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Die Katze riecht Lunte

Die Katze riecht Lunte

Titel: Die Katze riecht Lunte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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Gesicht ihres Menschen. Harry bückte sich, um die Kugel aufzuheben.
    »Großer Gott«, sagte sie, dann sah sie Tucker an, die zurücklächelte.

 
17
     
    Mirandas Haus, mitten im Ort hinter dem Postamt gelegen, war eine Begegnungsstätte für alte Freunde. Ihre Kochkunst tat ein Übriges. Wenige Dinge erfreuten Miranda so sehr wie die Verköstigung derer, die sie liebte, und sogar jener, die sie nicht liebte. Die Heilige Schrift gebot ihr, die ganze Menschheit zu lieben, häufig jedoch fiel ihr die Theorie leichter als die Praxis.
    Harry und Tom Collins halfen Apfelmost und Cocktails aufzutragen. Boom Boom war im Krankenhaus geblieben, aber Tragödien ließen Boom Boom nun mal aufblühen, insbesondere, wenn sie jemand anderen als sie selbst heimsuchten. Doch da sie und Sarah befreundet waren, hatte es vielleicht sein Gutes.
    Cynthia Cooper saß neben Fair. Sie waren beide so hellblond, dass sie hätten Zwillinge sein können, dabei waren sie nicht mal miteinander verwandt, nicht einmal entfernt, was für jeden echten Virginier stets eine Enttäuschung ist.
    »Ich könnte ja verstehen, wenn jemand auf Archie schießt, aber doch nicht auf Sir H. Vane-Tempest.« Cynthia trank den herrlichsten Apfelmost, den sie je gekostet hatte. In Kombination mit Mirandas heißen Hörnchen war es der Himmel auf Erden.
    »Wir wissen nicht, ob es Absicht war.« Harry reichte das silberne Tablett mit Gelees, Marmeladen und Butter herum. Sie war der Meinung, dass die Schüsse vorsätzlich abgegeben worden waren, aber sie wollte hören, was die anderen zu sagen hatten.
    »Eigentlich müsste ich diejenige sein, die das sagt.« Cynthia häufte Berge von Dattelpflaumengelee auf ihr Hörnchen.
    »Du hast Feierabend.« Harry lächelte ihr zu.
    »Erzähl mir noch mal von der Kugel.« Cynthia schlitzte das Hörnchen auf, dem ein feuchter, duftender Hauch entströmte.
    »Tucker hat sie auf meinen Fuß fallen lassen, und ich habe sie Sheriff Hill gegeben.«
    Die Hündin, die gierig das mit rohem Ei vermischte Hackfleisch verzehrte, das Miranda für sie zubereitet hatte, sah nicht einmal auf, als ihr Name fiel. Auch Mrs Murphy und Pewter, tief in gekochtem, gewürfeltem Hühnerfleisch vergraben, hoben nicht die Köpfe.
    »Warum sie die Kugel wohl aufgehoben hat?«, überlegte Miranda laut.
    »Vielleicht war Blut dran«, erwiderte Harry und merkte dann, dass alle für einen Moment zu essen aufhörten. »Verzeihung.«
    Ein leises Klopfen an der Hintertür, gefolgt von einem »Juhu«, lenkte sie von dem unschönen Gedanken ab.
    »Herein«, rief Miranda aus der Küche.
    Herb Jones schob sich durch die Tür. Ein Schwall kühler Abendluft folgte ihm. »Schon Neuigkeiten?«
    »Nein.«
    Er setzte sich. Harry bot dem Geistlichen eine Auswahl an Getränken an. Er bat um Kaffee, da Miranda stets eine Kanne warm stehen hatte. Miranda eilte mit einem Tablett frischer Hörnchen herbei, das sie auf den Teewagen stellte.
    »Setzen Sie sich, Miranda, Sie arbeiten zu viel«, sagte Herb.
    »Moment noch.« Sie ging wieder in die Küche und kam gleich darauf mit einer Tasse heißem Kaffee zurück.
    »Schon erzählen sich die Leute, dass Archie auf ihn geschossen hat.« Herb tupfte sich mit einer Cocktailserviette den Mund ab. »Sie sprechen von nichts anderem. Sogar die sonst so besonnene Mim sagt, es trage alle Merkmale von Archies Hinterlist.«
    »Hinterlist? Vor allen Leuten?«, sagte Harry.
    Der bislang schweigsame Fair meldete sich zu Wort. »Das ist genau der Punkt. Niemand wird jemals beweisen können, dass Archie auf H. geschossen hat. Die Leute können reden, was sie wollen. Sie können es nicht beweisen. Archie ist von Natur aus verschlagen.«
    Miranda hob energisch die Stimme. »Fair, es überrascht mich, so etwas von Ihnen zu hören.«
    »Er hat sein Leben lang einen gegen den anderen ausgespielt. Das heißt nicht, dass er schlecht ist, bloß verschlagen.«
    »Kann man die Waffen nicht überprüfen?« Miranda richtete diese Frage an Cynthia.
    »Doch.« Sie schluckte, dann fuhr sie fort: »Und ich bin sicher, Sheriff Hill wird genau das tun. Aber alle haben geladen und gefeuert, sodass in allen Läufen Pulver steckt. Und niemand hätte echte Kugeln haben dürfen. Das wird noch interessant.«
    »H. Vane hat sein Leben damit zugebracht, Missbrauch mit seinem Körper zu treiben. Ich frage mich, ob er das durchstehen kann.« Harry beobachtete, wie Mrs Murphy und Pewter die Näpfe tauschten. »Warum glauben die immer, die andere hat was Besseres

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