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Die Katze im Taubenschlag

Die Katze im Taubenschlag

Titel: Die Katze im Taubenschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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lassen.«
    »Das ist auch meine Meinung«, erklärte Poirot. »Man darf gewisse internationale Komplikationen nicht unnötig heraufbeschwören.«
    »Sehr richtig. Der verstorbene Herrscher von Ramat galt als Freund dieses Landes. Ich glaube bestimmt, dass die zuständigen Stellen seinen Wünschen entsprechend vorgehen möchten, falls sich ein Teil seines Eigentums in England befinden sollte. Über Art und Ausmaß dieses Eigentums weiß natürlich niemand Bescheid, und das ist gut so, denn dadurch sind wir nicht in der Lage, etwaige diesbezügliche Fragen der neuen Regierung von Ramat zu beantworten.«
    »Très bien. Man kann mit gutem Gewissen behaupten, dass man nichts Genaues über den Privatbesitz des verstorbenen Herrschers weiß, aber die Angelegenheit im Auge behalten wird«, sagte Poirot.
    Der Polizeichef stieß einen Seufzer der Erleichterung aus.
    »Ich danke Ihnen, Monsieur Poirot. Wir verstehen uns.« Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: »Wie ich weiß, haben Sie in Regierungskreisen Freunde, die volles Vertrauen zu Ihnen haben, Monsieur Poirot. Sie würden Wert darauf legen, einen gewissen Gegenstand vorläufig in Ihrer Obhut zu lassen – falls Sie nichts dagegen einzuwenden haben?«
    »Ich habe nichts dagegen«, erwiderte Poirot. »Lassen wir es dabei bewenden. Wir haben wichtigere Dinge zu besprechen, nicht wahr? Denn was sind drei viertel Millionen Pfund – oder mehr – im Vergleich zu einem Menschenleben?«
    »Ich bin ganz Ihrer Meinung«, erklärte der Polizeichef.
    »Ich auch«, bekräftigte Kelsey. »Wir sind auf der Suche nach einem Mörder. Vorläufig tappen wir noch im Dunkeln, und wir brennen darauf, Ihre Meinung zu hören, Monsieur Poirot. Das Ganze ist wie ein wirres Knäuel von bunten Wollfäden.«
    »Eine ausgezeichnete Beschreibung«, lobte Poirot. »Es ist unsere Aufgabe, diese Fäden zu entwirren und die richtige Farbe zu isolieren – die Farbe des Mörders… Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie noch einmal in allen Einzelheiten wiederholen würden, was sich bisher abgespielt hat.«
    Poirot lehnte sich zurück, um zuzuhören.
    Zuerst sprach Kommissar Kelsey, dann Adam Goodman. Schließlich fasste der Polizeichef die Berichte noch einmal kurz zusammen.
    Poirot lauschte mit geschlossenen Augen. Dann nickte er.
    »Zwei Morde«, sagte er. »Am gleichen Ort, unter den gleichen Bedingungen. Eine Entführung. Das entführte Mädchen könnte unter Umständen im Mittelpunkt des verbrecherischen Plans stehen. Versuchen wir festzustellen, warum sie entführt worden ist.«
    Kelsey gab die Unterhaltung wieder, die er mit Shanda gehabt hatte. »Ich hielt das Ganze für Wichtigtuerei«, gestand er.
    »Aber die Tatsache, dass sie entführt worden ist, lässt sich nicht leugnen. Warum?«
    »Man hat Lösegeld verlangt…«, sagte Kelsey langsam.
    »Aber nicht ernsthaft darauf bestanden, nicht wahr?«, fragte Poirot. »Man hat es nur verlangt, um die Theorie einer Entführung zu unterstreichen, habe ich Recht?«
    »Ja. Die Verabredungen wurden nicht eingehalten.«
    »Shanda muss also aus einem anderen Grund entführt worden sein. Aus welchem Grund?«
    »Vielleicht wollte man von ihr erfahren, wo die Wertgegenstände verborgen sind?«, meinte Adam unsicher.
    Poirot schüttelte den Kopf.
    »Davon wusste sie nichts, das steht fest. Nein, es muss einen anderen Grund gehabt haben…«
    Er schwieg einen Augenblick mit gerunzelter Stirn. Plötzlich stellte er eine Frage:
    »Ihre Knie! Haben Sie jemals ihre Knie bemerkt?«
    Adam sah ihn erstaunt an.
    »Nein. Warum sollte ich?«
    »Es gibt viele Gründe, warum ein Mann die Knie eines Mädchens bemerkt. Leider haben Sie es nicht getan«, erwiderte Poirot.
    »Hatte sie vielleicht eine Narbe am Knie? Oder etwas Ähnliches?«, fragte Adam. »Ich habe jedenfalls nichts gesehen, da die Röcke der jungen Mädchen vorschriftsmäßig die Knie bedecken.«
    »Haben Sie sie niemals im Schwimmbad gesehen?«, fragte Poirot hoffnungsvoll.
    »Bestimmt nicht. Sie ist nie ins Wasser gegangen; war ihr zu kalt, nehme ich an. Sie war an ein wärmeres Klima gewöhnt. Denken Sie an eine Narbe?«
    »Nein, nein. Durchaus nicht… jammerschade.«
    Poirot wandte sich zum Polizeichef.
    »Wenn Sie gestatten, werde ich mich mit meinem alten Freund, dem Polizeipräsidenten von Genf, in Verbindung setzen. Er wird uns vielleicht helfen können.«
    »Handelt es sich um etwas, das sich während ihrer dortigen Schulzeit ereignet hat?«
    »Schon möglich. Sie haben nichts dagegen? Gut. Es ist nur

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