Die Katze, die den Braten roch.
keine Fotografen, keine Beamten, die sich die Beschwerden anhörten – nur betrübte Stadtbewohner, die ihrer Meinung Ausdruck verliehen: »Ist es nicht furchtbar?«
Der Polizeichef meinte: »Wir müssen die Sache zu einem Ende bringen, Qwill, damit sie nach Hause gehen und sich der Verkehr wieder normalisiert, bevor irgendein Hitzkopf einen Pflasterstein wirft… Warum gehen Sie nicht da hinauf und reden mit ihnen?«
»Ich?«
»Sie können gut reden, und die Leute werden Ihnen zuhören.« Ohne ein weiteres Wort packte ihn Brodie am Arm und begann, ihn durch die Menschenmenge zu schieben. »Lassen Sie uns durch! Machen Sie Platz! Treten Sie bitte zurück!«
Die Zuschauer erkannten den Schnurrbart. »Ist er das?… Es ist Mr. Qwilleran!… Wird er zu uns sprechen?«
Eine Treppe mit vier Stufen auf der einen und eine Rampe auf der anderen Seite führten zu den Türen des Postamts hinauf. Qwilleran stieg die Treppe zu dem kleinen Vorplatz empor und wandte sich dann der Menschenmenge zu. Das gedämpfte Raunen schwoll zu lauten Beifallsrufen und Applaus an, bis Qwilleran die Hand hob und es still wurde.
Bevor er sprechen konnte, rief eine Männerstimme: »Wo ist Koko?«
Die Leute brachen in Gelächter aus.
Kokos Possen, die manchmal amüsant waren, einen bisweilen aber auch zur Verzweiflung trieben, wurden in ›Qwills Feder‹ festgehalten und erinnerten die Leser an ihre eigenen unberechenbaren Katzen.
Mit seiner Theaterstimme, die weder Mikrofon noch Megafon benötigte, erklärte Qwilleran, daß Koko zu Hause sei und sich einen ganz besonderen Streich ausdachte, mit dem er den Großen Sturm ankündigen konnte.
Der Bann war gebrochen. Qwilleran sah sein Publikum mit jenem schwermütigen Blick an, den die Leute immer als teilnahmsvoll auslegten. »Ich weiß, warum Sie hier sind, und ich weiß, wie Ihnen zumute ist. Mir geht es genauso. Für die meisten von Ihnen sind diese Wandgemälde ihr ganzes Leben wie gute Freunde gewesen. Sie kennen diese Pioniere aus dem 19. Jahrhundert, als wären sie Ihre Nachbarn. Sie können sie mit geschlossenen Augen vor sich sehen: wie sie mit einem pferdegezogenen Pflug ein Feld bearbeiten, mit einem Spinnrad Wolle spinnen, eine Blockhütte bauen, ein Pferd beschlagen, Baumstämme den Fluß hinunter transportieren, am Seeufer Fischernetze trocknen oder mit einer Spitzhacke und einem Henkelmann mit dem Mittagessen zum Bergwerk marschieren. Und Sie wissen auch, was es zu Mittag gibt.«
»Ein Pasty!«, riefen alle.
»Aber die Zeit ändert alles. Die Farben verblassen und blättern ab – eine ernste Gefahr für die Gesundheit. Wollen wir die Wandgemälde mit Brettern vernageln und die Wände amtsstubenbraun streichen?«
»Nein! Nein!«
»Dann beauftragen wir doch eine neue Generation von Künstlern, das Pionierleben einfühlsam und mit geschichtlicher Genauigkeit abzubilden. An solch bürgerfreundlichen Projekten ist der Klingenschoen-Fonds immer interessiert, und…«
Begeisterungsrufe unterbrachen ihn, und Qwilleran ergriff die Gelegenheit, sich den Schweiß von der Stirn zu wischen.
»Das Kunstatelier, das den Bücherbus mit Landschaften von Moose County bemalt hat, würde es als Herausforderung betrachten, primitive Landschaften und frühe Siedler mit ihren Ochsenkarren, Segelschiffen und Blockhütten darzustellen. Die Original-Wandgemälde werden für die historische Dokumentation und zur Orientierung der Künstler, die sie nachempfinden werden, professionell fotografiert…
Und die Fotos kommen in einen kleinen Erinnerungsband, den jede Familie in Pickax kostenlos erhalten wird.«
Ein Zeitungsfotograf erschien. Qwilleran wurde von begeisterten Fans belagert. Hier war ›Qwills Feder‹ in Fleisch und Blut, Kokos Patenonkel, der Weihnachtsmann ohne Bart. Schließlich befreite ihn Brodie und fuhr ihn zum Antiquitätengeschäft. »Wer hat denn dem Fotografen den Tipp gegeben?«, fragte Qwilleran.
»Die Zeitung hat es über den Polizeifunk aufgeschnappt«, antwortete der Polizeichef. »Dieser ganze Mumpitz, den Sie ihnen da erzählt haben – ist das wirklich wahr?«
»Sie haben mich vor die Menschenmenge gestellt. Ich mußte mir doch etwas einfallen lassen«, entgegnete Qwilleran.
»Haben Sie eine Tasse Kaffee?«, brummte Qwilleran, als er in Susans Geschäft stürmte.
»Liebling! Was ist denn passiert? Sie wirken ja völlig… erledigt!«
»Lassen Sie die Komplimente. Geben Sie mir einfach nur eine Tasse Kaffee.«
Sie führte ihn nach hinten in ihr Büro. »Was in
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