Die Katze, die für Käse schwärmte
aus dem Hinterhalt? Gut, daß ich ein kräftiges Herz und Nerven aus Stahl habe.«
Polly lachte leise. »Wie schmecken dir die Plätzchen?«
»Nicht schlecht. Nicht schlecht. Das einzige, was fehlt, ist ein wenig Zucker, Butter, Eier und Salz.«
»Jetzt ziehst du mich aber auf! Aber das ist schon in Ordnung. Ich bin froh, daß ich lebe und aufgezogen werden kann… Rate mal, wer mich heute besucht und mir eine wahre Feinschmecker-Pilzsuppe gebracht hat! Elaine Fetter!«
»Kenne ich die?«
»Du solltest sie kennen. Sie leistet begeistert freiwillige Hilfsdienste; sie arbeitet im Krankenhaus, im Historischen Museum und in der Bücherei. Ich finde sie sehr gut am Telefon und beim Katalogisieren, aber sie ist nicht sehr beliebt, weil sie ein kleiner Snob ist. Sie wohnt in West Middle Hummock, und wir alle wissen, daß das eine äußerst noble Gegend ist. Ihr verstorbener Gatte war Anwalt bei Hasselrich, Bennett & Barter.«
»Wie war die Suppe?«
»Köstlich, aber zu üppig für meine Diät. Feinschmeckerköche sind sehr großzügig mit Butter und Sahne. Übrigens züchtet sie ihre Pilze selbst. Und zwar nichts Geringeres als Shiitake-Pilze.«
Qwillerans Interesse war geweckt. Das war ein Thema für ›Qwills Feder‹. Pilze hatten etwas Geheimnisvolles an sich, und Shiitake-Pilze ganz besonders. »Wäre sie bereit, sich interviewen zu lassen?«
»Ob sie dazu bereit wäre? Elaine liebt es, wenn ihr Name in der Zeitung steht.«
»Wann wirst du wieder mit mir ins Restaurant gehen können, Polly? Du hast mir gefehlt.« Restaurantbesuche gehörten zu seinen größten Vergnügen, und er war ein großzügiger Kavalier.
»Bald, Lieber, aber ich muß aufpassen und bei der Wahl der Speisen vernünftig sein. Die Diätassistentin hat mir eine Liste mit empfohlenen Ersatzzutaten gegeben und ausdrücklich betont, daß ich nur kleine Portionen essen soll.«
»Ich rede mit dem Küchenchef der Old Stone Mill«, sagte Qwilleran. »Für dich wird er gerne einen neunzig Gramm schweren Bratenersatz mit einem leichten Soßenersatz zubereiten.«
Sie stimmte ihr helles, melodiöses Lachen an. Es war schön, sie wieder lachen zu hören. Jetzt wurde ihm erst klar, daß bereits lange, bevor sie Schmerzen in der Brust verspürte, ihre körperliche Verfassung ihren Gemütszustand beeinträchtigt hatte.
»Hat dich heute sonst noch jemand besucht?« fragte er und dachte dabei an Dr. Prelligate. Der Direktor des neuen Colleges war Polly gegenüber viel zu aufmerksam, wie Qwilleran fand, und die Motive des Mannes waren ziemlich fragwürdig.
»Nur meine Assistentin«, sagte sie. »Mrs. Alstock hat mir ein paar Unterlagen von der Bücherei zur Unterschrift gebracht. Sie leistet während meiner Abwesenheit ausgezeichnete Arbeit.«
»Ich hoffe, sie hat dir den neuesten Klatsch erzählt.«
»Also – aber das weißt du wahrscheinlich ohnehin schon – Derek Cuttlebrink hat im College einen Lehrgang für Restaurant-Management belegt. Zweifellos der Einfluß von Elizabeth Hart.«
»Ja, eine Freundin mit einem Jahreseinkommen von einer halben Million kann einen gewissen Einfluß ausüben. Hoffen wir, daß Derek endlich herausgefunden hat, welchen Beruf er anstreben will… Was hast du sonst noch von der Klatschmühle in der Bücherei erfahren?«
»Daß Pickax eine Mixed-Pickles-Fabrik bekommen soll. Ist das gut oder schlecht?«
»Nicht gut. Dann werden wir nicht nur eine Kartoffel-Königin und eine Lachs-Königin, sondern auch eine Essiggemüse-Königin wählen müssen. Und die ganze Stadt wird von Juli bis Oktober nach Dill und Knoblauch riechen.«
»Ich dachte, du magst Knoblauch, Lieber«, stichelte sie sanft.
»Nicht als Ersatz für frische Luft. Kannst du dir die Fernsehwerbung für die Pickles aus Pickax vorstellen? Es wären natürlich Zeichentrickfilme – eine Reihe von Gewürzgurken mit Ballettröckchen, die zur Pickax-Polka tanzen und mit Gurkenstimmen kreischen würden: ›Nie wieder lax mit Pickles aus Pickax.‹… Nein, sag Mrs. Altstock, im Wirtschaftsförderungsplan des Klingenschoen-Fonds ist keine Mixed-Pickles-Fabrik vorgesehen. Die Klatschbasen werden sich etwas Neues einfallen lassen müssen.«
»Nun, bist du bereit für eine Geschichte, die absolut wahr ist?« fragte Polly. »Die geheimnisvolle Frau ist in die Bücherei gekommen und hat mit einem Gästeausweis Bücher entliehen!«
» Hmff ! Wenn sie Bücher liest, kann sie nicht gar so schlimm sein, nicht wahr? Was für Bücher? Wie man Bomben baut? Wie man das
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