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Die Katze namens Eisbär

Die Katze namens Eisbär

Titel: Die Katze namens Eisbär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cleveland Amory
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gesegnet hätte, ein Buch über mich herauskommen könnte, von Eisbär geschrieben oder von irgendeinem anderen Autor, der Eisbär als Protagonisten und mich als albernen Antagonisten einsetzen würde, ohne daß darin meine Engelsgeduld, meine Seelenstärke und meine heldenhafte Selbstverleugnung auch nur mit einem Wort erwähnt würden.
    In I am a Cat berichtet uns der Kater, daß der Lehrer seiner frischgebackenen Ehefrau als erstes mitteilt, er sei Gelehrter und müsse sich daher mit seinen Studien befassen. Er habe keine Zeit, sich mit ihr abzugeben, und lege Wert darauf, daß sie das von Anfang an verstehe. Als der Kater im Lauf der Geschichte beobachtet, daß der Lehrer jeden Abend regelmäßig über seinen Büchern einschläft, beginnt er, sich seine eigenen Gedanken zu machen. »Lehrer haben es leicht. Wenn man als Mensch geboren wird, wird man am besten Lehrer. Und wenn es möglich ist, soviel zu schlafen und dennoch Lehrer zu sein, nun, dann könnte selbst eine Katze unterrichten.«
    Als der Lehrer seine künstlerischen Neigungen entdeckt und zu malen anfängt, bemüht sich der Kater, ihm ein gutes Modell zu sein und ganz still zu halten, aber schließlich muß er doch hinaus, um sein Geschäft zu machen. »Du Dummkopf!« beschimpft ihn sein Herr und droht ihm wütend, was den Kater zu weiteren Reflexionen veranlaßt. »Er hatte die feste Gewohnheit«, berichtet er uns, »stets ›Du Dummkopf!‹ zu rufen, wenn er jemanden beschimpfte. Er kann nicht anders, da er keine anderen Schimpfwörter kennt.« Bezüglich der Drohung seines Herrn gelangt er zu der Erkenntnis, daß alle Menschen über die Maßen aufgebläht seien von Selbstzufriedenheit über ihre eigene, primitive Macht und nicht abzusehen sei, wozu sie sich von ihrer törichten Überheblichkeit noch verleiten lassen würden, solange auf Erden nicht ein Geschöpf erscheine, das mächtiger sei als die Menschen und sie am Gängelband führen könne.
    Der Kater wirft sogar hin und wieder einen heimlichen Blick in das Tagebuch seines Herrn und gibt uns einen Auszug zum besten, in dem der Lehrer einen Spaziergang mit einem Freund schildert:
    »In Ikenohata spielten Geishas im Frühlingskimono Federball vor einem öffentlichen Haus. Ihre Kleider wunderschön; doch ihre Gesichter äußerst reizlos. Mir fällt ein, daß sie der Katze zu Hause ähneln.«
    Dies fordert natürlich den Kater heraus, zu seinem Lieblingsthema zurückzukehren und sich über die Arroganz der Menschen lustig zu machen. »Wenn ich zu einem Barbier ginge«, meint er, »und mir das Gesicht rasieren ließe, würde ich auch nicht viel anders aussehen als ein Mensch.«
    Eine dritte Katzensatire, die meiner Ansicht nach mit Tobermory und I am a Cat in einen Rang gehört, stammt aus der Feder von P. G. Wodehouse, einem britischen Autor, der später die amerikanische Staatsbürgerschaft annahm. In meinen frühen Jahren war ich so hingerissen von Mr. Wodehouses Jeeves-Geschichten und anderen witzigen Attacken auf den englischen Adel, daß ich mich bei meinen ersten schriftstellerischen Versuchen stark an ihm orientierte – so stark, daß manches, was ich schrieb, einem Plagiat gefährlich nahe kam.
    Jahre später, als Mr. Wodehouse mir ein Freund geworden war und sich wie ich für die Rechte der Tiere einsetzte, schenkte er mir einen Band mit seinen Kurzgeschichten. Darin fand ich eine Geschichte über eine Katze, die einzige, glaube ich, die er überhaupt über eine Katze geschrieben hat.
    Sie heißt The Story of Webster, und gleich zu Beginn werden wir mit einer Gruppe typischer Wodhouse-Figuren bekannt gemacht, die sich über die unangenehmen Eigenschaften der Katze unterhalten – ein, wie es scheint, stets beliebtes Thema bei den adeligen Hundeliebhabern Englands. Unerträglicher Hochmut wird ihnen vorgeworfen, arrogante Dreistigkeit, aufgrund der Tatsache, daß sie im alten Ägypten als Götter verehrt wurden, überhebliches Kritikastertum ihren Mitgeschöpfen gegenüber. »Sie starren einen tadelnd an«, heißt es weiter. »Sie beobachten mit Sorge. Und auf einen sensiblen Menschen hat das häufig die schlimmsten Auswirkungen, erzeugt einen Minderwertigkeitskomplex gravierendster Art.«
    Das sollte der junge Herr Lancelot bald am eigenen Leib erfahren, der gegen den Willen seines Onkels Theodore, bei dem er aufgewachsen war, beschlossen hatte, Künstler zu werden und fortan ein Bohemeleben zu führen. Die Aussichten schienen, wie Mr. Wodehouse uns berichtet, günstig. Er hatte einen

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