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Die Katzen von Ulthar

Die Katzen von Ulthar

Titel: Die Katzen von Ulthar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H.P. Lovecraft
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äußerst bedacht darauf, sehr gut von den Göttern zusprechen und alle die Segnungen zu preisen, die sie ihm je gewährt hatten.
    Diese Nacht schlief Carter in einer Wiese an der Straße unter einem großen Lygath−Baum, an den er seinen Yak festband, und morgens setzte er die Pilgerfahrt nach Norden fort. Gegen zehn Uhr erreichte er das kleinkuppelige Städtchen Urg, wo Händler ausruhen und Bergleute Geschichten erzählen, und rastete bis Mittag in seinen Tavernen. Hier biegt die große Karawanenstraße westlich nach Seiarn ab, doch Carter schritt auf der Steinbruchstraße weiter dem Norden zu. Den ganzen Nachmittag folgte er der ansteigenden Straße, die etwas schmaler als die große Hauptstraße war und jetzt durch eine Region führte, wo es mehr Felsen als gepflügte Felder gab. Und am Abend hatten sich die niedrigen Hügel linker Hand zu ansehnlichen schwarzen Klippen aufgeworfen, und so wußte er, daß er sich nahe des Bergbaugebietes befand.
    Immerwährend türmten sich fernab zu seiner Rechten die großen, hageren 59
    Flanken der unbegehbaren Berge, und je weiter er ging, um so schlimmer wurden die Geschichten, die ihm die vereinzelten Farmer, Händler und Fahrer von rumpelnden Onyxkarren über sie erzählten.
    Die zweite Nacht kampierte er im Schatten einer großen, schwarzen Klippe, und zurrte seinen Yak an einer in den Boden gerammten Stange fest. Ihm fiel die größere Phosphoreszenz der Wolken an diesem nördlicheren Punkt auf, und mehr als einmal glaubte er, dunkle Formen zu sehen, die sich vor ihnen abzeichneten. Und am dritten Morgen gelangte der erste Onyxbruch in Sicht und er grüßte die Männer, die dort mit Picken und Meißeln arbeiteten. Vor dem Abend hatte er elf Steinbrüche passiert; das Land hier gehörte nur den Kliffs und Blöcken aus Onyx, es besaß überhaupt keine Vegetation, nur große, auf einem schwarzen Erdboden versprengt herumliegende Felsbrocken, und die grauen, unwegsamen Gipfel, die sich immer hager und sinister auf seiner rechten Seite erhoben. Die dritte Nacht verbrachte er in einem Lager von Steinbrucharbeitern, deren flackernde Feuer unheimliche Reflexe auf die glänzenden Klippen im Westen warfen. Und sie sangen viele Lieder und erzählten viele Geschichten, die ein so auffallendes Wissen um die früheren Zeiten und die Gewohnheiten von Göttern besprachen, daß Carter merkte, daß sie viele versteckte Erinnerungen an ihre Vorfahren, die Großen, bewahrten. Sie fragten ihn wohin erginge, und warnten ihn davor, nicht zu weit in den Norden vorzudringen; doch er antwortete, er sei auf der Suche nach neuen Onyxklippen und würde keine größeren Risiken eingehen als unter Prospektoren üblich wäre.
    Am Morgen sagte er ihnen adieu und ritt in den sich verdunkelnden Norden, wo er, wie sie ihm angekündigt hatten, den gefürchteten und gemiedenen Onyxbruch finden würde, aus dem Hände, älter als die des Menschen, ungeheure Blöcke gebrochen hatten. Aber es behagte ihm nicht, daß er, als er sich zu einem letzten Abschiedswinken umdrehte, zu sehen glaubte, wie sich dem Lager jener untersetzte und schwerzufassende Kaufmann mit den Schielaugen näherte, dessen mutmaßlicher Handel mit Leng das Gerücht im fernen Dylath−Leen war.
    Nach abermals zwei Onyxbrüchen schien der bewohnte Teil Inquanoks zu enden, und die Straße verengte sich zu einem steil ansteigenden Yakpfad zwischen widerwärtig schwarzen Klippen. Immer zur Rechten türmten sich die kahlen und fernen Gipfel, und als Carter weiter und weiter in dies unbekannte Reich hinaufkletterte wurde es dunkler und kälter. Bald stellte er fest, daß der schwarze Pfad unten weder Fuß− noch Hufabdrücke aufwies, und er begriff, daß er tatsächlich auf sonderbare und verlassene Wege der Vorzeit gestoßen war. Hin und wieder krächzte ein Rabe hoch in der Luft, und dann und wann ließ ihn ein Flappen hinter irgendeinem gewaltigen Felsen voll Unbehagen an den geheimnisumwitterten Shantak−Vogel denken. Doch ansonsten war er allein mit seinem zottigen Reittier, und es bedrückte ihn, daß dieser exzellente Yak immer widerstrebender vorwärts ging und auf das kleinste Geräusch längs des Weges zunehmend mit ängstlichem Schnauben reagierte. Der Steig zwängte sich jetzt zwischen schwarzen und glitzernden Wänden und gewann noch mehr an Steilheit. Er gewährte schlechten Halt, und der Yak glitt häufig auf den dickgestreuten Steinsplittem aus. Nach zwei Stunden sah er voraus einen letzten Kamm liegen, hinter dem sich nur noch

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