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Die Katze die Brahms spielte

Die Katze die Brahms spielte

Titel: Die Katze die Brahms spielte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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sie zur Kaffeezeit Stammkundin in der Dimsdale-Bude gewesen. Das war ihr Hobby. Wie andere Nachrufe sammelten, hatte Fanny die Leichen in den Kellern der Einheimischen gesammelt. Wie sie ihre Informationen benutzt hatte, konnte man nur ahnen. Vielleicht war das kleine grüne Buch die Waffe, mit der sie das Gerichtsgebäude gerettet und die neue Kanalisation durchgesetzt hatte. Qwilleran beschloß, noch am selben Tag im Kamin ein Feuer zu machen.
Nach dem Gottesdienst sagte Rosemary: »Es war sehr schön hier, Qwill. Tut mir leid, daß ich nicht zum Mittagessen bleiben kann, aber ich habe eine lange Fahrt vor mir.«
»Hast du auch nicht den Staffordshire-Krug vergessen?«
»Den würde ich um nichts in der Welt vergessen!«
»Es war schön, daß du mich besucht hast, Rosemary.« »Schreib mir, wie der Nachlaß geregelt wird.«
»Schick mir deine Adresse in Toronto, und laß dich nicht allzusehr mit unserem Freund Max ein.«
In ihrem Abschied lag freundliche Zuneigung, jedoch nichts von der Wärme und Vertrautheit, die noch vor einer Woche zwischen ihnen geherrscht hatte. Schade, dachte Qwilleran. Er holte die Katzen und fuhr zurück in die Hütte. Es war klar, daß Koko Rosemary nicht gemocht hatte. Er war immer ein Männerkater gewesen.
Am vorhergehenden Abend hatte sich Koko geweigert, den Truthahn zu fressen, den Rosemary so fürsorglich gekauft und gebraten hatte.
»Okay, Koko«, sagte Qwilleran, als sie zur Hütte kamen. »Jetzt ist sie weg. Wir probieren den Truthahn noch mal.«
Er richtete ein verlockendes Sortiment an hellem und dunklem Fleisch auf dem Lieblingsteller des Katers an – ein Festmahl, das bei jeder normalen Siamkatze einen Freudentanz ausgelöst hätte. Yum Yum stürzte sich mit Heißhunger darauf, doch Koko bedachte den Teller mit einem angewiderten Blick. Er machte einen Katzenbuckel und stakste auf langen, schlanken Beinen um das Futter herum; er umkreiste es, als wäre es Gift – nicht einmal, sondern dreimal.
Qwilleran strich sich heftig über den Schnurrbart. In den paar Jahren, die er Koko jetzt kannte, hatte der Kater dieses Ritual zweimal aufgeführt. Das erste Mal war er um eine Leiche herumgestakst; sein zweiter makabrer Tanz hatte ihn auf die Spur eines gräßlichen Verbrechens geführt.
Das erstickte Läuten des Telefons ertönte.
»Hallo, Qwill. Ich bin es. Ich rufe vom Dove Lake an.«
»O je, hast du Probleme mit dem Auto?«
»Nein, es ist alles in Ordnung.«
»Hast du etwas vergessen?«
»Nein, mir ist etwas eingefallen. Das Geld, das du unter dem Sofa gefunden hast, du weißt schon – dieser Banknotenclip kam mir bekannt vor, und jetzt weiß ich, warum.«
»Diese Clips gibt es im Kerzengeschäft zu kaufen. Roger hat einen, und ich wollte mir selbst einen kaufen«, sagte Qwilleran.
»Das mag sein, aber den, an den ich mich erinnere, habe ich auf der Truthahnfarm gesehen. Der Mann mit dieser schrecklichen Ausdünstung hat seinen Banknotenclip aus der Tasche gezogen, um mir einen Dollar herauszugeben, und er sah aus wie eine große goldene Papierklammer.«
Qwilleran kämmte seinen Schnurrbart mit den Fingerspitzen. Rosemary hatte den Truthahn am Mittwoch gekauft. Am Donnerstag war eingebrochen worden. Der Banknotenclip konnte aus einer Hosentasche gerutscht sein, als der Mann vom Barhocker sprang oder stürzte, um vor den achtzehn Krallen zu flüchten.
»Hast du mich gehört, Qwill?«
»Ja, Rosemary. Ich zähle gerade zwei und zwei zusammen. Mit dem Truthahn, den du gekauft hast, stimmt irgend etwas nicht – Koko ist davon angewidert. Er spürt irgend etwas. Yum Yum findet ihn köstlich, aber Koko weigert sich nach wie vor, ihn anzurühren. Ich glaube, er will mich zu dieser Truthahnfarm führen.«
»Sei vorsichtig, Qwill. Geh kein Risiko ein. Du weißt, was im Maus Haus beinahe mit dir passiert wäre, als du dich in eine gefährliche Sache eingemischt hast.«
»Mach dir keine Sorgen, Rosemary. Vielen Dank für die Information. Fahr vorsichtig und halte an, wenn du schläfrig wirst.«
Das war also der Hinweis! Truthahn! Qwilleran schnappte den Banknotensclip mit den fünfundreißig Dollar, schloß die Katzen in der Hütte ein und lief zu seinem Auto.
Es waren nur ein paar Meilen zur Truthahnfarm. Wie gewöhnlich wogten und schwankten die bronzefarbenen Rücken im Hof hin und her. Der blaue Pick-up stand im Hof. Er parkte seinen Wagen und ging auf die Tür zu, hinter der Groß- und Einzelhandel betrieben wurde. Der Wind kam aus dem Nordwesten, daher war von der Farm kaum etwas zu

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