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Die Katze riecht Lunte

Die Katze riecht Lunte

Titel: Die Katze riecht Lunte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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unten an«, prustete Tucker.
    Sarah sah auf den Hund hinunter und verzog missbilligend den hübschen Mund, ganz so, als hätte sie verstanden, was der Hund zu ihr gesagt hatte. »Verdammt! Ich habe H.s Reservefeldflasche vergessen. Wird der sich aufregen!«
    »Was ist in der Feldflasche?«
    »Schottischer Whisky. Glenlivet.« Sie hob eine Augenbraue. »Er schummelt. Ich finde aber auch, dass die Sache mit der Authentizität wirklich zu weit geht. Wussten Sie, dass sie sogar Vorschriften haben, wie man zu sterben hat?«
    »Sie machen Witze!« Harry lachte.
    »Wer erschossen wird, muss mit dem Kopf zur Seite hinfallen, damit er atmen kann; die Schusswaffe in der Hand darf den Körper nicht berühren. Es gibt noch mehr Vorschriften, aber die anderen habe ich vergessen. Und sie beschließen, wer verwundet wird, wer stirbt und wer überlebt. So ist es bei einer Generalprobe. Wenn es eine richtige Nachstellung ist, etwa der Schlacht bei Sharpsburg, nehmen die Männer die Identität von echten Soldaten an. Sie müssen an genau den Stellen fallen, wo die echten Soldaten getroffen wurden.«
    »Eigenartig«, murmelte Miranda.
    »Dass es Vorschriften fürs Sterben gibt?« Harry bückte sich, um Pewter hochzuheben, die langsamer geworden war.
    »Dass man von Gewalt so besessen sein kann. Und vor allem von diesem Krieg, ausgerechnet. Der hat nun wirklich nichts Gutes bewirkt.« Miranda schüttelte den Kopf.
    Harry widersprach ihr. »Die Sklaven wurden befreit.«
    »Ja«, sagte Miranda, »um in Freiheit zu verhungern. Die Yankees waren scheinheilig. Sind sie heute noch.«
    Sarah, die in Connecticut aufgewachsen war, lächelte schmallippig. »Ich gehe zurück und hole die Feldflasche meines Herrn und Meisters. Wir sehen uns bei der Schlacht.« Sie machte kehrt und lief, so schnell es Pluderhose, Reifrock und Stoffmassen zuließen. Ihre Haube, die sie unter dem Kinn gebunden hatte, flatterte hinterdrein.
    Harry und Miranda gelangten zu der prächtigen Eiche. Fair hatte ihnen Karten für Sitzplätze auf einer kleinen Tribüne besorgt. Sie nahmen ihre Plätze ein.
    »Mir nach!«, befahl Mrs Murphy munter, als sie zum Fuß des Baumes sauste, ihre rasiermesserscharfen Krallen in die weiche Rinde schlug und nach oben kletterte.
    Pewter, eine gute Kletterin, folgte dichtauf.
    Tucker sah den beiden kichernden Katzen verärgert nach. Sie konnte nichts sehen, denn wohin sie sich auch wendete, alles war voller Menschen.
    Harry beschattete die Augen und sah zu den Katzen hinauf, die auf einem hohen, dicken Ast saßen. Ihre Schwänze fegten aufgeregt hin und her. Harry stieß Miranda an.

    Miranda lachte. »Die besten Logenplätze.«
    Tucker kehrte zu Harry zurück und setzte sich vor sie hin. »Ich kann gar nichts sehen«, beschwerte sich der Hund eingeschnappt.
    »Still, Schätzelchen.« Harry tätschelte Tuckers seidigen Kopf.
    Ein leiser Trommelwirbel ließ alle verstummen. Eine Formation Kanonen der Union verlief parallel zur Route 653. Die Kanonen der Konföderierten, Vierzehnpfünder, standen im rechten Winkel zur Artillerie der Union. Die Rücken der Kanoniere waren für die Menge sichtbar. Als beide Seiten zu schießen begannen, quoll massenhaft Rauch aus den Mündungen der Geschütze.
    In weiter Ferne hörte Harry noch eine Trommel. Sie bekam eine Gänsehaut auf den Armen.
    Auch Miranda verstummte.
    »Meinst du, wenn Jefferson Davis Abe Lincoln zum Zweikampf herausgefordert hätte, hätten sie das hier verhindern können?«, fragte Pewter.
    »Nein.«
    Pewter verfolgte ihre Frage nicht weiter; sie musste sich zu sehr auf all das konzentrieren, was sie von ihrem Hochsitz aus sehen konnte. Die dichten Karrees der gegnerischen Regimenter gingen im Laufschritt in Stellung. Zur Linken hob der für sein Karree verantwortliche Offizier seinen Säbel.
    Den Karrees voraus schickten beide Seiten Vorposten aus. Für dieses spezielle Reenactment hatten die Veranstalter Scharmützel zwischen den Vorposten eingeübt. Sie fochten, kämpften und warfen sich gegenseitig zu Boden. Die Kanonen schossen nun in kürzeren Abständen; die harmlosen Schüsse rollten hoch über die Köpfe der Menge hinweg.
    Harry hustete. »Das Zeug kratzt.«
    Miranda nickte, das Taschentuch an die Nase gedrückt.
    Als die Trommelschläge lauter wurden, beugte sich die Menge nach vorn.
    Sie konnten Offiziere Befehle rufen hören. Das Unionsregiment in der vordersten Reihe hielt an, als die Konföderierten, noch in der Ferne, sich vorwärtsbewegten.
    »Laden!«, rief der

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