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Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen

Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen

Titel: Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Phillips Lovecraft
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Tänzern und schwebte über sterile Berge aus grauem Granit und trübe Wüsteneien aus Gestein, Eis und Schnee. Der Tag zog herauf, und die Phosphoreszenz tiefhängender Wolken wich dem dunstigen Zwielicht dieser nördlichen Welt, und noch immer flog der nichtswürdige Vogel bedeutungsvoll durch die Kälte und Stille. Gelegentlich sprach der Schieläugige mit seinem Reittier in einer hassenswert gutturalen Sprache, und der Shantak antwortete mit kichernden Lauten, die in den Ohren schmerzten wie das Kratzen auf einer Mattglasscheibe. Die ganze Zeit über stieg das Land an, und schließlich gelangten sie zu einem windgepeitschten Tafelland, das das ultimate Dach einer verdammten und unbewohnten Welt zu sein schien. Dort, einsam in Schweigen, Dämmer und Kälte, erhoben sich die unkeuschen Steine eines hingekauerten, fensterlosen Bauwerks, um das ein Zirkel kruder Monolithen stand. Der gesamten Anlage fehlte alles Menschliche, und Carter schloß aus alten Legenden, daß er wahrhaftig zu der fürchterlichsten und sagenhaftesten aller Stätten gekommen war, dem abgelegenen und prähistorischen Monasterium, worin gefährtenlos der unbeschreibbare Hohepriester haust, der eine gelbe Seidenmaske vor dem Gesicht trägt und zu den Anderen Göttern und ihrem kriechenden Chaos Nyarlathotep betet.

    Der ekelhafte Vogel landete jetzt, und der Schieläugige hopste von seinem Rücken und half dem Gefangenen beim Absteigen. Das Ziel seiner Gefangennahme stand Carter jetzt unmißverständlich vor Augen; denn der schieläugige Kaufmann handelte eindeutig als Agent der finsteren Mächte, und es drängte ihn, einen Sterblichen vor seinen Meister hinzuschleppen, der in seiner Vermessenheit darauf ausgegangen war, den unbekannten Kadath zu finden und im Angesicht der Großen in ihrem Onyxschloß ein Gebet zu sprechen. Es schien wahrscheinlich, daß dieser Kaufmann seine frühere Gefangennahme durch die Sklaven der Mondwesen veranlaßt hatte, und daß er nunmehr beabsichtigte das durchzuführen, was die rettenden Katzen vereitelt hatten; nämlich das Opfer zu irgendeinem schrecklichen Stelldichein mit dem monströsen Nyarlathotep zu bringen, und darzutun, mit welcher Dreistigkeit die Suche nach dem unbekannten Kadath unternommen worden war. Leng und die kalte Wüste nördlich von Inquanok mußten sich in der Nähe der Großen befinden, und dort sind die Pässe zum Kadath wohl bewacht.

    Der Schieläugige war kleinwüchsig, aber der große hippocephalische Vogel sorgte dafür, daß er Gehorsam fand; so folgte ihm Carter wohin er vorausging, und betrat den Kreis aufgerichteter Steine und den niedriggewölbten Torweg jenes fensterlosen Steinmonasteriums. Im Innern brannte kein Licht, doch der schlimme Kaufmann entzündete eine kleine Tonlampe mit morbiden Basreliefs, und trieb seinen Gefangenen unsanft vorwärts, durch Irrgärten enger, sich windender Korridore. An die Wände waren fürchterliche Szenen gemalt, älter als die Geschichte und in einem den Archäologen der Erde unbekannten Stil. Nach ungezählten Äonen leuchteten ihre Pigmente noch immer, denn die Kälte und Trockenheit des gräßlichen Leng bewahrt viele vorzeitliche Dinge. Carter nahm sie flüchtig im schummerigen Licht der schwankenden Lampe wahr und erschauerte bei der Geschichte, die sie erzählten.

    Durch diese Fresken schritten Lengs Annalen; und die gehörnten, behuften und weitmäuligen Fastmenschlichen tanzten schädlich inmitten vergessener Städte. Es gab Szenen aus alten Kriegen, in denen Lengs Fastmenschlichen gegen die aufgedunsenen Purpurspinnen der angrenzenden Täler fochten; und es gab Szenen von der Ankunft der schwarzen Galeeren vom Mond und der freiwilligen Unterwerfung von Lengs Bewohnern unter die polypenartigen und amorphen Blasphemien, die aus den Schiffsbäuchen hervorhoppsten und zappelten und krabbelten. Sie verehrten diese glitschigen, gräulich-weißen Blasphemien als Götter, und beklagten sich auch nie, wenn die besten und fettesten ihrer Männer in den schwarzen Galeeren fortgeschafft wurden. Die monströsen Mondbestien errichteten ihren Stützpunkt auf einer zerklüfteten Insel im Meer, und Carter konnte den Fresken entnehmen, daß es sich dabei um nichts anderes handelte, als das namenlose Felseneiland, das er auf seiner Überfahrt nach Inquanok gesehen hatte; jener graue, verfluchte Fels, den Inquanoks Seefahrer meiden, und von dem ein abscheuliches Geheul durch die Nacht hallt.

    Und diese Fresken zeigten auch den großen Seehafen und die

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