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Die Katze riecht Lunte

Die Katze riecht Lunte

Titel: Die Katze riecht Lunte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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Bewohner von Mittelvirginia damit schockiert, dass sie Flugzeuge flog. Dass sie nichts vom Heiraten hielt, hatte ein Übriges getan.
    Tally Urquhart war Mim Sanburnes Tante. Mim war in den Rang der unangefochtenen Anführerin der Gesellschaft von Crozet aufgestiegen, als ihre Tante diese Stellung vor zwanzig Jahren aufgegeben hatte. Mrs Murphy sagte Mim gern kichernd ins Gesicht: »Ah, willkommen, Ritterin der Schwafelrunde.« Da Mim kein Kätzisch verstand, empfand die Grande Dame ihre Worte nicht als Beleidigung.
    Auf der anderen Seite des Flugplatzes erstreckte sich ein Haferfeld, dessen Halme soeben durch die Erde spitzten, bis hin zum ersten Bach.
    Dort blieb die Katze stehen. Die Wolken senkten sich, die Feuchtigkeit war fühlbar. Mrs Murphy meinte ein Grollen zu hören. Die Sinne rasiermesserscharf, blickte sie in jede Richtung, auch nach oben. Eulen waren tödlich bei dieser Witterung.
    Das Grollen kam näher. Mrs Murphy kletterte auf einen Baum – nur für alle Fälle. Über ihr tauchten zwei Räder aus den Wolken auf. Sie sah ein einmotoriges Flugzeug landen, nachsetzen und dann zur Scheune rollen. Unmittelbar vor dem mächtigen Tor blieb es stehen, vierhundert Meter von Mrs Murphy entfernt.
    Eine schlanke Gestalt sprang aus dem Flugzeug, um das Scheunentor zu öffnen. Der Pilot blieb im Cockpit, und als das Tor aufging, tuckerte das Flugzeug in die Scheune. Der Motor wurde abgestellt. Mrs Murphy sah jetzt zwei Gestalten, eine bedeutend größer als die andere. Sie konnte ihre Gesichtszüge nicht erkennen; sie hatten die Kragen ihrer Trenchcoats hochgeschlagen und waren halb abgewandt, während sie mit den Windstößen kämpften. Gerade als die Menschen sich gegen je eine Torhälfte stemmten und sie schlossen, öffnete der Himmel seine Schleusen.
    Ein dicker Regentropfen platschte auf Mrs Murphys Kopf. Nass zu werden war ihr zuwider, trotzdem wartete sie, um die beiden Menschen die Straße hinunterrennen zu sehen, an den Häusern vorbei. In der Ferne meinte sie einen Motor starten zu hören.
    Verärgert, weil sie nicht den Farmweg entlanggelaufen war und so womöglich etwas verpasst hatte, kletterte sie hinunter und rannte im Eiltempo nach Hause. Sie hätte in der urquhartschen Scheune übernachten können, aber Harry wäre außer sich, wenn sie aufwachte und Mrs Murphy nicht auf ihrem Bett vorfand.
    Als sie eine Dreiviertelstunde später die hintere Veranda erreichte, war sie völlig durchnässt. Sie schob sich durch die Tierpforte, schüttelte sich zweimal in der Küche, und als die Schränke hinreichend bespritzt waren, setzte sie ihren Weg ins Schlafzimmer fort.
    Tucker schnarchte auf dem Boden am Fußende des Bettes. Pewter hatte sich neben Harry gekuschelt. Die beleibte graue Katze schlug ein leuchtend grünes Auge auf, als Mrs Murphy aufs Bett sprang.
    »Leg dich bloß nicht neben mich. Du bist ganz nass.«
    »Es hat sich gelohnt.«
    Da gingen beide Augen auf. »Was hast du gefangen?«
    »Zwei Feldmäuse und eine Spitzmaus.«
    »Lügnerin.«
    »Wozu sollte ich mir das wohl ausdenken?«
    Pewter schloss beide Augen und schnippte ihren Schwanz über die Nase. »Weil du immer in allem die Beste sein musst.«
    Die Tigerkatze ignorierte diesen Hinweis, schlich ans Kopfende des Bettes, hob die Wolldecke an und schlüpfte darunter, blieb aber auf der Steppdecke. Wenn sie sich unter alle Decken direkt aufs Laken gelegt hätte, wäre Harry womöglich beim Umdrehen auf das nasse Betttuch und die nasse Katze gestoßen. In der Mitte war Mrs Murphy besser aufgehoben, und schneller trocknen würde sie auf diese Weise sowieso.
    Pewter sagte nichts, doch sie hörte ein gedämpftes »Hihi«, bevor sie wieder einschlief.

 
2
     
    Die schrägen Strahlen der Nachmittagssonne ergossen sich über die Weiden von Harrys Farm. Die weit offene Tür zum Heuboden rahmte die schlafende Mrs Murphy ein. Die Katze hatte sich auf den Rücken plumpsen lassen, ihr creme-beiger Bauch sog die Sonnenwärme ein. Ihr Schwanz wiegte sich sachte von einer Seite zur anderen, als würde er in einer Flut von Sonnenlicht treiben.
    Simon, das Opossum, schlief zu einer grauen Kugel zusammengerollt am Eingang seines aus alten Heuballen errichteten Nests. Eine abgetragene Kinnkette glitzerte im Innern seiner Höhle. Simon schleppte gern glänzende Gegenstände ab, aber auch Bänder, Handschuhe, sogar alte Zeitungsfetzen.
    Tucker schlief unten im Mittelgang des Stalls. Bei jedem Ausatmen flog eine Traube winzig kleiner Insekten auf und ließ sich

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