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Die Katze riecht Lunte

Die Katze riecht Lunte

Titel: Die Katze riecht Lunte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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sicherstellten und Zehntausende starben, hatte der Norden begonnen, die Oberhand zu gewinnen.
    Die Trommler trommelten eifrig Signale, als der letzte Rauch über das flache Kornfeld wehte, einen ehemaligen Flugplatz. Die in Marsch gesetzten Yankees rannten zur Route 653, sammelten sich, wandten sich nach links und strebten der Rennbahn zu.
    Die Verwundeten wurden im Namen der Authentizität auf Tragen fortgebracht. Einige der Toten trugen Farbbeutel am Körper, die beim Hinfallen aufgeplatzt waren. Das künstliche Blut verlieh ihnen einen realistischen Anstrich.
    Nachdem die letzten Verwundeten ins Lazarettzelt geschafft worden waren, begannen die Toten sich zu rühren. Die Katzen saßen auf dem Baum und lachten. Neugierig verfolgte Tucker das Geschehen. Sie stand inzwischen ganz vorn auf der Tribüne.
    Eine der Leichen rührte sich nicht.
    Ein wiederauferstandener Konföderierter ging achtlos an ihr vorüber.
    Archie Ingram, ein kürzlich Gefallener, kam ebenfalls vorbei. Er blieb stehen, stieß die Leiche mit dem Stiefel an. Ohne Ergebnis.
    Viele Menschen gingen jetzt zum Haupthaus. Von dem aktuellen Drama bekamen sie nichts mit.
    Blitzschnell kletterten die beiden Katzen rückwärts vom Baum und stürmten übers Feld.
    »Tucker!«, brüllte Mrs Murphy.
    Der Hund, der erst jetzt den seltsamen Anblick gewahrte, gesellte sich zu den Katzen.
    Archie hatte sich hingehockt. Er drehte die Leiche um. Es war Sir H. Vane-Tempest.
    Mrs Murphy langte vor Pewter und Tucker bei Vane-Tempest an.
    Als die atemlose graue Katze hinzukam, beschnupperte die Tigerkatze den Leichnam. »Pulver«, war alles, was sie sagte.
    Die Corgihündin, berühmt für ihren ausgeprägten Geruchssinn, glotzte nur. »Er sieht aus wie ein Schweizer Käse.«

 
16
     
    Nach und nach kehrten die Menschen aufs Feld zurück. Sie sahen Archie über Vane-Tempest knien, was auf den ersten Blick wie Schauspielerei wirkte. Verzweifelt lockerte er den Kragen des älteren Mannes.
    Harry, eine gute Läuferin, war die Erste, die von den Zuschauerplätzen her eintraf. Sie fühlte Vane-Tempest den Puls. Unregelmäßig. Flacher Atem.
    Miranda, die langsamer war und sich dennoch beeilte, winkte Dr. Larry Johnson herbei. Der grauhaarige Konföderierte ließ seine Waffe fallen und rannte los. Reverend Jones wurde in einem Geländewagen zu dem Opfer gebracht.
    Vane-Tempest, der unter Schock stand, starrte mit glasigen Augen aufwärts. Er bewegte die Lippen.
    Larry riss ihm den Uniformrock auf. Die sauberen Einschusslöcher hätten auf seine Brust gemalt sein können, wäre ihnen nicht Blut entströmt.
    Susan Tucker sprang auf einen Trecker, der abseits des Schlachtfelds stand. Heftig hupend bahnte sie sich einen Weg durch die Menge. Sarah kehrte soeben mit der Feldflasche ihres Mannes zurück. Erschöpft von dem weiten Weg und der Hitze und aufgrund der allmählich zurückweichenden Menschenmenge kam sie nur langsam vorwärts. Susan erspähte sie am Jagdstall, wo sie in der offenen Tür stand und die Augen vor der Sonne abschirmte.
    Als sie endlich bei Sarah ankam, rief sie: »Steigen Sie ein.«
    »Oh Gott, er ist wirklich wütend auf mich, oder? Ich musste einen Moment verschnaufen. Ich vergehe vor Hitze in diesem Kleid.«
    Susan antwortete nicht. Sie versuchte auf das Schlachtfeld zurückzukehren, so schnell die Menge es zuließ. Während sie hupte, machten die Leute langsam den Weg frei.
    Sie parkte nahe der Stelle, wo Larry sich um Vane-Tempest bemühte. Sarah begriff nicht gleich, dass es ihr Mann war, der dort inmitten hektischer Betriebsamkeit auf der Erde lag. Susan schob sie sanft aus dem Trecker.
    Sarah blieb einen Augenblick am Wagenschlag stehen, dann rannte sie zu der hingestreckten Gestalt. Sie riss ihren Reifrock herunter, um schneller laufen zu können.
    »Harry, halten Sie die Leute fern«, befahl Larry, dann wies er Miranda an: »Kümmern Sie sich um Sarah.«
    Stumm wehrte Sarah Miranda ab. Boom Boom eilte der älteren Frau zu Hilfe. Gemeinsam zogen sie Sarah ein Stück von ihrem Mann fort, damit Larry ungehindert arbeiten konnte.
    »Halten Sie seinen Kopf still. Sie werden vielleicht seinen Mund säubern müssen.« Larry sprach leise und gefasst.
    Auf Knien legte Harry die Hände an Vane-Tempests volles Gesicht, während Larry, die Arme über Kreuz, mit seinem ganzen Gewicht den Brustkorb des Verwundeten pumpte.
    Die beiden Katzen sahen zu, Tucker ebenso. Sie hielt die Nase dicht über dem Boden, wusste aber, dass es hoffnungslos war; zu viele Füße

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