Die Katze, die den Braten roch.
stehen.
»Okay, wie du willst, du alter Gauner.« Er hob den Kater ohne viel Federlesens von seinem Platz, öffnete den Deckel und nahm drei Paar Winterhandschuhe heraus. »Sie gehört dir.«
Die Schatulle war schwer, aus zweieinhalb Zentimeter dicken Eichenbrettern. Man konnte den Deckel an den Scharnieren zurückklappen wie ein Regalbrett. Koko trat vorsichtig näher und untersuchte zuerst den Innenraum, um dann die Oberflächen, die Ecken und Verbindungsstellen abzuschnuppern. Man fragte sich unwillkürlich, was für esoterische Geheimnisse, kostbare Schätze oder verbotene Substanzen darin aufbewahrt worden waren.
Qwilleran selbst konnte nichts entdecken. »Genug von diesem Unsinn!… Leckerli!«
Das war das Zauberwort. Yum Yum tauchte plötzlich aus einem ihrer Schlupfwinkel auf, in denen sie sich unsichtbar machte; Koko schlenderte nonchalant zum Futterplatz. Und damit war die Sache mit der Handschuhschatulle erledigt… das heißt, bis zum nächsten Morgen.
Nachdem Koko sein Frühstück verzehrt hatte, marschierte er schnurstracks zur Handschuhschatulle, als stünde das heute auf seinem Stundenplan. Sie stand noch immer offen. Koko sprang hinein und kauerte sich zusammen, bis er hineinpaßte: den Rücken gekrümmt, Kopf und Ohren wachsam, mit über den Rand hängendem Schwanz.
Qwilleran sah sofort, daß der Körper des Katers erhöht wirkte, als säße er auf einem Kissen. Er holte von seinem Schreibtisch ein Lineal und maß die Höhe der Schatulle innen und außen ab. Außen war sie 15 Zentimeter hoch, innen zehn.
»Ein doppelter Boden«, sagte er laut. »Tut mir leid, daß ich dich stören muß, alter Knabe.«
Er schloß den Deckel und drehte die Schatulle um, damit er den Boden untersuchen konnte. Dabei hörte er im Inneren ein unerwartetes Geräusch – kein Klappern, sondern ein Schlittern. Er schüttelte die Schatulle heftig. Irgend etwas rutschte darin herum: ein alter Liebesbrief? Eine Besitzurkunde für ein altes Gehöft? Vergessene alte Aktien, die jetzt Millionen wert waren? Was auch immer es sein mochte, Koko hatte gewußt, daß etwas darin eingeschlossen war. Vielleicht war es auch das Skelett einer Maus oder der Dosenschlüssel von einer Sardinendose. Vor sich hin glucksend bearbeitete Qwilleran das Geheimfach – er drückte, zog und klopfte daran herum, während Koko neben seinem Ellbogen miaute. Je heftiger er sich bemühte, desto aktiver wurde der Inhalt und um so lauter das Miauen. Von der Aufregung angelockt, kam Yum Yum dazu und kreischte.
»Haltet den Mund!«, schrie Qwilleran, und die Katzen erhöhten die Lautstärke.
Qwilleran verspürte den Drang, dem widerspenstigen Holz mit dem Beil zu Leibe zu rücken, wurde aber vom Klingeln des Telefons davon abgehalten.
»Guten Morgen, Liebling«, sagte Polly. »Ich werde heute den ganzen Tag am Schreibtisch sitzen und hätte gerne ein paar Orangen und Birnen, wenn du zu Toodles Supermarkt kommst.«
Er versprach ihr, die Sachen zu bringen; dabei könnte er dann auch sein eigenes Problem lösen.
Susan Exbridge besaß in ihrem Geschäft einen Schreibtisch mit einem Geheimfach; sie konnte ihm sicher einen Tipp geben. Die Schatulle würde er jedoch zu Hause lassen. Eigentlich sollte er sie ja gar nicht besitzen. Polly würde nicht wollen, daß bekannt wurde, daß sie Kirts Erbstück weiterverschenkt hatte, und Susan würde zu neugierig darauf sein, was sie enthielt.
Susans Laden war (vielleicht) von elf bis (vielleicht) fünf Uhr geöffnet. Qwilleran zog sich an und fuhr um elf ins Stadtzentrum. Natürlich war Susan nicht da. Er stand an der Straßenecke und versuchte, sich zu entscheiden, wohin er Kaffeetrinken gehen sollte.
Im Stadtzentrum ging es ungewöhnlich lebhaft zu, als würde es gleich eine Parade geben. Qwilleran sah zwei Streifenwagen der Polizei. Er begann, Ermittlungen anzustellen.
Drei Polizeibeamte bewegten sich in der Menge, und einer von ihnen war Andrew Brodie; es mußte wichtig sein, wenn der Chef persönlich an der Aktion teilnahm. Die Fußgänger strömten auf die Straße, und die Polizei leitete den Verkehr Richtung Süden über die Book Alley um. Eine Fahrbahn wurde für den Verkehr in nördliche Richtung freigehalten. Qwilleran beschleunigte seinen Schritt, als ihm klar wurde, daß sich die Menschenmenge um das Postamt versammelte. Sie war laut, aber nicht aggressiv.
»Was ist hier los, Andy?«, rief er.
»Ein Protest wegen der Wandgemälde. Bis jetzt verläuft alles friedlich.«
Es gab keine Transparente,
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