Die Katze, die für Käse schwärmte
Mr. Limburger.« Er hörte, wie der alte Mann den Hörer hinknallte und gluckste.
Bevor er Polly besuchte, las Qwilleran sich die Unterlagen über das Große Gourmet-Festival durch. Die Eröffnungsfeierlichkeiten würden sich um einen Gebäudekomplex namens Stables Row konzentrieren. Das war ein steinernes Gebäude von der Länge eines Häuserblocks an einer kleinen Seitenstraße im Zentrum von Pickax. Zur Zeit der Pferdekutschen war es ein Zehn-Cent-Stall gewesen – zehn Cents waren die Stallgebühren für einen Tag inklusive einem Eimer Hafer gewesen. Später war das Gebäude für modernere Zwecke umgebaut worden – es hatte im Laufe der Zeit die verschiedensten Geschäfte, Handwerkerläden und Büros beherbergt. Jetzt sollte es zu neuem, strahlendem Leben erweckt werden. Man hatte große und kleine Ladenflächen renoviert, in denen ein Pastetenlokal, eine Suppenküche, eine Bäckerei, ein Wein- und Käseladen, eine Küchenboutique, eine nostalgische Erfrischungshalle und ein Reformhaus eröffnet werden sollten.
Zu den Höhepunkten des Festivals sollten ein Pasteten-Backwettbewerb, eine Prominenten-Auktion, bei der man ein Abendessen mit einer bekannten Persönlichkeit ersteigern konnte, und eine Reihe von Kochkursen ausschließlich für Männer zählen. Qwilleran wußte, seine Freunde würden versuchen, ihn zur Teilnahme zu überreden, doch er wußte alles, was er über das Kochen wissen wollte – er konnte aus tiefgekühlten Speisen ein perfektes Abendessen zubereiten. Er machte für die Katzen eine Dose Muschelfleisch auf und sagte: »Okay, ihr beiden. Versucht, nichts anzustellen, während ich weg bin. Ich besuche jetzt euren Cousin Bootsie.«
Qwilleran fuhr mit dem Auto zur Pleasant Street, einer Gegend mit viktorianischen Fachwerkhäusern, die reiche Bewohner von Pickax in einer Zeit gebaut hatten, als die Zimmerleute gerade die Laubsäge entdeckt hatten. Die Veranden, die Dachgesimse, die Erkerfenster und Giebel waren so verschwenderisch mit Zierleisten geschmückt, daß die Pleasant Street den Spitznamen ›Zuckerbäcker-Straße‹ erhalten hatte. Hier hatten Pollys unverheiratete Schwägerin, die letzte gebürtige Duncan, das Haus ihrer Vorfahren geerbt, und hier war Polly zu Gast, um sich zu erholen.
Nach seiner Ankunft ging Qwilleran langsam den Weg zur Eingangstür hinauf und betrachtete verblüfft die architektonischen Exzesse. Er merkte nicht, daß ihn Bootsie, Pollys heißgeliebter Siamkater, von einem der Vorderfenster aus beobachtete. Die beiden waren Konkurrenten in bezug auf Pollys Zuneigung; sie hatten nie auf freundschaftlichem Fuß gestanden, schafften es aber, eine Art spannungsgeladene Waffenruhe zu halten. Qwilleran drehte einen Knopf an der Eingangstür, der in der Eingangshalle eine Glocke ertönen ließ, und Polly tauchte in einem hauchdünnen blauen Gewand auf. Sie trug einen weiten Kaftan, den er ihr zur Genesung geschenkt hatte.
»Polly! Du siehst wunderbar aus!« rief er. Es war schlimm gewesen, sie ganz blaß und lustlos zu sehen. Jetzt funkelten ihre Augen, und ihr gewinnendes Lächeln war wieder da.
»Dazu bedarf es bloß eines guten Befundes und etwas Rouge und Lidschatten«, sagte sie fröhlich. »Heute war Brenda hier und hat mir die Haare gemacht.«
Sie hielten sich in einer leidenschaftlichen Umarmung fest, bis Bootsie protestierte.
»Lynette ist heute abend in ihrem Bridgeclub gegangen, also steht einem Tête-á-tête bei Tee und Plätzchen nichts mehr im Wege. Die Diätassistentin im Krankenhaus hat mir ein Rezept für Plätzchen ohne Zucker, ohne Butter, ohne Eier und ohne Salz gegeben.«
»Klingt köstlich«, sagte er trocken.
Sie gingen in den Salon, den etliche Generationen von Duncans im Stil des neunzehnten Jahrhunderts belassen hatten – mit Samtvorhängen, fransenbesetzten Lampenschirmen, Bildern in reichverzierten Rahmen und mehreren Lagen von Teppichen. Ein runder Lampentisch trug einen Überwurf, der bis zum Boden reichte, und als Qwilleran sich auf einen Sessel setzen wollte, sauste unter diesem Überwurf ein fünfzehn Pfund schweres Geschoß hervor und knallte gegen seine Beine.
»So ein schlimmer Kater!« schalt Polly eher liebevoll als tadelnd. »Er hat nur gespielt«, erklärte sie Qwilleran.
Aber sicher, dachte er.
»Lynette will, daß ich ganz bei ihr wohnen bleibe, und ich denke ernsthaft darüber nach, weil Bootsie dieses Haus liebt. Es gibt so viele Plätze zum Verstecken!«
»Das habe ich bemerkt. Überfällt er alle deine Besucher
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