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Die Katze, die den Braten roch.

Die Katze, die den Braten roch.

Titel: Die Katze, die den Braten roch. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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die kreuz und quer Holzbalken verliefen, und dem leuchtend roten Teppich die Atmosphäre einer Skihütte besaß. Zu diesem speziellen Ereignis hatte man ein großes Spruchband mit dem Slogan der Kandidatin über die Wand mit dem Kamin gespannt.
    Die Gäste waren fein gekleidet; weder Jeans noch T-Shirts oder Turnschuhe waren zu sehen.
    Qwilleran und Polly waren mit den Rikers zu Fuß herübergekommen. Gleich an der Tür verkauften Hixie Rice und Dwight Somers große Ansteckbuttons – gelb, mit einer Karikatur von Amanda mit zerzaustem Haar und ihrem Wahlkampfslogan. Amanda brauchte keine finanzielle Unterstützung und hatte verfügt, daß die Einnahmen des heutigen Abends an die Ruff-Abbey-Stiftung gehen sollten. Jeder trug einen Button, und ein großes Apothekerglas füllte sich mit Schecks und großen Geldscheinen.
    Amanda selbst war nicht da. Sie würde einen dramatischen Auftritt haben. Inzwischen spielte Wetherby Goode auf dem Klavier langsame Melodien, Balladen und ein paar Stücke von Strauss. Die Menschen spazierten herum, tranken Wein- oder Früchtepunsch und wunderten sich darüber, daß Maggie Sprenkle nicht da war; sie und Amanda waren langjährige Freundinnen.
    Elizabeth Hart, eine reiche Erbin aus dem Süden unten, die Moose County und Derek Cuttlebrink gleichzeitig entdeckt hatte, sagte zu Qwilleran: »Ich bin so froh, daß mein Rya-Teppich jetzt bei Ihnen ist. Ich habe ihn von meinem Vater geerbt; er besaß einen so guten Geschmack. Irgendjemand hat gegen Sie geboten, aber Sie haben ihn im letzten Augenblick überboten.«
    »Und ich bin froh, daß ich jetzt weiß, woher er stammt«, erwiderte Qwilleran. »Sollten wir in dem tiefen Flor Diamantringe finden, wissen wir jetzt wenigstens, wem wir sie zurückgeben müssen.«
    Ernie Kemple, die Seele der Bürger-Feuerwache, war mit Nachbarn aus der Pleasant Street gekommen, Theo und Misty Morghan, und Burgess Campbell mit Alexander, seinem Blindenhund.
    Whannell MacWhannell war mit einer gut aussehenden Frau mittleren Alters erschienen, die ihr dunkles Haar straff zu einem Knoten zurückgebunden trug. Polly flüsterte: »Wer das wohl ist? Ihre Haare sind für ihr Alter ein wenig zu dunkel. Macs Frau ist ja schwerkrank. Sie muß rund um die Uhr betreut werden.«
    Die meisten Frauen trugen Kastanienbraun, Flaschengrün oder Burgunderrot, die für dieses spezielle Ereignis zu den Farben der Wahl erklärt worden waren. »Genau deshalb habe ich mir ein braunes Kostüm gekauft«, sagte Polly. »Von dem Schal mit dem Hahnentrittmuster bin ich begeistert, Qwill! Du hast wirklich einen guten Geschmack!«
    Allmählich näherten sie sich Big Mac und seiner neuen Freundin und wurden einander vorgestellt.
    MacWhannell erklärte: »Mrs. Young kommt aus Baltimore. Sie tritt am ersten Januar in unsere Firma ein. Sie ist Rechnungsprüferin.«
    Qwilleran sagte: »Von Baltimore nach Pickax, das ist ein Riesenschritt – vorwärts, hoffe ich.«
    »Ich glaube schon«, erwiderte sie. »Mein Sohn lebt hier, und er ist begeistert. Sie kennen ihn wahrscheinlich. Cass Young.«
    Das war also Jeffa Young, die Astrologin. Sie hatte keine Ahnung, daß er der talentierte, großzügige, vertrauenswürdige Zwilling war, dessen Leben sie gerade durchleuchtet hatte.
    Die Musik verstummte unvermittelt, um die Aufmerksamkeit der Gäste zu erregen, und dann stimmte Wetherby einen alten Al-Jolson-Hit an, ›Mandy‹. Die großen Türen schwangen auf, und Amanda kam herein, gefolgt von ihrer Leibwächterin, Susan Exbridge. Unter stürmischem Beifall marschierte die Kandidatin zum Kamin und wandte sich an die Gäste. Sie trug ein rehbraunes Gabardine-Hemdkleid mit vier Taschen. Alles, was man darüber sagen konnte, war, daß es sauber und ordentlich war. Ihre Haare wirkten noch immer ungekämmt, und auf ihrem Gesicht lag ein Ausdruck grimmiger Entschlossenheit.
    Sie wartete, bis die Musik und der Applaus verstummt waren; dann sagte sie: »Ich habe nicht die Absicht, eine lange Rede zu halten.« Sie hielt inne und wartete, bis das Lachen verebbte; Bürgermeister Blythe war bekannt für seine langatmigen Ansprachen. »Wenn ich gewählt werde, werde ich die anliegenden Probleme einer Lösung zuführen, statt sie drei Jahre lang auf Eis zu legen.« Wieder lachten die Gäste. Die Anspielung war unmißverständlich. »Und ich garantiere Ihnen, daß das Rathausdach nicht undicht werden wird.« Das rief bei Zuhörern, die zwei und zwei zusammenzählen konnten, unbändige Heiterkeitsausbrüche

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