Die Katze im Taubenschlag
ihn auf eigene Faust, und nachdem sich ihre Annahme bestätigt hatte, brachte sie mir den gefundenen Wertgegenstand. Dieser befindet sich jetzt an einem sicheren Ort«, fuhr Hercule Poirot fort, »und somit kommen wir zur dritten Tragödie.
Was Mademoiselle Blanche wusste oder zu wissen glaubte, werden wir nie erfahren. Vielleicht hat sie jemanden gesehen, der in der Nacht, in der Miss Springer ermordet wurde, das Haus verließ. Wie dem auch sei, die Identität des Mörders war ihr bekannt, aber sie gab ihr Geheimnis nicht preis. Sie traf eine Verabredung mit dem Mörder, und sie wurde ermordet.«
Poirot machte eine weitere Pause; dann blickte er sich um.
»So, jetzt wissen Sie, was sich ereignet hat.«
Aller Augen ruhten auf ihm. Die Gesichter, auf denen sich zuerst Interesse, Erstaunen und Erregung gespiegelt hatten, waren jetzt wie eingefroren, fast als fürchteten sie, irgendwelche Gefühle zu zeigen.
Hercule Poirot nickte ihnen zu.
»Ich weiß, wie Ihnen zu Mute ist«, sagte er. »Es betrifft Sie alle mehr, als Sie glaubten, nicht wahr? Deshalb haben Kommissar Kelsey, Adam Goodman und ich Nachforschungen angestellt, denn wir müssen unbedingt feststellen, ob sich – sagen wir – noch immer eine Katze im Taubenschlag befindet. Sie verstehen, was ich meine… Ist hier jemand, der unter einer falschen Flagge segelt?«
Eine leichte Bewegung ging durch die lauschende Gruppe, aber niemand blickte auf, niemand wagte es, den Nachbarn anzusehen.
»Ich kann Ihnen versichern, dass sich keiner unter Ihnen als eine andere Person ausgibt«, fuhr Poirot fort. »Es besteht kein Zweifel, dass Miss Chadwick, die seit Bestehen der Schule hier tätig ist, niemand anderes ist als Miss Chadwick. Miss Johnson ist Miss Johnson, Miss Rich ist Miss Rich. Dasselbe gilt für Miss Shapland, Miss Rowan und Miss Blake. Adam Goodman, der hier im Garten arbeitet, tut dies nicht unter seinem richtigen Namen, aber wir wissen genau, wer er ist. Wir haben also nicht nach einer Person zu suchen, die sich hinter einer falschen Identität verbirgt, sondern schlicht und einfach nach einem Mörder.«
In dem Raum herrschte jetzt eine bedrohliche Stille.
Poirot fuhr fort: »Wir sind vor allem an einer Person interessiert, die vor drei Monaten in Ramat war. Nur ihr war es möglich zu wissen, was der Griff des Tennisschlägers enthielt. Jemand muss Bob Rawlinson an Ort und Stelle beobachtet haben… Wer von Ihnen ist vor drei Monaten in Ramat gewesen? Miss Chadwick, Miss Johnson, Miss Rowan und Miss Blake waren hier.«
Er hob die Hand und zeigte mit dem Finger auf Miss Rich.
»Miss Rich dagegen war während des letzten Schulhalbjahrs nicht hier, nicht wahr?«
»Ich? Nein. Ich war krank«, erklärte Eileen Rich hastig.
»Das haben wir erst zufällig vor ein paar Tagen erfahren«, erwiderte Poirot. »Beim Verhör hatten Sie nur ausgesagt, dass Sie seit anderthalb Jahren in Meadowbank seien, ohne Ihre vorübergehende Abwesenheit zu erwähnen. Es ist durchaus möglich, dass Sie in Ramat gewesen sind, und ich glaube sogar, Sie waren dort. Seien Sie vorsichtig, Miss Rich, denn wir brauchen nur Ihren Pass zu überprüfen.«
Einen Augenblick herrschte Schweigen, dann blickte Eileen Rich auf.
»Ja, ich war in Ramat«, erwiderte sie ruhig. »Haben Sie etwas dagegen einzuwenden?«
»Warum waren Sie dort, Miss Rich?«
»Weil ich krank war und weil man mir geraten hatte, einen Auslandsurlaub zu nehmen, den Miss Bulstrode mir gewährte.«
»Das stimmt«, sagte Miss Bulstrode. »Miss Rich schickte mir ein Attest ihres Arztes, der eine längere Erholung verordnet hatte.«
»Und so fuhren Sie nach Ramat?«, fragte Poirot.
»Ja«, erwiderte Eileen Rich mit zitternder Stimme. »Es gab billige Ferienreisen für Lehrerinnen, und ich brauchte Ruhe und Sonne. Und so verbrachte ich zwei Monate in Ramat… Warum auch nicht?«
»Sie haben niemals erwähnt, dass Sie zurzeit der Revolution in Ramat waren.«
»Warum sollte ich? Was hat das mit Meadowbank zu tun? Ich habe niemanden ermordet… ich bin keine Mörderin!«
»Man hat Sie wiedererkannt«, sagte Poirot. »Die kleine Jennifer war ihrer Sache allerdings nicht ganz sicher, denn die Person, der Sie so ähnlich sehen, war dick, nicht mager… Was haben Sie dazu zu sagen, Miss Rich?« Poirot fixierte sie. Sie warf trotzig den Kopf zurück, aber sie hielt seinem Blick stand.
»Ich weiß, worauf Sie hinauswollen«, rief sie erregt. »Sie wollen behaupten, dass diese Morde nicht von einem Spitzel oder von
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