringt, und wenn sie ein paar Meilei draußen sind... platsch! Genau wie Sie gesagt haben. Da Wasser ist so kalt, daß man sofort untergeht und nie wieder auftaucht.«
»Unglaublich!« sagte Qwilleran. »Das ist Mord am Fließ- band. Glauben Sie, daß viele Leute an diesem Geschäft beteilig sind?«
»Alles deutet auf einen Skipper mit guten Kontakten zu jemandem im Gefängnis hin. Aber sie konnten ihn bisher noch nicht schnappen.«
»Ihn oder sie«, sagte Lori sanft.
»Ich verstehe«, sagte Qwilleran und glättete seinen Schnurrbart. »Keine Leichen – keine Beweise – keine Spuren.«
»Offen gesagt«, meinte Lori, »glaube ich, daß sich die Behörden nicht besonders bemühen, jemanden zu fassen.« Nick fuhr sie an: »Lori, halt den Mund.«
»Gibt es im Gefängnis Probleme mit Drogen?« fragte Qwilleran.
»Nicht mehr als üblich. Es ist unmöglich, den Drogenschmuggel völlig zu unterbinden.«
Wieder meldete sich seine Frau zu Wort: »Sie wollen ihn gar nicht unterbinden. Mit Haschisch und Tabletten sind die Häftlinge viel leichter unter Kontrolle zu halten. Was ihnen Probleme macht, ist der Schnaps.«
Eine Autotür wurde zugeknallt. »Das ist jemand vom Sheriffbüro«, sagte Nick und sprang auf. Qwilleran folgte ihm. Lori sagte zu Rosemary: »Sind die Hüte der Hilfssheriffs nicht phantastisch – mit den beiden Quasten vorne? So einen hätte ich gerne.«
    Als das Telefon läutete, saßen Koko und Yum Yum gerade auf dem Eisbärfell und putzten sich – sie hatten soeben eine Dose Krabbenfleisch zum Frühstück verspeist. Rosemary stand in der Küche und bereitete den Truthahn für das Backrohr vor. Qwilleran saß auf der Veranda und trank seine dritte Tasse Kaffee, als das gedämpfte Klingeln des Telefons im Küchenschrank zu ihm drang.
Er versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Das tote Kaninchen war ein weiteres Teilchen, das nicht in das rätselhafte Puzzle von Mooseville paßte. Nicks Enthüllung über die entflohenen Häftlinge bestätigte ihm zumindest, daß er noch immer eine menschliche Leiche von einem Gummireifen unterscheiden konnte. Jetzt war klar, daß sich Bucks private Nachforschungen auf das Geschäft mit den Bootstransporten nach Kanada und nicht auf die Plünderung der Wracks konzentriert hatten; wenn man den kaltblütigen Skipper identifizieren könnte, wäre damit zweifellos auch der mysteriöse Mord an Buck aufgeklärt. Er (oder sie, wie Lori sagen würde) war jemand, der an das Töten gewöhnt war.
Qwilleran hatte keine Möglichkeit zu erfahren, welche Hinweise die Polizei im Sägemehl von Bucks Werkstatt gefunden hatte, oder welche Fortschritte sie bei den Ermittlungen machte. Beim

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