Die Katze, die Domino spielte. Roman.
einer der Eigentümer des Lokals – hat gesagt, er gibt mir vielleicht einen Sommerjob in seinem neuen Hotel. Bei der Arbeit in einem Ferienort kann man eine Menge Spaß haben. Ich wäre gerne Chef de salle im Hotelrestaurant, wo sie einem einen Zehner zustecken, wenn man ihnen einen guten Tisch zuweist.«
»Dabei würden Sie sicher eine hervorragende Figur abgeben«, sagte Qwilleran. Derek Cuttlebrink war zwei Meter drei groß und noch immer nicht ausgewachsen.
Polly fragte ihn: »Jetzt, wo Pickax ein öffentliches College bekommt, wollen Sie nicht vielleicht Ihre Ausbildung abschließen?«
»Wenn sie auch Ökologiekurse anbieten, vielleicht. Ich hab’ da so ein Mädchen kennengelernt, wissen Sie, und die steht total auf Ökologie.«
Qwilleran fragte: »Ist das die mit dem blauen Nylonzelt?«
»Ja, wir waren letzten Sommer zusammen zelten. Da habe ich eine Menge gelernt… wollen Sie noch etwas?«
Derek schlenderte davon, und Riker murmelte: »Wann werden die Pommes frites und Hot dogs, die er verdrückt, endlich seine Hirnzellen zum Wachsen anregen statt seine Arme und Beine?«
»Ach, laß ihn doch. Er ist klüger, als du denkst«, erwiderte Qwilleran.
Die Mahlzeit verlief ohne weitere Diskussionen über die Frühstücksinsel. Die Rikers beschrieben den neuen Anbau an ihrem Strandhaus auf den Dünen von Mooseville. Polly eröffnete, daß ihre alte Zimmerkollegin vom College sie nach Oregon eingeladen hatte. Und Qwilleran sagte auf das Drängen seiner Freunde hin, er werde sich vielleicht im Sommer schriftstellerisch betätigen.
Angenehm überrascht fragte Polly: »Hast du schon etwas Interessantes im Auge, mein Lieber?« Als Bibliothekarin hegte sie ständig die Hoffnung, Qwilleran würde ein literarisches Meisterwerk verfassen. Zwar war ihre Beziehung von Herzlichkeit und Verständnis geprägt, doch was diesen speziellen Ehrgeiz anlangte – den hegte ganz allein Polly, nicht er. Jedesmal, wenn sie ihr Lieblingsthema anschnitt, schaffte er es irgendwie, sie aufzuziehen.
»Ja… ich denke da an… ein Projekt«, sagte er vollkommen sachlich. »Vielleicht schreibe ich… eine Katzenserie für das Fernsehen. Was haltet ihr von folgendem Szenario?… Am Ende der ersten Folge haben Fluffy und Ting Foy einander angefaucht, nachdem sich ein unbekannter Kater an sie herangemacht hat, worauf Ting Foy mit gesträubtem Schwanz reagierte. Die heutige Folge beginnt mit einer Aufnahme von Fluffy und Ting Foy an ihren Futterschüsseln, wo sie freundschaftlich nebeneinander sitzen und ihr Futter verschlingen. Wir zoomen auf das leere Schüsselchen und das Putzritual, nur Frontalaufnahmen. Dann… Nahaufnahme der Kuckucksuhr. (Man hört den Kuckuck). Ting Foy geht aus dem Bild. (Man hört ein Scharren im Katzenkistchen). Schnitt und Kameraschwenk auf das Weibchen, das entspannt dasitzt und meditiert. Sie wendet den Kopf. Sie hört etwas! Sie reagiert besorgt. Ist ihr geheimnisvoller Liebhaber zurückgekehrt? Wird Ting Foy vom Katzenkistchen zurückkommen? Warum braucht er so lange? Was wird geschehen, wenn die beiden Männchen einander begegnen?… Nächste Folge morgen zur selben Zeit.«
Riker brach in schallendes Lachen aus. »Das hat ein großes Werbepotential, Qwill: Katzenfutter, Katzenstreu, Flohhalsbänder…«
Mildred kicherte, und Polly lächelte nachsichtig: »Sehr amüsant, lieber Qwill, aber ich wünschte, du würdest dein Talent auf die schöngeistige Literatur konzentrieren.«
»Ich kenne meine Grenzen«, sagte er. »Ich bin ein Zeitungsschreiber, aber ein guter Zeitungsschreiber: neugierig, aggressiv, mißtrauisch, zynisch…«
»Bitte, Qwill!« protestierte Polly. »Ein wenig Unsinn ist ja ganz lustig, aber wir wollen doch nicht vollkommen absurd werden.«
Die beiden Frischvermählten auf der anderen Seite des Tisches sahen einander an, das Glück, das sie in der Mitte ihres Lebens gefunden hatten, stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Sie waren alt genug, um Enkelkinder zu haben, doch noch jung genug, um unter dem Tischtuch Händchen zu halten. Beide hatten krisengeschüttelte Ehen hinter sich, doch jetzt hatte der gemütliche Zeitungsherausgeber die warmherzige Mildred Hanstable geheiratet, die in den öffentlichen Schulen Kunst und Hauswirtschaft unterrichtete. Sie schrieb auch die Haushaltsseite für den Moose County Dingsbums. Sie war merklich übergewichtig, aber das war ihr Ehemann auch.
Für diesen Anlaß hatte Mildred einen Schokoladenkuchen gebacken, und sie schlug vor, zum Dessert und
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