Die Katze namens Eisbär
nicht, auch auf unsere Pedanterie und Spitzfindigkeit hinzuweisen. »Leider«, schrieb sie, »gehören die unter diesem Zeichen Geborenen nicht zu denen, mit denen sich leicht leben läßt.« Aber wie, hätte ich sie gern gefragt, hätte es denn anders sein können? Wie ich den Leuten, mit denen ich arbeite, oft gesagt habe: Es ist nie einfach, mit jemandem auszukommen, der immer recht hat.
Mr. Fairchild schließlich gab den letzten Ausschlag dafür, daß ich Eisbär unter dem Zeichen Jungfrau einstufte. »Die Jungfrau-Katze«, schrieb er, »von Geburt an kritisch und heikel, zeigt sich jeglicher Art von Tabletten gegenüber mißtrauisch im höchsten Grad und wird praktisch vor nichts zurückschrecken, Kratzen und Beißen eingeschlossen, um nur ja keine schlucken zu müssen.« Das war nun wahrhaftig Eisbär in Reinkultur.
Wenn ich danach noch Bestätigung brauchte, erhielt ich sie von Bootsie. »Es braucht nur eine Taube zu gurren, und eure Augen werden groß wie Untertassen«, schrieb sie.
Keine Frage, ich hatte mein Ziel erreicht – ich wußte nun, daß Eisbär im Zeichen der Jungfrau geboren war. Ich gab ihm fünf Punkte und sah mir die Waagen, Skorpione, Schützen, Steinböcke, Wassermänner und Fische gar nicht mehr an. Jetzt brauchte ich nur noch den Tag seiner Geburt zu errechnen.
Ich bin mir klar, daß einige Leute behaupten werden, ich hätte den zweiten September nur gewählt, weil es mein Geburtstag ist, aber sie täuschen sich. Mittlerweile zum astrologischen Fachmann geworden, errechnete ich das Datum auf eine Weise, auf die selbst Nostradamus stolz gewesen wäre. Zunächst einmal war für mich klar, daß Eisbär näher dem Löwen geboren sein mußte, der von der Sonne regiert wird, dem mächtigsten der Gestirne. Nicht umsonst hatte ich schon in den verschiedenen Beschreibungen der typischen Löwe-Katze viele Gemeinsamkeiten mit Eisbär entdeckt.
Mit der Waage (24. September – 23. Oktober), die von der Venus beherrscht wird, dem Planeten der Schönheit, der Liebe und der Harmonie, hatte er wenig gemein. Der Einfluß des edlen Löwen überwog bei Eisbär eindeutig. Im übrigen habe ich bei meinen Berechnungen natürlich weder die Aszendenten noch die Konjunktionen oder Oppositionen in Betracht zu ziehen vergessen. Sogar auf die Quadrat- und Sextilscheine habe ich geachtet. Und heraus kam der zweite September – ganz genau, der zweite September zwei Uhr morgens.
Sicher werden jetzt einige von Ihnen neben Tag und Stunde auch noch das Jahr wissen wollen. Aber das werde ich Ihnen nicht verraten. Eisbär ist in bezug auf sein Alter so empfindlich wie jeder andere, und ich sehe keine Veranlassung, es in die Welt hinauszuposaunen.
5. Kunststücke
Einer der aufregendsten Momente im Leben eines Autors ist der, in dem er erfährt, daß man beabsichtigt, sein Buch zu verfilmen. Aber als mir das mit meinem ersten Buch über Eisbär geschah, geriet ich jedoch gar nicht in so große Aufregung, wie mancher erwartet hätte.
Gewiß, einen Moment lang hatte ich einen Traum von einem Haus mit Swimming-pool – genauer gesagt, mit zwei Swimming-pools, einem für mich und einem für Eisbär, aber ich blieb auf dem Teppich.
Der Grund dafür ist einfach: Schon des öfteren hat man mir verkündet, man werde aus diesem oder jenem meiner Bücher einen Film oder ein Theaterstück machen, aber nicht ein einziges Mal ist etwas daraus geworden. Ich rannte darum nicht postwendend zur Bank, als ich die Neuigkeit über die geplante Verfilmung meines Katzenbuchs hörte. Mein Traum von einer Luxusvilla war äußerst kurzlebig.
Der Produzent, der Die Katze, die zur Weihnacht kam herausbringen wollte, hieß Pierre Cossette. Ich kannte ihn nicht, hörte aber von verschiedenen Seiten, er sei der Produzent der hervorragenden Grammy Shows. Ich hatte zwar noch nie eine Grammy Show gesehen, aber man versicherte mir, er würde aus meiner Katzengeschichte garantiert einen phantastischen Film machen. Wie dem auch sei, als einen ersten Schritt zur Verwirklichung seines Projekts gab Mr. Cossette ein Presse-Interview, in dem er ankündigte, er werde einen landesweiten Wettbewerb veranstalten, um die Katze zu finden, die den Eisbär spielen könne; es solle die größte derartige Aktion seit »Vom Winde verweht« werden, als man Hunderte von Schauspielerinnen getestet hatte, um die richtige Scarlett O’Hara zu finden. Die Endausscheidung werde im Madison Square Garden stattfinden.
Ich war von diesem Plan weit weniger begeistert als Mr.
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