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Die Katze im Taubenschlag

Die Katze im Taubenschlag

Titel: Die Katze im Taubenschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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aufzuhalten?«
    »Nein, bestimmt nicht.«
    »Gut. Dann werde ich jetzt mit Miss Johnson reden.«
    Miss Bulstrode verließ das Zimmer, das sie kurz darauf, von Miss Johnson gefolgt, wieder betrat. Nachdem sie die Leiche entdeckt hatte, war Miss Johnson ein großes Glas Kognak eingeflößt worden, dessen Wirkung sich jetzt in einer ungewöhnlichen Geschwätzigkeit zeigte.
    »Das ist Kommissar Kelsey«, sagte Miss Bulstrode. »Sie müssen versuchen, sich zusammenzunehmen, Elsbeth, und ihm genau erzählen, was sich ereignet hat.«
    »Furchtbar, furchtbar«, jammerte Miss Johnson. »So etwas habe ich noch nie erlebt. Noch nie! Ich kann es noch immer kaum fassen. Entsetzlich! Und ausgerechnet Miss Springer!«
    Kommissar Kelsey war ein aufmerksamer Zuhörer und ein guter Beobachter.
    »Mir scheint, dass Sie es als besonders seltsam empfinden, dass gerade Miss Springer ermordet worden ist, nicht wahr?«
    »Allerdings. Sie war so… so forsch und entschlossen. Eine Frau, die es gewiss mit einem Einbrecher aufnehmen konnte, die sich nicht fürchtete.«
    »Einbrecher? Gibt es in der Turnhalle irgendetwas, das einen Einbrecher reizen könnte?«, fragte Kelsey.
    »Eigentlich nicht. Höchstens Badeanzüge und ein paar Sportgeräte.«
    »Kaum anzunehmen, dass deshalb jemand einbrechen würde«, meinte Kelsey. »Ist die Tür gewaltsam geöffnet worden?«
    »Das weiß ich leider nicht. Als wir ankamen, stand die Tür offen, und dann…«
    »Sie ist nicht gewaltsam geöffnet worden«, erklärte Miss Bulstrode.
    »Sie wurde also aufgeschlossen«, stellte der Kommissar fest.
    »War Miss Springer beliebt?«, fragte er mit einem prüfenden Blick auf Miss Johnson.
    »Das ist schwer zu sagen… ich meine… sie ist doch tot, und…«
    »Mit anderen Worten: Sie konnten sie nicht leiden«, schloss Kelsey, ohne Miss Johnsons Gefühle zu schonen.
    »Ich glaube nicht, dass sie sich besonderer Beliebtheit erfreute«, sagte Miss Johnson. »Sie war eigenwillig und nicht besonders höflich, aber sie nahm ihre Arbeit ernst und war sehr tüchtig, nicht wahr, Miss Bulstrode?«
    »Stimmt«, erwiderte Miss Bulstrode.
    Der Kommissar kehrte zum Hauptthema zurück.
    »So, und jetzt erzählen Sie uns genau, was sich ereignet hat, Miss Johnson«, bat er.
    »Jane, eine unserer Schülerinnen, wachte mit Ohrenschmerzen auf und kam zu mir. Nachdem ich sie verarztet hatte, brachte ich sie wieder ins Bett. Ich sah, dass die Vorhänge flatterten, und hielt es unter den besonderen Umständen für besser, die Fenster zu schließen. Sonst schlafen die Mädchen natürlich bei offenen Fenstern. Mit den Ausländerinnen haben wir da manchmal Schwierigkeiten, aber ich bestehe immer darauf…«
    »Das gehört nicht zur Sache«, unterbrach Miss Bulstrode den Redefluss. »Kommissar Kelsey interessiert sich nicht für die hygienischen Regeln unserer Schule.«
    »Natürlich nicht«, erwiderte Miss Johnson. »Ich bitte um Entschuldigung. – Ich ging, wie gesagt, zum Fenster, und als ich es zumachen wollte, sah ich zu meinem Erstaunen ein Licht in der Turnhalle, das sich hin und her zu bewegen schien.«
    »Es war also nicht das normale elektrische Licht, sondern Sie glauben, den flackernden Schein einer Taschenlampe gesehen zu haben?«
    »Ja, das muss es wohl gewesen sein. Ich konnte mir nicht vorstellen, wer sich um diese Zeit in der Turnhalle aufhalten mochte. An Einbrecher habe ich natürlich nicht gedacht.«
    »An was haben Sie denn gedacht?«, fragte Kelsey.
    Miss Johnson sah Miss Bulstrode scheu von der Seite an.
    »Nun… ich habe eigentlich… ich glaube, ich habe an nichts Besonderes gedacht…«
    Wieder wurde sie von Miss Bulstrode unterbrochen.
    »Wahrscheinlich glaubte Miss Johnson, dass eine unserer Schülerinnen ein Stelldichein mit einem jungen Mann hatte. Habe ich Recht, Elsbeth?«
    Miss Johnson stockte der Atem.
    »Allerdings hielt ich das tatsächlich für möglich… ich… dachte an eine der jungen Italienerinnen. Ausländerinnen sind ja bekanntlich oft frühreif – ganz anders als die englischen jungen Mädchen.«
    »Seien Sie nicht so borniert, Elsbeth! Sie wissen ganz genau, dass wir in dieser Beziehung auch schon mit Engländerinnen Schwierigkeiten hatten. Warum sollten Sie nicht daran denken? Auch ich wäre an Ihrer Stelle auf diese Idee gekommen«, sagte Miss Bulstrode.
    »Fahren Sie fort«, bat Kommissar Kelsey.
    »Ich hielt es für richtig, Miss Chadwick zu wecken und sie zu bitten, mit mir zu kommen«, fuhr Miss Johnson fort.
    »Warum gerade Miss

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