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Die Katzen von Ulthar

Die Katzen von Ulthar

Titel: Die Katzen von Ulthar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H.P. Lovecraft
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wissen, daß sie nur von jenem kalten, wüsten Plateau tönen, das getroste Leute nie aufsuchen, jenem verhexten Ort des Übels und Mysteriums mit Namen Leng.
    Um die matten Feuer tanzten merkwürdige Gestalten, und Carter war gespannt, was für Wesen dies sein mochten; denn verständige Leute sind nie in Leng gewesen, und außer seinen von fern geschauten Feuern und Steinhütten war der Ort unbekannt. Schleppend und unbeholfen hüpften jene Gestalten und mit übelanzusehenden Verdrehungen und Verrenkungen; und Carter verwunderte sich weder über die monströse Bosheit, die ihnen vage Legenden zuschrieben noch über die Furcht, die das gesamte Traumland vor ihrem verabscheuungswürdigen, gefrorenen Plateau hegt. Als der Shantak noch tiefer ging, gewann die Widerwärtigkeit der Tänzer eine gewisse höllische Vertrautheit; und der Gefangene strengte die Augen an und zermarterte sein Gehirn nach Hinweisen, wo er solchen Kreaturen schon begegnet war.
    Sie sprangen umher, als hätten sie Hufe anstelle von Füßen und schienen eine Art Perücke oder Kopfputz mit kleinen Hömern zu tragen. Weitere Kleidungsstücke fehlten, dafür wuchs den meisten ein dichtes Fell. Hinten baumelten gnomische Schwänze, und als sie emporblickten, sah er ihre exzessiv breiten Münder. Da wußte er, wer sie waren, und daß sie keineswegs irgendwelche Perücken oder Kopfputze trugen. Denn die kryptischen Wesen von Leng gehörten derselben Rasse an, wie die unbehaglichen Kaufleute von den schwarzen Galeeren, die in Dylath−Leen mit Rubinen handelten; jene nicht 63
    ganz menschlichen Kaufleute, die die Sklaven der monströsen Mondwesen sind! Es handelte sich tatsächlich um die gleichen dunklen Wesen, die Carter vor so langem auf ihrer stinkenden Galeere verschleppt hatten, und deren Genossen er auf den schmutzigen Kais jener verdammten lunaren Stadt in hellen Scharen hatte umhergetrieben werden sehen; die dünneren wurden harter Arbeit zugeführt und die fetteren in Lattenkisten fortgeschafft, um andere Bedürfnisse ihrer polypenhaften und amorphen Herren zu befriedigen. Nun erkannte er, wo solch zweifelhafte Kreaturen herstammten und erschauerte bei dem Gedanken, daß Leng diesen formlosen Scheusalen vom Mond bekannt sein mußte.
    Doch der Shantak flog vorüber an den Feuern, Steinhütten und den nicht mehr menschlich zu nennenden Tänzern und schwebte über sterile Berge aus grauem Granit und trübe Wüsteneien aus Gestein, Eis und Schnee. Der Tag zog herauf, und die Phosphoreszenz tiefhängender Wolken wich dem dunstigen Zwielicht dieser nördlichen Welt, und noch immer flog der nichtswürdige Vogel bedeutungsvoll durch die Kälte und Stille. Gelegentlich sprach der Schieläugige mit seinem Reittier in einer hassenswert gutturalen Sprache, und der Shantak antwortete mit kichernden Lauten, die in den Ohren schmerzten wie das Kratzen auf einer Mattglasscheibe. Die ganze Zeit über stieg das Land an, und schließlich gelangten sie zu einem windgepeitschten Tafelland, das das ultimate Dach einer verdammten und unbewohnten Welt zu sein schien. Dort, einsam in Schweigen, Dämmer und Kälte, erhoben sich die unkeuschen Steine eines hingekauerten, fensterlosen Bauwerks, um das ein Zirkel kruder Monolithen stand. Der gesamten Anlage fehlte alles Menschliche, und Carter schloß aus alten Legenden, daß er wahrhaftig zu der fürchterlichsten und sagenhaftesten aller Stätten gekommen war, dem abgelegenen und prähistorischen Monasterium, worin gefährtenlos der unbeschreibbare Hohepriester haust, der eine gelbe Seidenmaske vor dem Gesicht trägt und zu den Anderen Göttern und ihrem kriechenden Chaos Nyarlathotep betet.
    Der ekelhafte Vogel landete jetzt, und der Schieläugige hopste von seinem Rücken und half dem Gefangenen beim Absteigen. Das Ziel seiner Gefangennahme stand Carter jetzt unmißverständlich vor Augen; denn der schieläugige Kaufmann handelte eindeutig als Agent der finsteren Mächte, und es drängte ihn, einen Sterblichen vor seinen Meister hinzuschleppen, der in seiner Vermessenheit darauf ausgegangen war, den unbekannten Kadath zu finden und im Angesicht der Großen in ihrem Onyxschloß ein Gebet zu sprechen. Es schien wahrscheinlich, daß dieser Kaufmann seine frühere Gefangennahme durch die Sklaven der Mondwesen veranlaßt hatte, und daß er nunmehr beabsichtigte das durchzuführen, was die rettenden Katzen vereitelt hatten; nämlich das Opfer zu irgendeinem schrecklichen Stelldichein mit dem monströsen Nyarlathotep zu

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