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Die Katze riecht Lunte

Die Katze riecht Lunte

Titel: Die Katze riecht Lunte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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Hauptmann.
    Die Soldaten platzierten ihre Musketen, mit den Läufen nach außen, zwischen den Füßen. Als der Offizier weitere Ladebefehle gab, bissen sie die Papierpatronen auf, schütteten das Schießpulver in den Lauf und rammten mit dem Ladestock die Papierpatronen hinterher.
    »Ha!« Pewter beobachtete Fair, der sich mit seinem verängstigten Pferd abmühte.
    Mrs Murphy, die Fair als guten Reiter kannte, fand das nicht ganz so komisch wie Pewter. »Ich glaube, niemand kann die Pferde an diesen Lärm und den Schwefelgeruch gewöhnen.«
    Fairs großer Brauner scheute und tänzelte seitwärts. Bei der nächsten Geschützsalve bäumte sich das Pferd auf, kam auf beide Vorderbeine herunter und schlug mit den Hinterbeinen aus, ein jähes, heftiges Bocken. Das erste überstand Fair sitzend, doch die folgenden, begleitet von Seitwärtsbewegungen, warfen ihn mit einem Plumps ins Gras. Das Pferd, selbst nicht auf den Kopf gefallen, machte kehrt und stürmte zurück zum Jagdstall. Fair rappelte sich entnervt hoch, sah sich um, besann sich darauf, dass er sich inmitten einer Schlacht befand, und rannte zu seiner Einheit.
    Sir H. Vane-Tempest an vorderer Front des ersten Regiments starrte grimmig in die Rauchschwaden. Archie Ingram befand sich weiter hinten im Karree, ebenso Blair Bainbridge. Ridley Kent war in der zweiten Einheit hinter ihnen.
    Mrs Murphy spähte angestrengt durch den Rauch, der sich verzog und dann bei der nächsten Salve wieder verdichtete. Reverend Herb Jones, eine rote Schärpe um seinen Uniformrock gewunden, saß im Hintergrund der Schlacht auf einem umgekippten Wagen. Die Hitze hatte ihn erschöpft.
    Dr. Larry Johnson und Ned Tucker marschierten rotwangig in der dritten Linie des Regiments. Wohin die Katzen auch sahen, überall erblickten sie vertraute Gesichter in unvertrauten Kleidern. Der Rauch, der die Gesichter einhüllte wie ein weicher Silberschleier, ließ sie noch unheimlicher aussehen.
    Die erste Salve Gewehrfeuer von den Yankees rollte knatternd über das Gelände: Kleine Flämmchen spien aus den Mündungen. Mrs Murphy hoffte, sie würden so vorsichtig sein und die Hände von den Laufmündungen lassen, wenn sie die nächste Ladung hineinstopften. Man konnte Finger oder einen Teil der Hand verlieren, wenn es tief im Gewehr noch glimmte.
    Unterdessen hatten alle berittenen Offiziere bis auf einen ins Gras gebissen. Das einzige Tier, das sich vorwärtsbewegte, war ein großes belgisches Kaltblut, und dieses Pferd war so ruhig wie bei einer Parade.
    Einige »Leichen« lagen auf dem Feld verstreut. Als alle Geschütze auf einmal feuerten, verschwand das Feld in einer Wolke von Rauch. Wumm, wumm, wumm, knatterten Gewehre und Faustfeuerwaffen zwischen das rhythmische Grollen der eleganten Kanonen.
    »Die armen Trottel sind blindlings gestorben.« Mrs Murphys Schnurrhaare zuckten.
    »Uff.« Pewter erschauerte. »Nur ein Mensch würde für eine Idee sterben.«
    »Ein wahres Wort.« Die Tigerkatze blinzelte, als ein Rauchschwaden über die Äste geweht kam. »Weißt du, sie können die Wirklichkeit nicht akzeptieren. In der Wirklichkeit ist es so, dass alles allen zur gleichen Zeit passiert. Ohne erkennbaren Sinn und Zweck. Deswegen entwickeln die Menschen Prinzipien. Wenn die Prinzipien eines Menschen mit denen eines anderen Menschen kollidieren, kämpfen sie.«
    »Die einzige Wirklichkeit ist die Natur.« Pewter, zwar keine philosophische Katze wie Mrs Murphy, war dennoch eine kluge Katze.
    »Wohl wahr.« Murphy kniff die Augen zusammen, als der Rauch sich verzog. Sie sah Sir H. Vane-Tempest, der sich nichts nehmen ließ, aus den Reihen hervorbrechen und auf den Feind zupreschen.
    Ein lautes Knallen, noch eine Geschützsalve, und er ging zu Boden, ein Held für die Sache.
    Die Schlacht strebte ihrem Höhepunkt entgegen. Da Tucker nichts sehen konnte, hatte sie sich auf der Tribüne zwischen Harrys Füße gelegt. Sie hasste den Lärm, und die Schwefeldämpfe beleidigten ihre empfindliche Nase.
    Nach weiteren fünfzehn Minuten in dem am härtesten umkämpften Abschnitt gaben die Yankees auf und rannten davon. Auch das war Teil der Choreografie. Die Unionstruppen würden Südstaatler niemals auf Südstaatenterrain bezwingen, es sei denn, es handelte sich um die präzise Nachstellung einer historischen, von den Yankees gewonnenen Schlacht. Das war nicht nur ein Zugeständnis an die südliche Eitelkeit, sondern durchaus akkurat. Erst gegen Ende des Krieges, als Siege im Westen Siege im Osten

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