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Die Katze, die den Braten roch.

Die Katze, die den Braten roch.

Titel: Die Katze, die den Braten roch. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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der Kasse die Rechnung unterschrieb, sagte die Kassiererin: »Das habe ich gehört, Mr. Qwilleran. Es war wirklich lustig.«
    »Das ist ein alter Sketch«, erklärte er. »Ich konnte nicht widerstehen. Ab und zu ziehe ich Mrs. Exbridge gerne auf. Ich werde das Essen für ihren Tisch zahlen. Setzen Sie es auf meine Rechnung.«
    »Was für eine angenehme Überraschung«, sagte Polly, als sie hörte, daß sie zum Abendessen in den Mackintosh-Saal fuhren. »Ich habe gehört, daß es unmöglich ist, an einem Samstagabend einen Tisch zu bekommen.«
    »Es hilft, wenn man mit zweitem Namen Mackintosh heißt.«
    »Hast du etwas über den Wirbel gestern Nacht gehört, so um Mitternacht herum?«
    »Was für einen Wirbel?«
    »In Kirts Wohnung. Ich dachte, daß Wetherby vielleicht etwas gehört und dir gegenüber erwähnt hat.«
    »Wetherby war wahrscheinlich auf einem seiner geheimnisvollen Wochenendausflüge in Horseradish. Was war denn das für ein Wirbel?«
    »Kirt hatte einen schrecklichen Streit mit einem anderen Mann. Ich habe zum Schlafzimmerfenster hinaus gesehen, aber auf dem Besucherparkplatz stand kein Wagen.«
    »Hast du in letzter Zeit mal mit ihm gesprochen?«, fragte Qwilleran.
    »Nein, ich begann mich in seiner Gegenwart immer weniger wohl zu fühlen. Er hat meine Kleinstadt-Freundlichkeit mißverstanden. Hast du mit ihm gesprochen?«
    »Nicht, seit Koko ihn mit einem Topf Geranien zu Tode geängstigt hat.«
    Als sie im Mackintosh-Saal ankamen, führte sie der Oberkellner an den besten Tisch des Hauses, und Qwilleran drückte ihm etwas in die Hand.
    »Dürfen wir Ihnen schottische Eier bringen – mit den besten Empfehlungen des Hauses?«, fragte Derek.
    Die traditionelle Vorspeise war ein ganzes hart gekochtes Ei in einem Mantel aus gut gewürztem Wurstbrät und wurde längs in vier Vierteln geschnitten mit Senf und Garnierung serviert.
    »Ich könnte von den Dingern leben«, sagte Qwilleran zu Polly. »Ißt du deine auf?«
    »Natürlich! Heiße ich etwa nicht Duncan? Was hast du heute gemacht?«
    Vorsicht, sagte er sich, kein Wort von Susan und der Geburtsberechnung; kein Wort von Amandas Wahlkampflied. Selbst Ronald Frobnitz war ein Geheimnis.
    »Nicht viel«, sagte er. »Bin bloß im Stadtzentrum herumgebummelt.«
    »Herumgebummelt! Das ist das erste Mal, daß ich dich dieses Wort benutzen höre. Ich muß zugeben, es hört sich genau nach dem an, was es bedeutet.«
    Polly und Qwilleran konnten sich stundenlang über Worte unterhalten. Es gab ein Spiel, das sie beim Abendessen häufig spielten. Das Wort ›köstlich‹ war verboten. Diesmal waren die Eier ›deftig‹, der gegrillte Lachs war ›saftig‹, der Salat besaß ›Temperament‹, Pollys Brombeer-Cobbler ›Schwung‹ und Qwillerans siebentägiger Schokoladenkuchen ›eine gewisse Noblesse‹.
    »Hast du wieder einmal verrückt geträumt?«, fragte Polly.
    »Ja, ich habe geträumt, daß Koko und Yum Yum für Brutus und Catta eine Party geben. Und sie haben auch Toulouse und Jet Stream eingeladen, weil auf einer erfolgreichen Party immer mehr männliche als weibliche Gäste sind.«
    Polly lachte und bemerkte: »Ich kenne niemanden, der so fantasievoll und kreativ träumt wie du!«
    In Wirklichkeit erfand Qwill die Träume, um Polly zu unterhalten. Obwohl sie sich wirklich nahe standen, gab es so viele Dinge, über die sie nicht reden konnten: sein Gefühl, daß etwas nicht stimmte, das stets mit einem Zucken seines Schnurrbarts begann; Kokos bemerkenswerte Intuition; die inoffiziellen Ermittlungen, die sowohl den Kater als auch ihn interessierten. Polly würde das nicht verstehen; sie glaubte nicht an so etwas. Arch Riker, mit dem Qwill sein ganzes Leben befreundet war, dachte genauso. Er pflegte Qwilleran stets zu ermahnen: »Das geht dich nichts an. Vergeude deine Zeit nicht damit.«
    Ob Qwilleran es zugab oder nicht, auf eine gewisse Art war er einsam. Über die Katzen sagte er: »Das ist die einzige Familie, die ich habe.« Natürlich gab es da noch sein Alter Ego, Ronald Frobnitz. Aber wenn ich je anfange, mich mit ihm zu unterhalten, sagte sich Qwilleran, dann steht’s wirklich schlecht um mich!
    Am Sonntagnachmittag strömten die Bewohner von Indian Village aus ihren Wohnungen an der River Road und dem Woodland Trail und trafen sich im Clubhaus zur Wahlkampfveranstaltung. Und aus Pickax kamen ganze Wagenladungen von Amandas Anhängern.
    Die Veranstaltung fand im großen Festsaal statt, der mit seinem imposanten Kamin, der hohen Decke, über

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