Die Katze riecht Lunte
sich.«
Die beiden Katzen zogen die Köpfe zurück und sausten zu Fair und Harry.
»Was hältst du davon?« Mrs Murphy spürte, dass etwas unausgesprochen geblieben war, etwas, das über Zorn hinausging.
»Unterentwickelt.« Pewter huschte unter dem Zeltboden hinein und tauchte fast genau zwischen Harrys Füßen wieder auf. »Menschen sind unterentwickelt.«
»Wo seid ihr zwei gewesen?« Harry wies mit dem Finger auf sie.
»Lauschen.«
»Ich bring euch in den Transporter. Ich lass die Fenster einen Spalt offen, aber ihr geratet mir nicht zwischen die Menschenmenge. Ich kann’s immer noch nicht fassen, dass ihr euch unter den Autositz geschlichen habt, ihr kleinen Teufel.«
Blitzschnell und ohne vorherige Absprache fegten die Katzen hinaus.
»Mrs Murphy! Pewter!« Harry lief ihnen nach, und Fair wollte hinterher, doch das Signalhorn rief ihn zur Formation.
»Sollen wir knapp in Sichtweite bleiben oder sie abhängen?«, fragte Pewter.
»Lass uns knapp in Sichtweite bleiben. Soll sie uns nachrennen, bis sie nicht mehr kann.« Mrs Murphy lachte und drehte sich zu Harry um, die ihnen wie ein wild gewordenes Huhn hinterhersauste, dicht gefolgt von Tucker.
15
Sarah Vane-Tempests lange pastellfarbene, weit ausschwingende Röcke raschelten bei jedem Schritt. H. Vane und seine Kameraden waren losgezogen, um sich ihren Regimentern anzuschließen, und sie marschierten bereits zu der alten Rennbahn westseits der Eiche. Von dort würden sie außer Sicht schwenken und nach Südosten marschieren, bis das Land eben wurde und sie sich am Rand lieblicher Kornfelder befanden.
Sarahs Sonnenschirm bot ein wenig Schutz vor der zunehmenden Wärme. Sie zwirbelte ihn zornig in der Hand.
Mrs Murphy und Pewter rannten an ihr vorüber. Sie bemerkte sie kaum, wohl aber bemerkte sie Blair Bainbridge, dessen lange Beine das Gelände durchflogen, als er sich in Windeseile seinem Regiment anschloss. Er winkte im Vorüberflitzen.
Harry verlangsamte keuchend ihren Schritt und blieb bei Sarah stehen. Die Katzen gingen den Rest des Weges ebenfalls langsamer, blieben Harry aber ein gutes Stück voraus.
Miranda Hogendobber trat zu Harry und Sarah. Sie war im Jagdstall gewesen, der zwischen dem Haupthaus und der Eiche lag. Sie hatte Fair ein paar Pfannkuchen gebracht, ein Rezept ihrer Großmutter, die sich noch an die leidvolle Zeit Virginias erinnern konnte. Da Mrs Hogendobbers Urgroßvater bei der Kavallerie gedient hatte, zog der Stall sie an.
»Je mehr ich über die beiden nachdenke, desto wütender werde ich.« Sarahs Sonnenschirm kreiselte wild.
»Mir wird schwindelig davon«, bemerkte Mrs Hogendobber. Sie meinte den wirbelnden Sonnenschirm.
»Ich hätte ihnen eins damit überbraten sollen.« Sarah hörte mit dem Kreiseln auf. »Sie sind wie zwei kleine Jungs, die sich um ein Feuerwehrauto streiten.«
»Um was für ein Feuerwehrauto geht es denn genau?« Harry kam zur Sache.
»Es geht um die Abänderung der Baubestimmungen.« Sarah klappte ihren Sonnenschirm zu. »H. Vane ist immer noch fuchsteufelswild, weil Archie seinen Änderungsantrag zur Inbetriebnahme des Steinbruchs abgelehnt hat. Aus Rache versteift er sich auf das Reservoir.«
»Aber Archie scheint das Reservoir zu befürworten, obwohl er sich weiß Gott gegen alles gesperrt hat. Ich habe nach der Bezirksversammlung zu Fair gesagt, dass Archie das eine sagt und das andere tut. Wer weiß, was er wirklich wegen des Reservoirs tun wird, wenn es hart auf hart kommt?« Harry hasste Politik, vor allem, wenn sie selbst betroffen war.
»›Scheint‹ ist das Schlüsselwort. Hinter den Kulissen tut er alles, um den Fortschritt aufzuhalten. Mein Mann weiß natürlich darüber Bescheid.« Sie seufzte. »Henry liebt politische Intrigen.«
»Und auf welcher Seite steht Sir H.?«, fragte Harry unverblümt.
»Auf seiner eigenen.« Sarah lachte; ihre Laune besserte sich ein wenig.
»Hm -« Miranda fächelte sich mit einem Prospekt, in dem Fischbeinkorsetts und Reifröcke sowie Bajonette und Provianttaschen angepriesen wurden. »Ich hoffe, sie vertragen sich wieder.«
»Egoisten! Keiner von beiden wird ein Friedensangebot machen.« Sarah schlug sich mit dem zugeklappten Sonnenschirm auf den Fuß. »Wie haben die Frauen diese Dinger getragen?« Sie schob ihre Krinoline vor, und der ganze Glockenrock schwang mit. »Wenn’s bloß nicht so heiß wäre.« Eine Warmluftfront war herangezogen, und es wurde schwül.
»Wenn man dich aus einem Flugzeug werfen würde, kämst du heil
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